Thema:
Paar Eindrücke zu Blood and Wine flat
Autor: token
Datum:01.03.17 10:59
Antwort auf:The Witcher 3: Wild Hunt #5 ist Trümpf von Sachiel

Ich bin jetzt schon einige Stunden auf der neuen Karte unterwegs und habe genug gesehen um ein wenig dazu zu schreiben.

Blood and Wine ist zweifelsfrei ein ziemlich geiler DLC, allerdings auch einer der so manche Schwäche des Grundspiels ausmerzt, dafür jedoch auch bei bisherigen Stärken einige Abnutzungserscheinungen aufweist.

Vorweg, die neue Map ist supercool. Das sich im Süden befindliche Toussaint bietet einen grandiosen Gegenentwurf zu den bestehenden Gebieten die überwiegend trostlos und oder rau waren. Wir haben strahlend blauen Himmel mit wunderbarem Pezking am cry Wetter, malerische Landschaften, Weinberge, Sonnenblumenfelder, märchenhafte Schlösser, heldenhafte Ritter und holde Damen. Die Map ist groß, abwechslungsreich, hat Schauwerte, und generell eine feine Wohlfühlatmosphäre die dann innerhalb von Quests hier und da mit düsteren oder gruseligen Szenarien durchbrochen wird. Insgesamt ein Bereich zum Seele baumeln lassen.
Toussaint ist meinem Eindruck nach der eigentliche Star des DLC.

Um bei den positiven Aspekten zu bleiben, zeigt sich auch in den Kämpfen ein besseres und spannenderes Gameplay. Gegner sind dynamischer, erfordern dementsprechend mehr spielerischen Einsatz, und wissen ab und an mit netten Überraschungen aufzuwarten, etwa einem Ragemode kurz bevor die Leiste unten ist, und dann richtig aufdrehen, wo man sich innerlich schon auf den letzten Hieb eingestellt hat. Die Kämpfe sind insgesamt einfach spürbar besser, spannender, und spielerisch interessanter gestaltet.

Leider, so nehme ich es zumindest wahr, liegt jedoch hinsichtlich der eigentlichen Königsdisziplin des Hexers, nämlich alles was im erzählerischen Bereich liegt, ein spürbarer Niveauverlust vor. Toussaint ist eine noblere Gegend, feine Leute, feine Sprache. Und sicherlich ist auch der Versuch da durch diverse Überzeichnungen diesen Aspekt auch ein wenig zu parodieren. Aber egal ob ich das als Parodie ansehe, oder als einen anderen Vibe, es wirkt bemüht, es geht nicht auf. Da wo sich die Welt des Hexers authentisch und schlüssig angefühlt hat, und Humor und Drama gut unter einen Hut bekam, mag bei mir der Funke des Gesamtbilds von Toussaint nicht so recht zünden. Dazu trägt sicher bei, dass irgendwie in allen Bereichen die diesem Bild gestalterisch zuarbeiten, Niveauverluste vorherrschen. Die Schriften die man findet, und die ich eigentlich mit großem Interesse gelesen habe, wirken eher wie von anderen RPGs gewohnt wie generische Auftragsarbeiten in die man nicht allzu viel Elan investiert hat. Die deutsche Vertonung ist in der Breite viel häufiger mit teils schlimmen Sprecherausfällen belastet, als es im Hauptspiel der Fall war, und auch die Gespräche wirken inhaltlich nicht mehr ganz so interessant, zu Teilen halt auch echt bemüht oder wie reine Füllmasse.
Sidequests sind teils vorhersehbar, es fehlen die guten Überraschungsmomente oder dramatischen Impacts.

Nicht falsch verstehen, Toussaint ist geil, aber da wo HoS in Sachen Writing noch mal derbe Gas gegeben hat, und im übrigen Content wenig neues bot, kippt es bei B&W in die andere Richtung, ziemlich viel neuer Content, aber das Writing fällt ab.
Spaß macht es trotzdem, und auch wenn wir hier einen Downgrade haben, so ist die Qualität der Quests und der Welt trotzdem immer noch weit über Bethesda-Niveau.


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