| Batman - Telltale |  |
Ich finde es sehr angenehm, wie das Spiel das Universum und seine Figuren interpretiert:
Eine düstere, korrupte Welt, die aber niemals zur Parodie gerinnt. Die sonst sakrosankten Eltern, die hier vom Sockel gestoßen werden, und damit eine echte Emanzipation der Hauptfigur ermöglichen. Ein Butler, der nicht als ekelhaft devoter Comic Relief in Erscheinung tritt. Und mit Serena und Harvey Nebenfiguren, die echte Entwicklungen und Konflikte durchleben. Einzig bei Oswald wurde geschlampt, das wirkt schon alles sehr handstreichartig überzeichnet.
Generell gefällt mir der massive Fokus auf die "zivilen" Identitäten sehr, auch die oftmals gegebene Möglichkeit zu entscheiden, ob man nun als Batman oder Bruce in Erscheinung tritt, ist grundsätzlich gelungen - dass da spielerisch zu wenig draus gemacht wird, ist bei den Entwicklern aber auch keine Überraschung...
Bis irgendwann ins vierte Kapitel fand ich die Erzählung unglaublich stark, gerade weil man sich Zeit nimmt, Entwicklungen behutsam zu zeichnen und seinen Charakteren (zurecht) vertraut. Dummerweise muss die Staffel aber zum Ende kommen und eine eher belanglose Hauptstory samt blassem Endgegner inszenieren, und deshalb kommt das Spiel irgendwann im letzten Viertel gehörig aus dem Tritt. Die Art und Weise, wie hier ebenso hemdsärmelig wie actionreich ein Bösewicht nach dem anderen abgefrühstückt wird, ist der bislang so sorgfältigen Inszenierung unwürdig und trübt den leider sonst gelungen Gesamteindruck deutlich.
Trotzdem insgesamt schon ein klares "Daumen hoch!".
Das gilt aber natürlich nur, wenn man nicht von den unzähligen, immer gleich strukturierten Telltale-Abenteuern komplett ermüdet ist. Denn auch Batman stützt sich vollkommen auf die seit dem ersten Walking Dead bis zum Erbrechen wiederverwendete Formel, hat spielerisch absolut null Substanz und gaukelt in unfreiwilliger Komik Entscheidungsfreiheit vor, wo keine ist. Immerhin geht die Technik durchaus klar, war da nach einigen Horrormeldungen skeptisch.