Thema:
Re:Ich habe mit zwei der Game Directors über die Gewalt. flat
Autor: suicuique
Datum:18.06.18 11:52
Antwort auf:Re:Ich habe mit zwei der Game Directors über die Gewalt. von token

>>Ich kopiere mal meinen Beitrag von weiter unten auf den niemand geantwortet hat:
>>
>>Bei Filmen will ich gar nicht widersprechen (siehe zb Gewalt in Filmen von Scorsese).
>> Ich bin nur SEHR unsicher ob das in einem interaktiven Medium auch so wirkt wie man es annimmt. Nach meinen eigenen Erfahrungen im persönlichen Umfeld sieht es eher so aus, dass Leute bei denen es den gewünschten Effekt auslösen würde das Spiel links liegen lassen und diejenigen die es kaufen jede Tötung genüsslich auskosten.
>
>Hier erkenne ich mehrere Probleme. Zum einen ein nicht belastbares Bauchgefühl als Gradmesser.


Ich habe keine allgemein gültigen Aussagen diesbezüglich getroffen und es explizit als Anekdote gekennzeichnet.
Und dass jeder von seinem Umfeld beeinflusst wird willst du mir jetzt bitte nicht allen Ernstes als "Problem" verkaufen oder? :)

>Davon ab sehe ich den Umstand dass es ein Publikum gibt das ob solcher Inhalte eine unreflektierte und verherrlichende Rezeption mitbringt nicht als Problem des Werkes mit der sich die Macher auseinander setzen müssen, sondern als etwas das grundsätzlich immer gegeben ist.

Hier muss ich widersprechen.
Es gibt dazu auch IIRC ein schönes Interview mit dem Regisseur von American History X, der ob der Rezeption überrascht war und IIRC aussagte, dass er den Film angesichts dieser nicht nochmals SO drehen würde.

Kommunikation (ein veröffentlichtes Werk ist nichts anderes) MUSS immer beide Seiten berücksichtigen:
Was man sagen will
und
Wie es verstanden/aufgenommen wird.

>Diese technische Entwicklung steht nicht still, dass ein TLoU solche Kaliber rausholen muss um Explizität als verstörendes Vehikel inszenieren zu können, liegt hier vor allem auch daran dass die Explizität etablierter Fungewalt schon auf einem derart hohen Level ist.

Aber darum geht's mir doch gar nicht.
Mir geht es darum dass spielerische Zwänge (Levelstruktur, "Boss"mechaniken, Story "weiterspielen") ein ganz anderes Korsett zur Rezeption vorgeben als es bei einem nicht interaktiven Medium der Fall ist.
Hier muss ICH Gewalt ausüben anstatt dieser (wie im Film) nur ausgeliefert zu sein.
Ist dieser Unterschied für Dich so unerheblich?

(persönliche Anekdote am Rande: die Story von GTA V habe ich bis zur Folterszene gespielt und nicht eine Sekunde weiter, weil mir das Spiel keine Möglichkeit gegeben hat die Folter zu verweigern . Selbst ein "Game Over" hätte ich akzeptiert)

>IMO ist es genau umgekehrt, und der eigentliche Vorwurf resultiert daraus dass man in seiner eigenen Heuchelei entlarvt wird, und das nicht möchte. Weil Spiele Spaß machen sollen. Lass mich in Ruh mit dem was ich da tu. Ein ähnlicher Block sind meines Erachtens nach die Jagd-Mechanismen in vielen Spielen welche dann die Rehkitz-Diskussion Triggern, och nö, animal kill, die Schweine, 900 brachialst perforierte Menschengegner im gleichen Spiel sind hingegen usual business. Und im Anschluss das Salami-Brötchen.

Diese Sicht gibt es sicherlich. Aber jegliche Kritik an der Darstellung darauf zu reduzieren halte ich für falsch.

gruß


< antworten >