Thema:
Observer flat
Autor: Sockenpapst
Datum:28.12.17 20:58
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 36 von wantan

Cyberpunk-Adventure mit Tendenz zum Walking Simulator mit (einem merklich gealterten) Rutger Hauer in der Hauptrolle. Tolles Setting, grundsätzlich dichte Atmosphäre und nicht zuletzt ein gewisser Restanspruch überzeugen - in einigen Szenen kann man tatsächlich draufgehen, und die Rätsel sind nicht komplett gehirnamputiert. Die Geschichte ist gut, obgleich nicht super zugänglich erzählt, aber das gehört wohl zum Genre. Außerdem wird intensives Erkunden u.a. durch nette Nebenquests belohnt, fein.

Dennoch bin ich insgesamt eher enttäuscht, und das aus drei Gründen:
Zum einen - und das ist wirklich extrem subjektiv - hat die Welt für mich enorme Glaubwürdigkeitsprobleme. Da stehen im Jahr 2084 Flachbildschirme neben Röhrenmodellen, man nutzt VR in Holodeckqualität und kann die Erinnerungen Verstorbener durchsuchen, hört aber Musik von Kassette und schaut Videos von VHS. Sorry, Blade Runner und Alien sind Kinder ihrer Zeit, aber das ist hier und heute einfach zu sehr Reisbrett. Zumal ich befürchte, dass sich die Entwickler einfach wie all der Comic-Scheiss und Stranger Things-Irrsinn derzeit auch allzu gern bei der Zielgruppe „Enddreißiger auf Nostalgietrip“ einschleimen wollen. Seufz. Aber gut, Geschmackssache.

Zum anderen - und das ist keine Geschmacksfrage - läuft das Ding auf X1 beschissen. Das verwundert jetzt weniger, wenn man sich vor Augen hält, wie grauenhaft Layers auf Fear dahergeruckelt kam, aber trotzdem ist das krasse Stocken des Bildes (seltsamerweise gerade in eher unspektakulären Szenen und nicht wirklich reproduzierbar) ein absoluter Abtörner.

Zuletzt setzt Observer tragischerweise bereitwillig auf einen Overkill optischer Mätzchen. Bildstörungen, krasses Hin- und Hergespringe, Visionen, Bildfilter noch und nöcher. In den ersten beiden - jeweils ziemlich langen - Erinnerungssequenzen war ich jeweils kurz davor das Spiel zu deinstallieren. Danach nutzen sich diese schlechten Trips glücklicherweise etwas ab, und ermüden mehr als dass sie nerven. Dennoch: Zu viel ist einfach zu viel; dieser Kirmesmist zieht das Gesamterlebnis tüchtig runter.


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