Thema:
Als Spiel mittelmäßig flat
Autor: REDDF1VE
Datum:18.06.17 08:31
Antwort auf:Shadow of the Colossus Remake von Pfroebbel

Ich habe vor ein paar Monaten erst die HD Version auf der PS3 gespielt. War mein erstes Mal Shadow of the Colossus. Und ich muss leider sagen: So sehr ich das Spiel auch mögen wollte - es klappte nicht.

Zunächst mal: Ja, das Design der Kolosse, die generelle Stimmung des Spiels und der weitgehende Verzicht auf HUD-Elemente war sicherlich damals beeindruckend und ist es zum Teil noch heute. ABER: Als Spiel halte ich SotC für mittelmäßig. Und zwar aus diesen Gründen:

1) Story: Heute wird es, z.B. bei Fallout 4 , meist kritisiert, wenn es am Anfang als Motivation der Heldenreise ein Drama um eine Person gibt, das man aber nicht mitempfinden kann, weil man die Person überhaupt nicht kennenlernen konnte. Genau das passiert hier aber mit der Freundin (?) des Protagonisten: So süß sie aussieht, ich kenne sie nicht. Und daher funktioniert die Motivation, die Kolosse zu besiegen, um diese Freundin zu retten, auch nur sehr bedingt.

2) Steuerung: Hierzu muss ich wohl nicht allzuviel sagen. Allein wie häufig ich neben dem verdammten Pferd rumgesprungen bin, statt aufzusteigen...oder wie oft ich den Helden angebrüllt habe, sich doch jetzt bitte mal kurz wieder mit beiden Händen am Koloss festzuhalten statt nur mit einer.

3) Weltdesign: Ich mag tolle Spielwelten und bewege mich da auch gerne durch. Bei GTA oder Red Dead Redemption benutze ich nie eigentlich nie irgendwelche Schnellreise-Funktionen. Aber das Reiten durch diese Spielwelt fand ich anstrengend. Die Welt hat mich nicht gepackt, weil sie zu künstlich wirkte. Sie wirkte nicht nach einer glaubwürdigen Welt sondern nach einer eckigen, zusammenkonstruierten Videospielwelt: Hier ein winziger Videospiel-Wald, hier eine winzige Videospiel-Wüste, hier ein winziges Videospiel-Gebirge. Open Worlds gingen auch auf der PS2 schon besser, wenn ich da nur an die GTAs aus der PS2-Ära denke. Oder auch an die Glaubwürdigkeit von Yakuza 1 & 2. Und es hilft sicher auch nicht, wenn man immer von der selben Stelle startet und die Gegend um das Zentrum irgendwann echt nicht mehr sehen kann. Wenn man durch diese Welt immer weiter und weiter reisen würde, hätte ich Spiel viel mehr als eine große Abenteuerreise empfunden, aber immer wieder dieses Starten von der Mitte der Karte, das fand ich nicht sehr motivierend weil es dann hinsichtlich Reise keine Progression gibt.

Ach, und was soll eigentlich diese Schreine? Ja man kann an ihnen speichern. Aber wozu? Außer den Kolossen gibts ja eh keine Gegner, und wenn man beim Koloss-Kampf stirbt, kann man ja nach dem Tod eh direkt beim Boss wieder neustarten. Daher war das Speichern an den Schreinen aus meiner Sicht komplett überflüssig. Oder war das Speichersystem auf der PS2 noch anders?

4) Spielmechanik und Gamedesign: eine Story, bei der Kolosse zu erledigen sind, schön und gut, aber muss man das in eine so extrem repetitiv verpackt werden? Spätestens nach dem zweiten Koloss hab ich gerafft, dass nach jedem Koloss die entsprechende Statue in der Halle zerbricht. Also dann mal gezählt: (afaik) 16. Uff! Also 16 mal:
-Verschwurbelte Tipps zum nächsten Boss aus dem Loch in der Decke hören
-Hinreiten
-Koloss erledigen
-Von Blitzen getroffen werden und ohnmächtig werden
-Wieder in der Halle aufwachen
-Repeat

Das empfand ich so als sehr schlauchend. Von dem Design der Kollosse abgesehen keinerlei Überraschungen (außer dann nach dem letzten Koloss). Es wurde zum Abarbeiten eines sehr repetiven Spieldesigns.

Und dann die Frage wie die Kolosse zu erledigen sind: Ich weiß, dass es zum Kern des Gamedesigns gehört, herauszufinden, wie man die Kolosse denn überhaupt besiegen soll. Bei manchen Kolossen hatte ich es schnell raus, bei manchen brauchte ich aber auch frustrierend lang (Ich glaube zweimal hatte ich sogar YouTube bemüht). Und das sorgte dann dazu, dass ich mich nichtmal groß auf den nächsten Koloss gefreut habe, sondern nur dachte: "Oh hoffentlich brauch ich bei dem nicht wieder 20 Minuten, bis ich überhaupt rausgefunden habe, wie ich ihn schlagen kann!"

Wie also schon gesagt: So besonders das Spiel auch ist, wofür ich es echt loben möchte, und so beeindruckend die riesigen Gegner vor 10 Jahren noch gewesen sein mögen. Für mich war das Spiel leider vor allem ein (teilweise frustrierendes) Durcharbeiten. Da hat mir Ico trotz der nervigen Schattenwesen und anderer Schwächen besser gefallen.

Tja ,demnächst dann Last Guardian. Ich befürchte jetzt schon, dass auch das ein Spiel, dass ich so gerne lieben würde, aber mich bestimmt viel zu sehr frustrieren und nerven wird.


< antworten >