Thema:
Nach langer Pause geschafft. Ein Puzzle-Meisterwerk! flat
Autor: tonynash
Datum:23.01.17 18:41
Antwort auf:The Witness von Derrick

...auf dem gleichen Level wie Portal 1+2 IMHO.

Diese Momente, wenn man völlig in ein Rätsel vertieft ist und zunächst keinerlei Plan hat...
Inmitten der beruhigenden, wunderschönen Umgebung wird man ganz locker, betrachtet das Rätsel und auf ein Mal hat man den Geistesblitz, die Puzzleteile fügen sich wie von selbst zusammen und formen eine klare, deutliche Lösung.
Ich denke, dass dies der Zen-Aspekt ist, den Jonathan Blow versucht hat, in das Spiel einzubauen.
Von diesen MindFuck-Erfahrungen gibt es reichlich, um sie erleben zu dürfen sollte man allerdings eine ordentliche Portion Geduld, Ruhe und Gelassenheit mitbringen.
Aber schafft man das, fühlt man sich stellenweise wie ein genialer Wissenschafter, der gerade eine bahnbrechen Erfindung gemacht hat, wohl wissend, dass man im Real-Life nur ein einfacher Dumpfmuff ist :-)

Was mir ebenfalls gut gefällt ist die Aufteilung der grundlegenden Rätsel Mechaniken in separate 'Theme Parks' der Insel. Dort wird man zunächst langsam an ein neues Element herangeführt bevor selbiges fortwährend verfeinert, bzw. mit anderen kombiniert wird.
Falls man eine Mechanik noch nie zu Gesicht bekommen hat, sollte man folglich zuerst deren entsprechende Area ausfindig, und sich damit vertraut machen. Das erspart viel Frust und sinnlosen Trial&Error.

Kurz zur Grafik(PC): Phänomenal.
Man fühlt sich wie im Garten Eden. Alles ist saftig und schön, Top-Kantenglättung und keinerlei Texturmatsch sorgen für einen kristallklaren Pixar-Renderlook. Man fühlt sich wie in einem einzigartigen Top-Resort, vollgepumpt mit LSD :-)
Feine, gut zu ortende Soundeffekte vervollkommnen den audiovisuellen Gesamteindruck.
Es ist wichtig, dass das so ist, denn nur in solch einer Wohlfühl-Oase kann man sich voll und ganz auf die Rätsel konzentrieren.

Die gestellten Aufgaben waren IMO nie unfair.
Sobald man begriffen hat, die komplette Umgebung in ihrer Gesamtheit zu studieren , sind alle Mechaniken + Regeln durch Logik, Kombinierung, und etwas Ausschlussverfahren nachvollziehbar und verständlich zu erlernen.

Man könnte dem Spiel eventuell ankreiden, dass es zu umfangreich ist.
Habe 2016 damit begonnen, nach ~20 Stunden pausiert und erst Anfang dieses Jahres
(wohl infolge der GOTY-Awards) die Knobelei wieder aufgenommen.
Die Reise hat mich letztendlich knapp 60 Dumpfmuff-Stunden gekostet(11 Laser, 430 Haupt-, 45 Umgebungsrätsel).
Bei Portal 1+2 waren es 20 Stunden, also insgesamt.  
Naja, eingentlich Blödsinn überhaupt auf den Gedanken zu kommen daran rumzumäklen. Fakt ist, die 60 Stunden waren zu keinem Zeitpunkt langweilig.
Das Game fühlte sich nie gestreckt an, es gibt kein Füllmaterial, man wird andauernd mit frischen, interessanten Neuheiten versorgt. Und das reichlichst, laut Google fehlen mir noch weit über 100 Puzzles.

Vom Ende war ich zunächst negativ überrascht, ja zurückerinnert an den Milbenbartkönig von 2016. Das 'richtige' Ende ist jedoch geradezu genial.

Dieser Jonathan Blow ist schon ein skurriler Typ :-)
Er ist unglaublich talentiert, einfallsreich und hat mit 'The Witness' etwas ganz besonderes erschaffen.


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