Thema:
Nach zehn Stunden dann doch eher :/ flat
Autor: token
Datum:06.11.17 10:37
Antwort auf:Assassins Creed Origins von Pfroebbel

Ich weiß nicht, man sieht wie krass ambitioniert das Spiel ist, es ist riesig, und in der Welt hat man trotz Größe ein gutes Maß an Detailarbeit reingebuttert, das ist schon eine beeindruckende Kulisse.
Und die Kernmechaniken hat man auch gut überarbeitet, Origins als OW-Spiel fühlt sich in spielerischen Kernmechaniken jedenfalls runder an als viele andere Vertreter, ohne dabei wirklich zu glänzen, das muss man auch so sagen.
Es ist alles ganz gefällig.

Und doch muss ich sagen, wenn nichts gravierendes mehr passiert, es ist halt wieder nur eine generische Beschäftigungstherapie und mir fehlt im Gamingloop der Drive. Das Writing ist halt passabel, aber total egal, Sidequests berühren null und laufen so ab:
Laufe eine viel zu lange Strecke um jemanden zu töten.
Optional: Besorge einen Gegenstand oder befreie einen Gefangenen.
Laufe eine viel zu lange Strecke um zu Questgeber zurückzukehren.

Erzählerisch interessant? Nope.
Spielerisch interessant? Nope.
Inszenatorische Höhepunkte innerhalb so einer Quest? Nope, alles wie aus dem Baukasten.

Teilweise werden auch Dinge kopiert, ohne dabei zu verstehen warum die Vorlagen überhaupt interessant sind. Der Batman-Detektivblick mutierte im Witcher zu kleinen Crimestories. Origins bedient sich daran, der Schauplatz Tatort. Aber es versteht nicht die Faszination dahinter, die Vorlagen gaukeln einem vor, man folge einer Spur, es ist im Grunde natürlich ein ablaufen von Triggerpoints in einer Suchzone, aber eben genau das kaschieren diese Vorlagen gekonnt, sie geben dir als Spieler ein Detektiv-Gefühl, selbst wenn dieses spielerisch einfältig gestaltet und inhaltlich von vorne bis hinten gescripted ist. Aber Origins macht nicht mal mehr das, dort ist es wirklich nur ein Collecting von Triggerpoints in einer Suchzone, ohne Verschleierung, ohne erzählerische Finesse, höhepunktfreie Beschäftigungstherapie halt.

Es ist alles so merkwürdig, denn das Spiel macht irgendwie keine groben Fehler, ich kann Horizon oder Witcher hernehmen und da sind so Punkte, da kann ich mit dem Finger draufzeigen und aufschreien, das ist so schlecht, das ist so dumm. Diese Angriffsflächen wo etwas kurios verkehrt läuft bietet Origins nicht an, aber es fehlt eben auch an den Punkten wo es mich packt und antreibt und Designfehler von Dingen die großartig sind, aufgewogen werden und diese Dinge das Spiel tragen.
Der Gamingloop ist halt ziemlich spannungsfrei und verpasst es bei mir die Hebel zu ziehen die es ziehen könnte.

Auch so ein Aspekt ist etwa Loot. Ich bin sowas von suchtanfällig für solche Mechaniken, und auch hier gilt, die reine Loot-Progression ist im Gegensatz zu Spielen wie Witcher oder Horizon sauber gelöst, das haben sie auf die Kette bekommen. Aber es ist mir dennoch egal, weil diese Form von Progression auch total egal ist. Der Hexer hatte spezielle Sets die antrieben und mit dem Char levelten, die was besonderes waren und motivierten, Horizon hatte ein betörendes Kampfsystem das mit Lootprogression immer neue und geile Facetten aufwies, ein Destiny reißt die klassische Progression des Charakterlevels ab und migriert diese Progression Richtung Gear, was ziemlich genial ist, da so auch Scheißdrops was bringen und Gear jedweden Formats äußerst motivierend ist, und coole Drops durch die Infundierungsmöglichkeit auch keine Halbwertszeiten mehr haben, wo du das Gefühl hast, das was ich bekommen hab ist cool, aber ich kann mich nicht freuen da ich weiß dass es in 45 Minuten erneut durch Überlevelung zu Abfall wird.

Und diese Form von Drama hat man irgendwie in allen Aspekten dieses Spiels, es macht irgendwie alles richtig und keine Fehler, aber es schafft es nicht mehr zu sein als gefällig.
Auch im Hinblick auf Ubi-OW muss ich sagen dass mir die fokussierten und reduzierten Würfe eines Syndicate oder eines Watch Dogs 2 deutlich mehr spielerische Anreize zu geben wussten, als Origins, das wirkt einfach nur verwässert.
Ist noch nicht mein finales Urteil, ich werde jetzt mal wieder ein wenig Main rushen in der Hoffnung dass da noch weitere und neue Rädchen zu Tage treten die dazu führen dass das Uhrwerk des Spiels griffiger wird, aber meine guten ersten Eindrücke muss ich mittlerweile doch stark relativieren. Aktuell wirkt es auf mich so als ob die zwei Jahre Pause gereicht hätten um die Probleme der Serie wegzubügeln, aber neben dieser Eliminierung von Angriffspunkten irgendwie die Zeit gefehlt hat, um richtig gute spielerische Anreize zu setzen. So wirkt Origins in Summe einfach nur nett, und zwar so Schwester von Scheiße mäßig :|


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