Thema:
Zwischenfazit - Level 23 / 33% Spielfortschritt flat
Autor: JPS
Datum:10.10.18 11:18
Antwort auf:Assassin's Creed Odyssey [Multi] von spinatihero

Dank Urlaub konnte ich die letzten Tage viel Zeit investieren und bin jetzt Level 23 (von 50) und lt. Statistik bei 33% Spielfortschritt.

Damit ist AC:O bereits jetzt mein in diesem Jahr mit Abstand am längsten gespielter Titel und wird bis zum Ende problemlos die 100 Stunden Marke knacken, was seit AC3 keinem AC mehr gelungen ist.

Größte Stärken / Pluspunkte:

1. Die Story ist interessant genug, so dass ich tatsächlich wissen will wie es weiter geht. Wenn man sich nicht spoilert, gibt es auch einige überraschende Wendungen und Story-Erweiterung in unerwartete Richtungen.

2. Das Spiel führt sehr lange neue Spielelement ein. Da ich eher langsam vorgehe und Bereiche über die Hauptstory hinaus erkunde, kam z.B. erst nach 20 Stunden ein sehr interessantes und umfangreiches Element hinzu, dass mich sicher lange beschäftigen wird.

3. Das Fähigkeiten-System macht Laune und liefert auch ohne XP-Boost einen stetigen Fortschritt, der dazu führt, dass die Kämpfe und Herangehensweise sich ständig ändern oder weiterentwickeln und diese wichtige Gameplay-Basis daher bisher noch immer frisch geblieben ist. Dabei macht es durchaus einen spürbaren Unterschied in welche Richtung man sein Setup ausrichtet.

4. Auch nach 40 Stunden kann mich die Grafik noch immer begeistern. Natürlich nicht so regelmäßig wie in den ersten Minuten/Stunden, aber man findet immer wieder neue Highlights, die einen staunen lassen. Ich poste gleich auch noch ein paar Beispiele in einem gesonderten Beitrag.

Weitere Stärken:

Bestimmte Landschaftsdetails, aber auch Ereignisse in den Haupt- und Nebenstories werden von der Spielfigur in einer Art Selbstgespräch innerhalb des normalen Spielflusses kommentiert.

Das Erforschen von Höhlen ist spaßig und bietet stellenweise auch leichte Rätselkost.

Es gibt eine größere Menge an Tafeln, auf denen in Rätselform ein bestimmter Ort beschrieben ist, den man besuchen muss. Das kann zwar teilweise etwas nervig sein, wenn man die Stelle nicht findet, bringt aber eine willkommene Abwechslung abseits von klar definierten Questmarkern.

Das Kampfsystem ist durchaus komplex, bleibt aber trotzdem ausreichend arcardig, um den Spielfluss nicht zu hemmen. Wenn man erst mal hinein gefunden hat, spielt es sich ähnlich fluffig wie bei früheren AC-Titeln.

Es gibt eine gute Erklärung für einige der weniger realistischen Fähigkeiten.

Mängel:

Der größte Mangel ist IMO, dass der Schmied und Feinarbeiten an der Ausrüstung bis zum Erreichen der Stufe 50 keinen Sinn machen.

Man findet Rüstungen und Waffen im Überfluss, gleichzeitig ist das Upgrade vorhandener Ausrüstung auf die aktuelle Stufe zu teuer, um es regelmäßig zu machen. Und wenn man es machen würde, wäre die Rüstung wenige Stunden später trotzdem wieder veraltet.

Und nicht nur gegenüber irgendeiner tollen Spezial-Rüstung, für die man eine schwierige Aufgabe erfüllt hat, sondern auch gegenüber jeder 08/15 Rüstung, da die gefundene Ausrüstung mitlevelt und so immer besser ist, als das was man einige Stunden vorher bekommen hat. Epic/Legendary-Status kann vielleicht 2 Stufen ausgleichen, aber spätestens bei 3-4 Stufen Unterschied, ist die Standard-Ausrüstung wieder überlegen oder zumindest gleichwertig.

Durch diese Kurzlebigkeit macht es auch nicht wirklich Sinn die Waffen/Rüstungen mit besonderen Eigenschaften versehen zu lassen. Ist zwar toll, nochmal 8% Schaden zusätzlich zu bekommen, aber wenn die Waffe oder Rüstung nach ein paar Stunden trotzdem veraltet ist, bringt das halt auch nichts und die Ressourcen sind besser gespart oder an anderer Stelle investiert.

So bleiben diese Elemente im Wesentlichen dem Endgame vorbehalten, obwohl einem das Spiel das Gefühl gibt, dass man sie von Anfang an nutzen kann. Kann man wohl auch, aber zumindest auf Normal ist dieses letzte Feintuning nicht nötig und sein Geld steckt man besser in die Aufrüstung vom Schiff, da man dort einen dauerhaften Vorteil erhält.

Die Anzahl der feindlichen Camps ist zu groß - gefühlt sind deutlich über 50% der Fragezeichen auf der Karte irgendeine Form von feindlicher Basis. Führt dann im Endeffekt wie bei BOTW dazu, dass man sie auslässt, wenn man nicht für eine Mission zwingend rein muss. Wirkt sich also nicht allzu störend auf das Spielerlebnis aus, nur beim Komplettieren ist es etwas nervig zu einem Fragezeichen zu laufen, nur um festzustellen, dass es wieder nur eine Basis, statt interessanter Content ist.

Das Verschieben von Kräfteverhältnissen habe ich deshalb bisher auch ausgelassen, da man dafür jede Menge sehr ähnlich ablaufender Basis-Kämpfe absolvieren müsste. Das ist IMO spaßbefreiter Grind, der zum Glück nicht nötig ist, um Fähigkeiten freizuschalten und das eigene Schiff schrittweise bis zum Spielende hochzurüsten.

Einschätzung zu Dialogoptionen / Entscheidungsfreiheit:

An einigen wenigen Stellen bietet mir das Dialogsystem nicht genug Entscheidungsfreiheit, was dann ein wenig aus dem Rollenspiel herausreißt.

Teilweise weiß man auch nicht auf was man sich beim Annehmen einer Mission einlässt, bis es zu spät ist. Wenn man also moralisch einwandfrei vorgehen möchte, hat man ggfls. eine solche Mission dauerhaft in der Liste stehen.

Den Psychopathen-Vorwurf aus der PC Games kann ich aber trotzdem nicht teilen, da man zu weiten Teilen frei entscheiden kann, ob man als skrupelloser Söldner oder mit gewissen moralischen Werten vorgehen möchte. Man kann Streits schlichten, Aufträge ablehnen, Partei für eine Seite ergreifen, Geldzahlungen ablehnen, usw.

Besonders interessant finde ich den Aspekt, dass moralisches Vorgehen unterm Strich Geld kostet. Finde ich einen netten Konflikt, der ja auch durchaus realistisch ist. Und wie im echten Leben, weiß man nie ob die Gegenseite sich für nette Aktionen evtl. später einmal revanchiert, die Gutmütigkeit ausnutzt oder einem sogar in den Rücken fällt.

XP-Boost:

Der kostenpflichtige XP-Boost ist tatsächlich der größte Unsinn, den man sich antun kann. Ich bin ja erst bei 33% Spielfortschritt und trotzdem kann ich die Fähigkeiten, die ich noch ernsthaft haben will, an einer Hand abzählen. Zeitweise habe ich bis zu 5 Fähigkeiten-Punkte ungenutzt gelassen, da ich nichts dringend brauchte und an vielen Stellen das Upgrade durch einen anderen Faktor limitiert war, der nur durch echten Spielfortschritt erreicht werden kann.

Außerdem sind viele Fähigkeiten nicht passiv, sondern müssen aktiv ausgelöst werden und kosten Energie. Zu viele aktive Fähigkeiten machen daher das Handling unnötig kompliziert und wenn man sich z.B. auf den Assassin-Bereich spezialisiert, so dass man dort dann auch extrem viel Schaden macht, dann will man in einem schwierigen Kampf auch diese Fähigkeiten wiederholt einsetzen und nicht mit Spezial-Moves aus dem Jäger-Ast herummachen, die gar nicht zum eigenen Setup passen.


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