Thema:
Ein Umfangsmonster flat
Autor: token
Datum:14.11.17 09:00
Antwort auf:Assassins Creed Origins von Pfroebbel

Schon ziemlich unfasslich wie groß das Spiel ist. Vor allem bleibt der Progress auch haaaaaaalbwegs in Pace mit dem Rahmen, Überleveln ist auch hier Thema, aber nicht in so hanebüchener Form wie beim Hexer, der hinsichtlich sehr vieler Designaspekte in Origins Pate gestanden hat.
Origins kippt hier fast schon von OW-Adventure zum OW-RPG, ist dabei aber immer noch ein Light-RPG, klar, probiert diesbezüglich allerdings schon spürbar mehr als die Vorgänger.

Für mich bleibt es allerdings dabei dass es, obwohl es wirklich wirklich unheimlich ambitioniert ist und sehr viel richtig macht, an den falschen Stellen auf gestalterische Aufwände verzichtet und das Gefühl des generischen Beschäftigungstherapie-Baukastens nicht abgetrieben bekommt. Ich verstehe auch nicht warum das Spiel immer wieder offensichtliche Spielzeitstrecker einbaut, ich gehe jetzt auf 30 Stunden zu, die Karte ist immer noch zur Hälfte unaufgedeckt, was aufgedeckt ist hat immer noch viele offene in Sidequests, die Lootprogression ist auch nicht abgeschlossen und hat noch Luft, es ist also soviel an Content und Progression da, dass ich mich schon wundere warum mir das Spiel immer wieder offensichtlich sinnfreie Laufwege und Wartezeiten anmutet die keinen Zweck erfüllen.

Insgesamt ist Origins eine Art Collage, welche zwar die AC-DNA hat, aber ein Sammelsurium von Einflüßen mitbringt, Bloodborne, Witcher, selbst BotW scheint hier Duftmarken hinterlassen zu haben. Insgesamt sind die Vorlagen ordentlich integriert worden, allerdings ohne deren Faszination einzufangen. Das Kampfsystem ist okay, aber nicht geil, das Telling ist okay, aber nicht geil, das Gefühl für die Welt ist okay, aber nicht geil, es ist halt ein extrem gefälliges Spiel das schon irgendwo Spaß macht, bei dem ich mich aber zunehmend Frage was jetzt die eigene Idee ist die dem AC-Rahmen über ein Gimmick eine klare Struktur und ein klares Thema mitgibt. Sowas fehlt, und vieles was man aus anderen Spielen adaptiert ist ohne vollumfängliches Verständnis dafür integriert worden warum es in der Vorlage funktioniert.

Das ist in meinen Augen das Hauptproblem von Origins, die Spiele an denen es sich bedient hatten irgendwie eine klare Vorstellung davon was sie sein wollten. Sie hatten zwar in einzelnen Aspekten üble Designgaps, haben als das was sie sein wollten dennoch gut funktioniert, und dieser Rahmen konnte in seinen außerordentlichen Stärken das Spiel trotz aller Schwächen tragen.

Jedes Spiel an dem sich Origins bedient würde, sofern es da wo es nicht seinen Fokus hat einfach nur die Klasse erreichen würde, die Origins hat, sich unheimlich aufwerten. In allen Aspekten wo diese Spiele Schwächen haben, ist Origins so klar besser! Aber da wo diese Spiele ihre Stärken haben, ist Origins wirklich weit weg von dem Niveau. Origins ist irgendwie wie so eine geile Familienkutsche (Autovergleich!), es hat ordentlich Laderaum, ist aber kein echter Transporter, es hat ordentlich Power unter der Haube, ist aber kein Sportwagen, Origins ist überall ordentlich, einfach überall, aber nirgends ist es außerordentlich.

Ich kann dem Spiel bis auf das viel zu generische Questdesign keinen einzigen Vorwurf machen, und ich könnte auch nicht sagen dass Ubi hier die safe bet probiert hat, wie gesagt, die Kiste traut sich allein aufgrund ihrer Ambitionen richtig was zu, das Spiel ist riesig ohne leer zu wirken.
Aber nichts an diesem Spiel sticht irgendwie wirklich heraus.
Wenn es nur in einem einzigen dieser Punkte die es ordentlich macht besser wäre hätte das Spiel wirklich das Potenzial zum Meilenstein. So jedoch ist dieser Rahmen in meinen Augen in erster Linie ein perfektes Fundament für eine Fortsetzung.


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