Thema:
BUTCHER flat
Autor: Sockenpapst
Datum:16.08.18 10:08
Antwort auf:"Ich zocke gerade" Thread Nr. 25 von Totoro

Ja, die Capslock müssen laut Entwickler so - ein Titel im krassen Kontrast zum melancholischen Stil dieses Text-Adventures angesiedelt in einer fiktiven osteuropäischen Kleinstadt, in dem es schlicht darum geht, seinen Platz im Arbeits- und Privatleben zu finden. Besonders gefallen dabei die subtilen (homo-)erotischen Untertöne und die eigentümliche, doch stets korrekt gegenderte Sprache.

Okay, tatsächlich handelt es sich hier natürlich um einen extrem einfach gestrickten 2D-Twin-Stick-Shooter mit der wohl rudimentärsten 8-Bit-Grafik, die ich seit seligen C64-Zeiten gesehen habe. 20 kurze Level lang kämpft man sich mit Schrotflinte, Kettensäge und sonstigem Mordwerkzeug bewaffnet bis zum Ausgang, und erledigt auf dem Weg jeweils Dutzende Fitzelsoldaten mit ausgesuchter Brutalität, unterlegt von einem aggressiven und treibenden Sound, der mehr als einmal an Doom (2016) erinnert.

Durch Farbgebung (braun, rot, grau - das war´s eigentlich), Sound, Waffen, Energiesystem und Gewaltgrad liegen tatsächlich Vergleiche mit älteren ID-Titeln auf der Hand (mehrfach gelesen habe ich die Bezeichnung 8-Bit-Quake), gleichwohl orientiert sich BUTCHER eher an Hotline Miami:
Wie dieses ist BUTCHER so dermaßen schwer, dass man extrem langsam und vorsichtig Gegner für Gegner abarbeitet, die - ebenso wie bei HM - innerhalb von Sekundenbruchteilen reagieren und einem genauso schnell das Licht ausblasen. Ja, der Frustfaktor ist hoch und Auswendiglernen Teil des Gamedesigns, aber dank der kompakten Abschnitte, der cleveren und letztlich immer fairen Gegnerplatzierung sowie vielen logischen Modifikationen des Spielprinzips bleibt man meist motiviert.

(Dies gilt zumindest, wenn man nicht auf dem treffend "I cry when I die" bezeichneten Casual-Schwierigkeitsgrad spielt. Aber das tut hier hoffentlich niemand, da so tatsächlich das Spielprinzip verwässert würde.)

Allerdings ist BUTCHER eher ein Spiel für die schnelle Runde zwischendurch, als für das lange Zockwochenende, denn Ermüdungserscheinungen treten schon nach wenigen Leveln unübersehbar auf, und offensichtliche Schwächen (die winzigen Gegner sind sehr schlecht erkennbar, die Steuerung für Analogsticks eigentlich zu sensibel) erhöhen den grundsätzlich massiven Frustfaktor unnötig. Dazu hat die Grafik definitiv eine Grenze überschritten: Das ist nicht mehr charmant-einfach, sondern spielspaßhemmend billig.

Dennoch - wer Hotline Miami ob des Spielprinzips mochte, kann hier für einen niedrigen einstelligen Eurobetrag durchaus zugreifen.

EDIT: Und durch. Dreieinhalbstunden Gesamtspieldauer auf Hard, wovon eine gute halbe Stunde auf den Endboss draufging. Das ist insoweit hervorzuheben, als dass der komplette, hektische und unübersichtliche Kampf im Gelingensfall max. 1 Minute dauert. Man sollte also durchaus leidensfähig sein...


< antworten >