Thema:
Re:Ich habe mit zwei der Game Directors über die Gewalt. flat
Autor: spinatihero
Datum:18.06.18 13:20
Antwort auf:Re:Ich habe mit zwei der Game Directors über die Gewalt... von Fox

>Wage ich zu bezweifeln.

Es kommt sicher darauf an wie Du Gewalt definierst. Gewalt bedeutet ja nicht gleich Gore und Splatter, sondern Gewalt gibt es in jedem Beatem Up, Open World Spiel, Ego Shooter etc unabhängig von Blut.

>Ja, ist es. Mir geht es darum, dass die Branche und wir als Zocker nicht wieder Schaden nehmen, nur weil die Industrie nicht weiss, wo sie ihre Grenze ziehen soll, oder eben die Grenze dauernd wieder verschiebt.

Diese Aussage ist jetzt aber sarkastisch oder? Du machst Dir wirklich Sorgen dass die Branche bei Spielen wie TLOU in Verruf gerät, eines der wenigen Spiele die einen glaubwürdigen Rahmen schafft, während es Spiele wie Doom, Mortal Kombat, Wolfenstein, Call of Duty, GoW, GoW etc gibt, in denen im Sekundentakt Gegner zerfetzt, zerissen, verbrannt etc werden? Das kann von Dir nur ein Scherz sein. Die Unterschiede könnten gravierender nicht sein. Zum Vergleich würde ich Dir raten einfach den TLoU2 Gameplay Trailer gefolgt vom Doom E3 Gameplay Trailer anzuschauen. Da sollte auch Dir ein erheblicher Unterschied auffallen.

>Zudem hast auch du selbst deine Grenze, was Gewalt angeht. Wo die wohl liegt? Bei der Machete im Hals eines Kindes? Oder einer Schwangeren? Bei realen Bildern?

Eine Grenze hat jeder. Aber die Grenze liegt eben nicht immer bei der Gewalt an sich sondern eben beim Context. Die Machete im Hals des Opfers ist bei TloU 2 jetzt kein überzeichneter Gewaltgrad, gerade im Vergleich zu Doom indem Gegner eben zerstampft, zerissen, verstümmelt etc werden. Der Unterschied, und das finde ich bei Deiner Antwort problematisch, ist eben Gewalt ist in jeder Art okay solange der Gegner kein Mensch ist weil es sonst kein "Spaß" macht. Es ist völlig okay in Gears of War den Gegner die Motorsäge in den Hals zu rammen, und dann den Körper zu halbieren, es ist aber ein Problem wenn ein Charakter eine Machete in den Hals eines Charakter schlägt, der vor wenigen Sekunden versucht hat diesen mit einem riesigem Hammer den Kopf einzuschlagen? Hm, ok....

>Es sollte der Zeitpunkt kommen, ab welchem sich die Firmen/Industrie absprechen sollten, was mit der Technik noch darzustellen, also Ethisch vertretbar ist, so dass nicht Staaten zensierend eingreifen glauben zu müssen. Und wir nicht wieder als die Idioten dastehen, weil da sind wir jetzt grad so schön akzeptiert und in der Gesellschaft angekommen mit unserem Hobby im Vergleich zu den 90ern.

Diese Phase ist längst vorbei. Die Zeiten, als es noch "in" war Spiele wegen der Gewalt zu vermitteln. Spiele wie Soldier of Fortune oder ältere GTA Teile sind doch nicht mehr vertretbar weil Entwickler einen anderen Anspruch haben. Dennoch ist es wichtig Gewalt in Videospielen zu zeigen, der Wandel von GTA 3 zu 5 zeigt aber dass mit dem Thema heute viel behutsamer umgegangen wird. Und die Gewaltdarstellung von TloU ist weder übertrieben noch unpassend. Wir sind uns einig dass es Spiele geben muss, die Gewalt nicht nur zelebrieren sondern auch in eine glaubwürdige Welt pflanzen. Kein Mensch würde die Gewalt in Anti Kriegsfilmen wie Platoon oder Apocalypse Now kritisieren, da die Filme authentisch sein wollen. Über die Gewalt in Evil Dead wurde in meiner Jugend viel mehr diskutiert weil diese Art von Filmen eben Gewalt als Spaß verkauften. Ich würde TloU nicht als Anti Gewaltspiel bezeichnen, aber es setzt Gewalt eben seriöser und nachvollziehbarer ein als die genannten Beispiele.

An Deiner Stelle würde ich mich eher fragen warum für Dich die Macheten Szene eine neue Grenze darstellt, während andere Spiele Gewalt expliziter und brutaler einsetzen. Meine Vermutung ist dass ND mit der realistischen Darstellung der Charaktere durch verbesserte Animationen und Mimik bei einigen ein Unwohlgefühl provozieren. Es ist halt einfacher menschenähnliche Fantasyfiguren zu zerstückeln, als einen realitätsnahen digitalen Menschen. Auch hier passt die Folterszene in GTA 5 perfekt. Stunde um Stunde verprügelt, überfährt, erschießt oder erschlägt der Spieler hunderte von Fußgängern, Polizisten, Dealern usw. Wenn dann aber ein einziger Charakter lebensnah auf die Aktion des Spielers reagiert, und der Spieler einen Spiegel vorgehalten bekommt, geht das rattern im Kopf los. Spieler wollen offensichtlich nur morden und zerstückeln wenn sie es ohne Gewissen machen können.
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