Thema:
Was mir an Splatoon so gefällt flat
Autor: token
Datum:28.07.17 22:19
Antwort auf:Splatoon 2 [Switch] von Kilian

Ich glaube der hauptsächliche Clou des Spiels ist für mich die hohe Dichte an Gameplayaction. Durch den Kniff Spielflächen einfärben zu müssen liegt dieser Anteil nämlich nahe der hundert Prozent, es gibt eigentlich keinerlei Leerlauf, man ist permanent in the game, egal ob Gegner in der Nähe sind oder nicht, man färbt ein wie bekloppt, sieht leere Wände und denkt sich, diese Mikroprozentpunkte könnten durchaus das Zünglein an der Waage sein, die nehm ich jetzt mal mit, und schaut auch dauernd was auf der Karte Phase ist, überlegt strategisch ob man im Getümmel hilft, Rückräume schließt, oder hinterfotzig in die Gegnerzone durchstößt und dort Land raubt.
Nichts davon ist komplex, alles erschließt sich intuitiv, vereinnahmt einen aber komplett. Dabei macht diese Splatmechanik insgesamt auch irre Laune, fluppt alles wie aus einem Guss und sieht auch sahnig aus.

Zudem liebe ich das Szenario, Splatoon ist unheimlich fröhlich, alles am Spiel macht gute Laune, es ist so lebensbejahend und bunt und humorvoll, dass einen selbst eine Failserie nicht mal richtig aggro machen kann. Dabei mag ich auch den Humor und die Mucke, den ganzen Style halt, selbst die Klamotten. Dazu kurze trockene Sprüche, wie, ihr seid cool, wir sind tentacooler, oder wenn man in der SP-Kampagne Ballons zerschießt um die Fischeier rauszuholen und irgendwann die Einblendung kommt, du magst wohl keine Ballons, ich muss bei dem Quatsch aufrichtig schmunzeln.

Ich mag dessen Zugänglichkeit, es bietet so unheimlich viel Raum die Sachen die man am Pad kann gewinnbringend einzusetzen, und diejenigen die man nicht kann zu kompensieren, selbst ein Pad-Legastheniker kann sich die dicke Rolle schnappen und einfach nur strategisch färben und sich aus wirklich allem heraushalten, und dadurch nichtsdestotrotz zum wichtigsten Rädchen des Matches werden. Zudem kommt mir persönlich entgegen wie das Spiel mit der Komponente Tempo umgeht, wie es Speed, von gewissen Spezialwaffen abgesehen, auf Roaming legt, aber nicht primär auf Fighting, gerade wenn man keine insektenhaften Aimingskills hat kommt einem sowas unheimlich entgegen. Wo zwölfjährige in anderen Shootern bekloppt rumspringen wie tollwütige Affen und dabei auch noch locker flockig headshotten, ist es hier durchaus so dass einem das Plus an Erfahrung und Verständnis für das eigentliche Spielziel, trotz vor sich hinrostenden motorischen Fähigkeiten sehr hilft gute Leistungen für das Team zu erbringen. Es bietet im Grunde allen möglichen Spielertypen die notwendigen Räume sich spaßfördernd auszutoben.

Und ich finde auch, das Spiel hat einen sehr hohen Gehalt an Abwechslung. Irgendwie klingt hier und da durch, da wären Content-Probs. Da sage ich, wo bitte?!
Was haben wir.
Wir haben eine SP-Kampagne, die ist zwar eher Arcade, also keine krasse Story, aber clever gemachte Stages die allesamt ständig neue spielerische Elemente einstreuen, es gibt Minihubs, die an den Ansatz des Mariocastles erinnern, wo man die Zugänge zu den Leveln finden muss, und eben die Level selbst, und am Ende einen feinen Endgegner. Diese Kampagne mag zwar keinen riesigen Umfang haben, aber sie ist dennoch sehr cool und spaßig, und hat auch ein Levelsystem und Secrets mit denen man sich schon ein wenig beschäftigen kann und die durchaus motivieren ein Level auch mal ein zweites Mal zu spielen.

Und nun Online. Wir haben eine ganze Reihe von unterschiedlichen Waffen, die sich dann auch wirklich komplett anders spielen. Speziell im Hinblick auf die Modi im echten Teamplay bin ich auch wirklich sehr motiviert mich mal mit anderen Typen zu beschäftigen, und schon rein punktuell wird deutlich, eine andere Waffe zu nutzen verändert die Art und Weise wie man seinen Char spielt, wie man sich im Feld bewegt, womit man sich auf dem Feld beschäftigt, teils außerordentlich markant. Allein aus diesem Aspekt kann man sicher Stunden über Stunden herausholen und das Spiel immer wieder neu entdecken. Dabei finde ich es auch großartig dass man auf sein Setup, wenn gewählt, festgetackert wird, keine Waffenwechsel im Game, du bist was du bist, spiel deine Rolle. Turf War wird aber irgendwie selbst dann wenn man immer die gleiche Waffe spielt einfach nicht langweilig.

Dann haben wir mit Salmon Run einen Hordemodus, ich mag nicht dass der als zeitlich zugänglicher Event gehandhabt wird, aber gut, so ist es halt. Dafür hab ich dort schon mal das Tutorial gezockt, und der Modus verspricht so rein vom Konzept irrsinnigen Spaß. Ich bin mir sicher dass ich da noch Stunden über Stunden verbringen werde.

Dann gibt es aktuell noch drei andere MP-Modi die statt dem lustigen Casualevent Turf War echtes Teamplay erfordern, und hier zeigt sich schon nach den ersten Schritten dass da auch eine gewisse Tiefe geboten wird, sprich, neben Casuals dürften sich auch Leute austoben können die mehr wollen als diesen unkomplizierten Spaß. Ich bin mir recht sicher dass man da extrem viel rausholen kann im Hinblick darauf wie unterschiedliche Team-Loadouts zu zocken sind, wie da die Rollen sind um die Stärken seiner Waffe sinnhaft einzusetzen, und welche Loadout-Kombos Synergieeffekte haben. So kann man in Splatoon etwa sehr langsam laufen, in der eigenen Tintenfarbe aber sehr schnell schwimmen, allerdings nur in der eigenen Tinte. Dementsprechend kann man eine Zone die gegnerisch eingefärbt ist nicht wirklich hintergehen, sondern muss sich entsprechend langsam durchmalen. Dafür gibt es jedoch einen Pinsel, dieser zieht zwar nur einen dünnen Strich aber man kann dabei sehr schnell durch gegnerische Tinte laufen. Erstmal hab ich gedacht, oje, also für sich ist die Waffe aber kein Burner. Dann jedoch gedacht, huch, so könnte man ja jemanden mit Pinsel am Rand in die gegnerische Zone durchlaufen lassen, während ein Kämpfer und ein Roller im Kanal mitgezogen werden, und so die Zone des Gegners untergraben und ihn hinten reindrücken. Kann natürlich auch Quatsch sein, aber in Rangkämpfen merkt man schon schnell, mit vier Airbrush-Pistolen sieht man keinen Stich gegen ein Team mit einem Roller, einem Sniper, einem Shortrange und Midrangekämpfer. Da geht was. Wenn man auf sowas Bock hat. Und wenn nicht, Turf War.

Das war es aber immer noch nicht, denn wir haben noch die Möhrchen des Levelsystems an Gear. Hierbei werden bei gekauftem Gear per Experience im Kampf sofern das Gear angelegt ist, Perks mit Eigenschaften freigeschaltet. Unterschiedliches Gear hat unterschiedlich viele Slots. Zudem gibt es einen Char der einem für Geld Slots dessen Randomperk einem nicht gefällt zu resetten. Und dadurch auch wieder etwas zu bekommen, sofern sich genug angesammelt hat, was man hart in Gear slotten kann. Gear mit nur zwei Slots könnte man auch, wenn es einem optisch sehr gut gefällt einen weiteren Slot dazukaufen. Dabei mögen die Prozesse für dieses Customizing eventuell langatmig ausfallen, aber es geht hier offenbar durchaus sich in Diablomanier das perfekte Gear zusammenzuspielen. Mich allein motiviert hierbei schon das freischalten von neuen Perks sehr, immer wieder kaufe ich mir neue Klamotten und gehe in Matches um dessen Perks freizuschalten und versuche mir so einen mächtigen Kleiderschrank aufzubauen. Mit solchem Klimbim kriegt man mich leicht, das motiviert mich ungemein.

Wie auch immer, ich glaube in den paar Tagen könnte meine Spielzeit durchaus schon zweistellig sein. Dabei hab ich viele Modi noch nicht mal gesehen. Und es ist davon auszugehen dass Nintendo hier noch nachkippen wird. Die SP-Kampagne ist auch noch nicht durch, da ich mich kaum von den Onlinematches losreißen kann. Ich bin mir sicher, selbst in diesem aktuellen Zustand wird mich diese Kiste locker 50 Stunden bei Laune halten, eventuell auch deutlich mehr. Ich erkenne hier wirklich kein Problem, im Gegenteil, ich weiß gar nicht was ich machen soll weil ich auf so vieles gleichzeitig Lust habe.


Kurzum, ich halte Splatoon 2 nicht nur für eine extrem kurzweilige Spaßbombe sondern darüberhinaus auch für ein Game, dass sich in seinem Genre extrem von seinen Konkurrenzprodukten abgrenzt, was ich ganz klar als bemerkenswerte Stärke begreife. Nicht nur, weil sowas erfrischend ist, und erfrischend ist IMMER gut, sondern auch weil ich mit diesen Konkurrenzprodukten einfach nichts anzufangen weiß. Es ist wahrscheinlich wirklich der Onlineshooter für Leute die Onlineshooter hassen. Aber wohl auch für diejenigen die sie lieben. Was weiß ich.
Ich will hier kein virales Marketing betreiben, aber ich finde es gerade erneut bedauerlich wenn ein so erfrischender Titel der mal eine ganz eigene Nummer macht, und diese mit einem derartigen Schliff und Polish auf das Parkett bringt, obwohl er schon allein von dem her was er probiert speziell alten Hasen die viel gesehen haben mit einem L@@k-Aufkleber versehen werden müsste, im Ratingdschungel irgendwo unter "jaja, ganz gut" versinkt. Ist halt bitter, ich finde es schon bitter wenn besondere Spiele wie Prey sowas erleiden, und das ist ein Spiel das tatsächlich so einige Ecken und Kanten hat an denen man sich durchaus stoßen kann und zudem auch wirklich ein special interest Titel ist.
Aber all das trifft nicht auf Splatoon zu, es ist so ein typischer von 8-88 Jahren Titel, einer der sowohl Casual-Hampelmänner mitnimmt, als auch Spieltiefe für Skillficker bereit hält, und einer der eben keine groben Ecken hat, sondern im Gegenteil mit betörendem Polish glänzt.

Mich persönlich hat dieses Spiel aus einer Phase rausgeholt wo ich alle möglichen Titel durchrotiere, zwei Stunden zocke, und merke dass ich dabei nur leidlich unterhalten werde. Und rinse&repeat bis zur Erkenntnis dass ich vielleicht mal wieder ein Buch lesen sollte um dem Medium seine Verschnaufpause zu gönnen. Ich hab nichts von Splatoon erwartet, ich weiß nicht mal genau warum ich es gekauft habe. Und aus dem Nichts ist die Spielfreude wieder da und es fesselt und bockt.
Allein deswegen weil ich selbst dieses Game sowas von Null auf dem Radar hatte, und dafür gibt es sicher Gründe, ist es mir schon ein kleines Anliegen hier auch mal nieder zu schreiben dass die Kiste ein fucking Juwel ist!


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