Thema:
Re:Game Over / Schwierigkeit flat
Autor: Ness
Datum:24.08.17 16:54
Antwort auf:Re:Game Over / Schwierigkeit von Smaug18

>Im Prinzip sind alle Punkte die du aufzählst Kernelemente der klassischen Sonic spiele. Klar kann man das anders machen, aber hat man dann noch ein klassisches Sonic Spiel vor sich?
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>Gerade dieser Zwiespalt und positiver Stress der durch Zeitlimit und den Drang zur Geschwindigkeit im Gegensatz zu den ausladenden Levels aufgebaut wird ist doch Kern der Serie. Sonic hat seine Wurzeln in der Arcade und es werden ja auch immer wieder Pinball-Elemente eingebaut. Gerade bei Pinball gibt es diesen Druck in der Art ja auch.
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>Die 3D Sonics haben den Ansatz ja ziemlich komplett über Board geworfen.


Ja, ich weiß was du meinst. Die Pinball-Elemente bereichern einerseits das Spiel und machen die Reihe einzigartig, aber sie stehen auf der anderen Seite auch konträr zu dem Konzept eines präzisen Plattformers. Beim Pinball gibt man die Kontrolle oft aus der Hand und übt nur in seltenen Momenten einen groben Einfluss aus, während Plattformer genau von dem Gefühl der Kontrolle leben.

Es ist in der Tat eine spannende Frage wie man Sonic weiterentwickeln kann, ohne die genannten Kernelemente komplett über Bord zu werfen. Man sollte allerdings dennoch hinterfragen, ob Teile der Kernelemente dem Spielerlebnis wirklich zuträglich sind und noch zeitgemäß. Sonic hat viele Kernelemente, die für sich zwar interessant sind, aber innerhalb des Konzepts total widersprüchlich. Das Problem besteht auch darin, dass viele Elemente kaum verzahnt sind und nur schwer greifen. Auf der einen Seite bietet Sonic ausufernde und verschachtelte Level, aber auf der anderen Seite darf man sie kaum erkunden und wird dabei häufig nach Trial & Error bestraft. Es will auf der einen Seite Geschwindigkeit, aber bremst oft aus. Dann möchte es wieder Passagen mit präzisen Sprüngen, aber bietet keine gute Sprungemechanik, da sich Sonic aus dem Stand recht träge steuert. Es möchte einerseits Druck ausüben, aber lässt diesen Druck zu Frustration werden, indem es ein Game Over gibt und die Schuld nicht immer beim Spieler liegt.

Ich mag Sonic daher auch mehr wegen dem Charme, dem tollen Soundtrack und den vielen Ideen. Das Gameplay zählt für mich leider nicht zu den Stärken der Reihe. Es wird daher definitiv schwer Sonic weiterzuentwickeln ohne Kernelemente über Bord werfen zu müssen. Man müsste zumindest einen Weg finden wie man diese verfeinert, sodass sie besser zünden. Es geht dabei schon um kleine Dinge. Nehmen wir zum Beispiel die Musiklevel aus Rayman Legends [https://www.youtube.com/watch?v=wV-w6crl3-c]. Ja, in der Passage geht es nur von links nach rechts, aber es wird Druck auf den Spieler ausgeübt und gleichzeitig gibt das Leveldesign noch genug Hinweise wann man reagieren muss. Man kann das Level in solchen Passagen lesen und der Spieler hat das Gefühl von Kontrolle. Bei Sonic Mania hat man entweder gar keine Kontrolle oder man steuert Sonic in einer Passage, aber das Level gibt kaum sichtbare Hinweise. Auch Donkey Kong Country nimmt dem Spieler gelegentlich die Kontrolle und schleudert ihn spektakulär durch Fässer, aber verwebt dies oft besser in die Levelstruktur und hält den Spielfluss.


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