Thema:
Und durch – Super-Mega-Heavy-Spoiler flat
Autor: Slapshot
Datum:07.05.18 10:58
Antwort auf:Far Cry 5 von Rikkimaru

Kurzfazit:

Der Süden war der normalste Abschnitt, im Norden waren die Prüfungen nervig und im Osten hat mich Faith mit ihrem Gelaber zu Tode gelangweilt.

Aber beginnen wir mit John, oder wie ich ihn gern genannt habe, Ryan Reynolds. Falls es jemals zu einer Verfilmung kommt, dann nur mit Deadpool!

Für einen Sektenclown war der noch der normalste durchgeknallte in der Seed-Familie. Bis auf seinen Drang, seine Botschaften in jeden reinzuritzen, war der eigentlich so, wie man sich durchgeknallte psychopathische Sektentypen vorstellt. Natürlich so überzeichnet, wie man das für den War on Sektenterror sein sollte, aber halt noch vergleichsweise Standard.

Dazu passt der allgemein etwas heiterere Ton im Süden. Trotz einer teuflischen (?) Sekte, lässt man es sich nicht nehmen, das in der deutschen Übersetzung schön zweideutig klingende Eier Festival durchzuziehen. Vor allem deswegen, weil man erst im Gesprächsverlauf feststellt, dass es hier nicht um Hühnereier geht. Das ist dann schon ganz nett gemacht, dass man zum Beispiel den Bullen die Hoden erst dann abschneiden darf, wenn sie diese kopulierend entleert haben. Und weil die im Süden gern Geschnetzeltes essen, zerhäckselt man gleich die ganze Kuh mit. Pubertär? Aber hallo! Lustig: wenn man pubertären Humor mag, dann auf jeden.

Auch die Rückholaktion des Trucks, liebevoll Witwenmacher genannt, ist ein kleines Highlight. Mit dem Ding durch die Straßensperren fegen, sorgt durchaus für Erheiterung.

Töte, töte, töte

Im Norden ist nicht nur das Klima rauer, auch der Ton zieht an. Jacob Seed ist kein harmloser Borderliner, sondern bemüht sich, die Herde auszudünnen. Was mich da am meisten genervt hat: das Spiel zwingt mich Dinge zu tun, die ich nicht tun will. Das kenn ich noch aus der Folterszene aus GTAV – da wollte ich das auch nicht. Aber auch hier lässt mir das Spiel keine Wahl und ich muss Jacobs Spiel (hoho!) mitspielen. Dass das darin endet, dass ich Eli das Licht ausblase war zumindest vorhersehbar. Also nicht unbedingt Eli in Person, aber halt, dass ich irgendwann einen wirklichen Mord begehe. Aber was heißt wirklich? Man wacht ja mindestens einmal in Mitten von Toten auf, ohne dass das einem signalisiert, ob man die selber in einem Anfall von Mordlust getötet hat.

Wie auch immer: da bekam der Spielspaß erste Risse.

Dann weiter in den Osten, zu Faith. Die war ja anfangs eher süß, als gefährlich. Trotzdem mit fortlaufender Spieldauer nervig und was ich noch schlimmer fand: ein Beweis, dass der eigene Charakter immer mehr die Kontrolle über sich verliert und auch an Wahnvorstellungen leidet. Ist ja schon schlimm genug, dass die Tante plötzlich immer wieder auftaucht, aber dann gab’s noch Viecher, die sich plötzlich materialisierten, oder veränderten. Und natürlich die dezent nervige Veränderung der Sicht, wenn man durch ein Bliss-Feld läuft, oder Bliss-Dämpfe durch die Luft wabern.

Hat man Faith in einem Bosskampf erledigt, der den Kampf gegen Jacob gleich nochmal zu unterbieten wusste, wird man auch gleich zum Vater gerufen und die finale Konfrontation gegen Joseph begann. Mit einer Überraschung. Weil plötzlich alle meine Begleiter von ihm allein mit Bliss eingenebelt wurden. Was John, Jacob und Faith nicht geschafft haben, schafft er plötzlich allein. Gut, vielleicht ist er auch nur schnell zur 8 Bit-Bar gefahren. Dort hängt die Meute schließlich rum, wenn sie nicht gerade von mir gebraucht werden…

Aber gut, wie auch immer. Da sind also alle meine Begleiter und bedrohen den noch lebenden Teil meiner anfänglichen Begleiter. Joseph wiederum lässt mir jetzt die Wahl mich wie ein getretener Hund zu verpissen, oder sich ihm in einer finalen Auseinandersetzung zu widersetzen.

Und ich sag’s gleich: Mir hat keines der beiden Enden gefallen Böse Enden my ass. Ich hab mir den Arsch aufgerissen, um die Bande aus den Klauen der Sekte zu retten und werde am Ende vom Spiel in den Arsch getreten. Entweder gehen alle bei einer Atomexplosion drauf, oder es wird angedeutet, dass ich meine Freunde in einem letzten Akt von anerzogener Gewalt im Auto auslösche. Ja danke auch.

Zumindest das Atomschlag-Ende hätte ich ja noch irgendwie hinnehmen können, wenn sich das in irgendeiner Form angedeutet hätte. Oder wenn man sich dafür halbwegs logisch verhalten hätte. Wofür war eigentlich das ganze Auswahlverfahren der Sekte? Nur, damit am Ende alle außer dem Vater und mir im Arsch sind? Dafür hat’s den ganzen Brimborium gebraucht? Warum sind die nicht einfach in ihre Bunker gegangen? Dort hätten sie dann bleiben und den ganzen Scheiß aussitzen können. Stattdessen musste man Menschen foltern, entführen, umprogrammieren, ihrem Willen berauben, morden und terrorisieren.

Hatte er also doch recht, als er vom reinigenden Feuer sprach. Aber wofür? Egal.

Ich freu mich dann auf Far Cry Fallout, den großen Serien Crossover. DAS wär mal ein DLC gewesen, auf den ich mich gefreut hätte.

Gut, jetzt mal ab vom Ende und dem Kontrollverlust hatte ich mit dem Spiel schon einen riesigen Spaß. Mir gefällt die UBI-Formel in dem Fall. Stützpunkte befreien geht eh immer und auch einige der Missionen sind/waren durchaus gelungen. Der Schwierigkeitsgrad war dabei seltsam unausgewogen. Manchmal war eine Mission supereinfach, die nächste dann wieder knüppelhart. Aber das ist wahrscheinlich der Open World geschuldet.

Die Prepperverstecke waren mal mehr, mal weniger verzwickt, aber selten nervig. Das fand ich als Auflockerung genau richtig. Wobei ich die immer zwischendurch gemacht hab und nicht alle am Stück.

Die KI der Mitstreiter ist irgendwo zwischen saudämlich und dumm. Häufig stört das nicht, aber manchmal wundert man sich, wo einer der Begleiter abgeblieben ist, nur um seine noch qualmende Leiche zu finden. Hat er sich wieder mal irgendwo runtergestürzt, oder ist ins Feuer gelaufen. Kommt schon mal vor. Zum Glück hat man genügend in der Hinterhand, bzw. kann auch noch auf drei Nonames zurückgreifen, die auch mal aushelfen.

Bugs: hatte ich nur dezente. Ein paar KI-Aussetzer würde ich zwar auch als Bug ansehen, aber ansonsten hatte ich nur kleinere Sachen, wie z. B. in der Luft schwebende Charaktere, ein Helikopter der zuckend in der Luft hing und nicht mehr wegging und ein Wegmarker für einen Begleiter, der ewig nicht verschwand.

Die Grafik hat mir auf einer Standard-PS4 gut gefallen. Tolle Weitsicht, kaum sichtbarer, bzw. gut kaschierter, Grafikaufbau und viele Details. Dafür hat das Spiel an anderer Stelle Federn lassen müssen. Wobei mich persönlich nur gestört hat, dass Bäume unzerstörbar sind, und dass man Gegner nicht mehr durch Objekte erschießen kann, die an sich keine Kugel aushalten können. Dass sich die Wolken nicht bewegen, ist mir nicht ein einziges Mal aufgefallen. Oh, und dass der eigene Charakter keinen Schatten wirft, ist mir auch mal unangenehm aufgefallen. Man sieht immerhin die eigenen Füße.

Waffenhandling ist toll. Egal ob Gewehr, Pistole oder Maschinengewehr. Bis auf die SciFi-Waffe, die ich nie benutzt habe, ist da zwar nur Standardequipment vorhanden, aber das wiederum ist fast reinster Gunporn. Was das angeht, hab ich ja schon was dazu geschrieben, deswegen lass ich das hier mal komplett raus.

Achja, die Entführungen. Ja, gut, die ergeben dann am Ende schon einen Sinn irgendwie. Warum mir John unbedingt was in die Brust ritzen wollte, ist mir zwar immer noch nicht klar, oder warum ich Faith in ihre Drogenräusche gefolgt bin, aber Jacobs Konditionierung blieb ja dann bis zum Ende mein Schicksal. Im Norden gibt es btw noch eine Irrenanstalt – dort konnte ich auch nach Jacobs Tod nie hin, weil dort „Only You“ in Dauerschleife läuft und ich dort zuverlässig mein Bewusstsein verloren habe. Auch nervig.


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