Als Resi-Fan der ersten Stunde fand ich, bis auf Teil 6, alle Versionen der Hauptreihe genial bis gelungen. Aber eben jener sechste Ableger hat mich an der Zukunft der Serie zweifeln lassen. Back to the roots, eine Floskel, die ich nur allzu gerne in Resident Evil 7 biohazard angewandt gesehen hätte. Ich habe im Vorfeld alle Informationen gemieden, wusste bis auf die erste Demo dann auch gar nichts und konnte so ziemlich unbefangen reingehen.
Und was soll ich sagen? Capcom hat mich mit RE7b vollkommen weggeblasen. Was ich da gespielt habe, hätte ich nie für möglich gehalten. Auf subjektiver Ebene haben es die Entwickler geschafft, tief in mir drinnen nahezu dasselbe Spielgefühl wie damals 1996/1997 auszulösen. Ich war angespannt, hab mich gegruselt und habe selbst wenn ich nicht das Gamepad in der Hand hatte, oft an diese Spielwelt gedacht. Hut ab Capcom, dafür bin ich unendlich dankbar. Und auch etwas objektivere Maßstäbe machen das Spiel für mich zu einem Geniestreich. Story, Gameplay, Pacing - diese drei Schlagworte funktionieren einfach. Mehr dazu weiter unten, wegen Spoiler.
Unterm Strich gebe ich eine glatte 10/10
Und nun zum längeren Spoiler-Bereich, teilweise sind sie heavy, also besser erst nach dem Durchzocken lesen:
Ich dachte mir während dem Spielen nur allzu oft, wie es wohl im Capcom-HQ abgelaufen sein muss: Die haben RE1 rauf und runter gezockt, es in alle Einzelteile zerlegt und anschließend eine Formel gesucht, die dasselbe Horror-Spielgefühl auch in der Gegenwart vermittelt. Und fuck yeah, wie gelungen das alles ist. Limitierte Items (zumindest größtenteils), das Gefühl von Machtlosigkeit an einem Ort des Bösen, gefährliche aber spektakuläre Gegner. Überhaupt ist RE7b auf der Ebene der Erzählzeit bzw. erzählten Zeit mit dem ersten Teil nahezu identisch. Die Geschichte beginnt an einem frühen Abend und endet morgens. Die Spielzeit dauert fast ebenso lange wie die eigentliche Geschichte. Man erkundet ein Herrenhaus, am Ende fliegt man mit einem Hubschrauber dem Sonnenaufgang entgegen. Das ist gelungener Fanservice und zeigt die strukturellen Ähnlichkeiten.
Dann kommen natürlich die Herbs, Kombinationsmöglichkeiten von Items und kleinere Rätsel an vielen Stellen. Die Gesundheitsanzeige hat einen raffinierten Touch und ist eine gelungene Hommage an das klassische RE-Menü. Genial. Auch wenn ich gerne ein paar mehr Gegnervariationen gesehen hätte, fand ich die vorhandenen clever und glaubhaft in die Story integriert.
Und dann also zur Story. Oh Mann, das ist soooooooo gut. Man darf nicht vergessen, dass sich die Mikami-eske Herangehensweise schon von Anfang an dem Genre der B-Movies verplichtet fühlte. RE ist nicht Psychological Horror, es ist stattdessen gory B-Movie-Monster-Madness und spielt mit diesen Konventionen. Schon RE5, das ich btw vergöttere, hat wie RE4 (auch wödklasse) mit dieser Tradition gebrochen - und RE7b nimmt sich der eigenen Vergangenheit wieder an. Die Binnenerzählungen anhand vieler Notizen funktionieren in Horror-Games besonders gut, und auch hier hat es mir gefallen, die vielen versteckten Details zu finden und mir einen Reim auf die Ereignisse zu machen. Als B-Movie-Geschichte funktioniert das alles phänomenal, die Baker-Familie und Klein-Samara-Evelyn wirken weder aufgesetzt noch deplatziert. Am Ende fügen sich die kleinen Story-Stränge gut zusammen und, ähnlich wie bei RE4, werden selbst die bittersten Feinde (die Bakers) humanisiert und man empfindet ein bisschen Mitleid. Wirklich gut und vor allem insgesamt auch genauso gut erzählt.
Auch das Gameplay ist gelungen: Exploration, Abenteuer, Ressourcenmanagement, Action, Rätsel - das hat Capcom harmonisch umgesetzt und vor allem nervt das Spiel nicht durch Wiederholung und Spielzeitstreckung. Es gibt genügend Schauplätze und doch wirkt es nicht gehetzt erzählt. So muss das sein. Ich persönlich hätte gerne mehr von den größeren Knobeleien gehabt, aber auch so gab es in diese Richtung viel Spaß. Allen voran der Clancy-Raum (VHS): Als großer Fan von realen Escape Rooms war das eine kleine Offenbarung, haha :-)