Thema:
Zielgruppenkonflikt flat
Autor: Max @ home
Datum:24.06.18 14:54
Antwort auf:Finger Weg!!! von Tux

Ich sehe ja ein, dass sich ein Titel wie die "Flashback"-Neuauflage kaum allgemeingültig testen lässt. Das eigentliche Problem entsteht aber dann, wenn ein Redakteur, wie nach meinem Gefühl hier geschehen, zielsicher an der angepeilten Zielgruppe vorbeitestet. Dieser schnappt sich die leicht modifizierte Umsetzung eines rund 25 Jahre alten Klassikers , der sich an puristische Retro-Fans richten möchte, und testet ihn inhaltlich aus der Sicht eines 15-jährigen Jugendlichen, der einen geschliffenen Vollpreistitel ohne Ecken und Kanten in Hochglanzoptik erwartet.

Sind umfassende Darstellungen zu fragwürdigen Preisgestaltungen bei überschaubarem Aufwand erlaubt? Klar. Nur haben sie in einem seriösen Test nichts zu suchen - und schon gar nicht über die letztendliche Wertung zu entscheiden. Dürfen subjektiv unnötige Grafikfilter erwähnt werden? Sicherlich. Allerdings in diesem Fall besser nur in einer Randnotiz, da sie der Großteil der angepeilten Zielgruppe sowieso vorneweg deaktivieren wird.

Die Problematik des Tests fällt seinem Urheber im Verlauf seines Reviews selbst auf. Im achten (und letzten klassischen) Absatz kristallisiert sich immerhin ansatzweise dann doch heraus, dass hier eigentlich nicht (nur) ein neues Spiel, sondern in erster Linie vielmehr ein Stück digitale Zeitgeschichte bewertet werden sollte, weshalb er sich dann doch noch in die Rolle des alternden Nerds hineinbewegt. Und hier endet der Konflikt mit dem Schwarz/Weiß-Siegelsystem: Der Tester ist seiner eigenen Aussage nach "mit dieser Box ganz zufrieden", sagt gleichzeitig aber dennoch: "Finger weg".

Ich bin mir des Zwiespalts und der Schwierigkeit einer aktuellen "Flashback"-Bewertung bewusst, aber der Text liest sich für mich eher als allgemeine Kritik an so mancher Preisgestaltung als als Review, die halt nun der bemitleidenswerte Conrad abkriegt. Man mag die Box, macht dann aber letzten Endes die ausgebliebene Kaufempfehlung "knallhart am geforderten Preis fest". Bleibt nur die Frage: Woher weiß ein Redakteur, was mir zu teuer ist?

Die ersten Eindrücke von Euch lesen sich hier ja ganz anders. Vielleicht wäre es in diesem Sinne aus der Sicht von Eurogamer sinnvoll, ein weiteres Exemplar eines Siegels einzuführen.


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