Thema:
Re:Deutsche Spieleentwicklung - wohin geht's? flat
Autor: Xtant
Datum:12.10.17 15:45
Antwort auf:Re:Deutsche Spieleentwicklung - wohin geht's? von phaxy


>Dass die deutsche Industrie, wenn sie nicht bald ihre Hausaufgaben macht, nicht nur vollkommen von der europäischen Konkurrenz abgehängt, aber auch letztenendes sang- und klanglos eingehen wird. Dass Deutschland im wichtigsten kulturellen Medium weniger Renomee und Ansehen hat, als bsp. Schweden?

Die deutsche Spieleindustrie ist so gesehen seit 20 Jahren am eingehen.

>Dass Deutschland wirtschaftlich eine enorme Chance entgeht?

Häh? Das ist ja gerade das Problem. Wirtschaftlich gesehen hast du in Deutschland mit so ziemlich allem auf dieser Welt bessere Chancen als mit der Spieleentwicklung.

>Der Schrei der Verbände nach mehr Förderung ja nur ein Teil sein kann.

Naja, er ist aber schon berechtigt. Es fehlt an einer wirklich grundlegenden Förderung. Nicht nur finanziell. Auch wenn sich schon einiges getan hat, aber mal eben von der Pike auf eine Berufslaufbahn im Gamedesign einzuschlagen, ist hier von der Selbstverständlichkeit der Engländer, Franzosenoder Skandinavier immer noch meilenweit entfernt.  

>Die deutsche Industrie muss imo aber auch mal beweisen, dass sie heute kreativ auch etwas auf dem Kasten hat um seinen "Wert" zu demonstrieren.

Wieso sollte sie das? letztendlich sind auch Entwicklungsstudios Wirtschaftsunternehmen. Undjemehr Industrie, desto weniger will man Kreativität zeigen. Das ist in allen anderen Ländern auch nicht anders.

>In der Vergangenheit wurde da in aller Regel das eigene Süppchen gekocht, sprich rein für den deutschen Markt entwickelt, oder kopiert und Trends hoffnungslos hintergergehechelt.

Nunja, der deutsche Markt ist schon sehr speziell. Da kommt IMO einiges zusammen, was in anderen Bereichen positiv, hier aber eher negativ ist. Ohned arauf näher einzugehen, aber dadurch wird Deutschland automatisch zum Spieleimport-Land.
Das wäre okay, wenn nicht diverse Umstände - die meisten gehen wieder Richtung Finanzierung - es immer schwieriger machen, (nur) für den Heimatmarkt profitabel zu produzieren. Ach, wie gerne hätte ich wieder ein Rainbow Arts, Blue Byte oder Ascaron, das jede Menge "typisch deutsche" Spiele für mich produziert.

Ergo: Du musst international produzieren. Und das ist schwierig. Auch aus diversen Umständen, viele habendie Entwickler sicher selbst zu verantworten.

Aber nochmal. Deutschland ist halt irgendwo sehr speziell. Du hast einen starken Heimatmarkt mit nicht-Englisch-Muttersprachlern, du hast die fehlende Spielekultur (etwa im Gegensatz zu Japan), due hast die fehlende grundsätzliche (öffentliche)  Förderung, du hast keinen wirklich bedeutenden Publisher, du hast ein Publikum, das über die heimatlichen Produkte lieber schimpft anstatt bevorzugt zu ihnen zu greifen, etc. pp.

Aber ich will die Szene nicht verteidigen. ich hatte z.b. als Redakteur lange Jahre
ein recht enges Verhältnis zu Codemasters. Wennman sieht, wo die heute stehen, obwohlsie oft genug vor sich hingepfuscht haben, quasi alles selbst publishten, oft genug Fehlentscheidungen trafen und letztendlich typisch englische Landeier sind, dann fragt man sich  schon, warum nicht mal sowas in Deutschland möglich ist.


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