Thema:
Bin nun auch endlich dran - Zwischenfazit flat
Autor: BigFred
Datum:24.09.18 12:01
Antwort auf:Legend Of Zelda: Breath Of The Wild #8 von Kilian

Nach gut 30 h kann ich beide Lager sehr gut verstehen. Der Titel bietet Elemente, die begeistern können als auch solche, die eher abschrecken.

Die wichtigste Erkenntnis: Ja, es bietet ein neues Gefühl von Freiheit. Das liegt imo vor allem am Kletterfeature, das einem das Gefühl gibt, dass keine echten Grenzen existieren und daran, dass es sich die ganzen Markierungen auf der Karte fast allesamt spart. Dadurch entfällt weitgehend der nervige innere "Abarbeitungs"-Zwang.

Allerdings: Mir ist ein Rätsel, warum viele Spieler immer Freiheit mit Spielspaß gleichsetzen. Im Grunde hat es die gleichen Probleme wie viele andere OW-Spiele zuvor. Freiheit heißt hier vor allem ständig durch total kahle und öde Gegenden zu rennen. Ich kann zwar fast überall hin und ja, der Entdeckeraspekt wird hier viel stärker betont als in den Vorgängern - man fühlt sich sehr auf sich allein gestellt und läuft teilweise weit abseits des Weges entlang. Nur leider gibt es meist nicht wirklich was Tolles zu entdecken. Keine Herzteile oder sonstwie wichtigen Gegenstände. Wozu also die Mühe?

Das Spiel ist vor allem sehr gut darain, zu kaschieren, dass es im Grunde auch nicht viel anderes bietet als ähnliche Titel. Türme aktivieren, um die Karte freizuschalten, Gegner-"Camps" - wenn auch sehr klein - viel Leerlauf und die üblichen Nebenmissionen.

Kochen macht nur mittelmäßig Spaß, da die Rezepte nicht aufgezeichnet werden. Auf Rumgekritzel mit Zettelwirtschaften habe ich beim Spielen wirklich keinen Nerv mehr. Man muss anscheinend immer ein Gericht als "Backup" im Inventar lassen. SO ein Quark. Waffensystem für mich nicht besonders problematisch, aber kontraproduktiv, da der Spaß am Kämpfen so abhanden kommt. Außer ich habe gerade Schrottwaffen dabei, die ich eh loswerden will.

Irgendwie fehlt mir bei dem Spiel das Gefühl, voranzukommen. Habe weit über 30 Stunden drauf, aber das Gefühl, dass ich auf der Stelle trete. Gerade mal lachhafte 17 Schreine habe ich abgeklappert plus einen Titanen (Zoras). Ist das normal? Wo sollen die denn alle sein? Der Sensor meldet sich nur alle Jubeljahre mal und auch von den Krogsahmen habe ich gerade mal gut 10 gefunden.

Auf der Habenseite steht aber tatsächlich das Gefühl, sich in einer fremden Welt zu befinden und auf eigene Faust dort zurechtfinden zu müssen. Das Spiel nimmt einen wesentlich ernster als frühere Titel. Dass man quasi überall hinkann, macht das alles deutlich glaubwürdiger und hier und da entdeckt man doch mal kleine Überraschungen. Die Wetterverhältnisse wie der Regen sind schon ganz atmosphärisch und es ist schön, sich einfach mal treiben zu lassen und zu schauen, wohin einen der Weg führt und was die Story noch für einen parat hält. Der Titan war auch sehr imposant. Insofern kann ich die Pro-Fraktion verstehen.

Summa summarum bislang zwar schon ein außergewöhnliches Spielerlebnis. Ich kann aber nicht behaupten, dass es mir jetzt unbedingt wahnsinnig viel mehr Spaß macht als die Vorgänger oder z.B. Uncharted 4, das ich kurz zuvor gespielt hatte. Sind imo einfach nur unterschiedliche Ansätze ohne dass der eine jetzt viel besser oder schlechter wäre, was das reine Vergnügen angeht. Wenn ich wählen müsste, würde ich mir als Nachfolger ein eher klassisches Zelda wünschen. Als Experiment ist es ja voll in Ordnung, aber immer muss ich das nicht so haben. Open World hat für mich viel zu große Nachteile. In Sachen Freiheit hat für mich damals Deus Ex gezeigt, wie es wirklich geht. Da war ich einfach fasziniert von allen Möglichkeiten, die sich mir boten. Das Konzept ist mir wesentlich lieber als stundenlang über Felsen zu rennen. Ich warte aber mal ab, wie das Gesamtbild noch wird. Erfahrungsgemäß kann sich das alles noch ändern.


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