Thema:
Je nach Sichtweise: Castlevania SotN flat
Autor: heffer
Datum:02.04.18 17:04
Antwort auf:Echt alt - Der ehrenamtliche Nicht-Durchzock-Thread #3 von phaxy

Seltsames Erlebnis: Ich hab endlich die Fledermaus-Fähigkeit bekommen und kann nun in die gefühlt 20 bisher nicht erkundbaren Ecken gelangen, um zum Schluss hoffentlich den Kampf gegen Dracula zu bestreiten. Schon bei der ersten Ecke komme ich zu einem - von der Idee her ziemlich coolen - Bossgegner, der mir ordentlich die Fresse poliert. Ich schlucke jede Menge Heil-Potions und versuche, möglichst lange zu überleben, um seine Angriffsmuster zu studieren und es beim zweiten Versuch besser machen zu können.

Plötzlich, nach einer katastrophalen Spielweise mit nur ein paar läppischen Treffern meinerseits... ist der Gegner tot. Ich warte darauf, dass er nochmal aufersteht und der Kampf dann richtig losgeht.

Stattdessen läuft der Abspann. Spiel zu Ende.

Wtf!?

Hab dann nachgegoogelt, was denn wenigstens mit Dracula ist und im Internet die Antwort gefunden: Es gibt ein verstecktes Post-Game, an dessen Ende er auftaucht. Aber das (und auch die 19 anderen bisher nicht erkundeten Ecken im regulären Spiel) muss ich mir nicht mehr geben, das ganze Spiel hat mir eigentlich durchgehend "nur" gut gefallen.

Hauptkritikpunkt ist für mich das Leveldesign, das in Super Metroid, welches ich wenige Monate vorher durchgespielt hatte, mE wesentlich besser ist. Nur mal ein Beispiel:

In Metroid komme ich in einen Raum, an dessen Ende sich eine Tür befindet, die sich langsam schließt, sobald ich den Raum betrete. Ich probiere etwa 4-5 verschiedene Möglichkeiten aus, durch sie hindurch zu gelangen: Draufschießen, schnelles Laufen (bzw. Rollen als Morph-Ball), ober- oder unterirdische Geheimgänge im Raum selbst und der näheren Umgebung (tatsächlich gibt es solche, aber sie führen nicht durch die Tür), Überwinden des Schließmechanismus. Alles hilft nichts. Ich verlasse den Raum und gehe davon aus, bald eine Spezialfähigkeit zu bekommen, mit der ich das Problem lösen kann – welche genau, ist aber unklar (schneller laufen, transparent werden, stärkere Waffe zum Durchbrechen von Türen etc).

Später, an einem ganz anderen Ort, erhalte ich dann die Fähigkeit, schneller zu laufen. Ich komme auf die Idee, dass ich hiermit durch die Tür in dem alten Raum kommen könnte, bin mir aber nicht sicher. Ich will zu ihm zurückkehren. Durch meine oben geschilderten Bemühungen ist glücklicherweise folgender Nebeneffekt entstanden: Ich habe mir unbewusst den Raum sowie seine nähere Umgebung eingeprägt und kenne dadurch tatsächlich seinen ungefähren Standpunkt in der Spielwelt, so dass ich ihn nun ohne größere Probleme erreiche.

Hier angekommen steigt mein Puls richtig in die Höhe. Klappt das wirklich oder war der ganze Weg umsonst? Ich renne durch die Tür. Es klappt. Mein Körper schüttet eine riesige Menge Dopamin aus. "Wie geil ist das denn?" denk ich mir.

Jetzt mal das Gegenbeispiel aus Castlevania. Ich komme in einen Raum. Über mir sehe ich eine Plattform, für die meine Sprungkraft nicht ausreicht. Schon jetzt weiß ich, dass ich bald die Spezialfähigkeit "höher Springen" erhalte. Ich probiere also gar nicht, den Raum näher zu erkunden und präge mir in Folge dessen auch seinen Standpunkt in der Spielwelt nicht ein. Alle zwei bis drei Räume sehe ich erneut eine erhöhte Plattform. 20 Räume später erhalte ich den Doppelsprung als Fähigkeit. Wo genau jetzt die erhöhten Plattformen alle waren, weiß ich nicht mehr und latsch daher einfach das gesamte Gebiet von vorne ab. Währenddessen frage ich mich, welchen Sinn das Metroidvania-Prinzip hier macht und warum sich die Designer nicht stattdessen einfach neue Räume ausgedacht haben.


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