Thema:
Re:Sagen wir so... flat
Autor: holzschwert
Datum:10.01.17 23:50
Antwort auf:Sagen wir so... von Snatcher

Hast mit allem Recht und trotzdem ist es seither mein liebstes Rollenspiel ever.
Und zwar weil ich sozusagen den Luxus mich komplett auf das Spiel einzulassen, die Story zu genießen und über 1/2 Jahr nix anderes zu spielen.
Nach 120 Stunden und 2 großartigen Erweiterungen war extrem in der Welt versunken und extrem desillusioniert und traurig als es dann vorbei war.

Auf die Geschichte, oder besser Erzählweise, lasse ich als radikaler Fanboy nichts kommen.
Die Quests sind tatsächlich derart kreativ und abwechslungsreich gestaltet, sodass mich jede kleine Geschichte von Witcher 3 fasziniert hat.
Man kann meines Erachtens aber auch einfach nicht Film- und Spielstorys miteinander vergleichen.
Im Spiel fälle ich die Entscheidungen, es kommt nicht darauf an dass Szene XY perfekt durchgestylt daherkommt, sondern dass die Spielwelt homogen und die Charaktere glaubwürdig erscheinen. Außerdem ist man im Spiel viel mehr eingebunden.

Dazu ist zu sagen, dass ich grundsätzlich fast keine Filme mehr genießen kann.
Passengers war zB. nett aber wie jeder andere Streifen heutzutage derart vorhersehbar und generisch, dass ich an der vermeintlich flachen Story eines Witcher 10 mal mehr Freude habe.
Der Film soll mich kurzweilig unterhalten, ein 30+ h Rollenspiel hingegen für längere Zeit in seine Welt ziehen.
Wenn ich auf einem entlegenen Gipfel in Toussaint von meinem Pferd Plötze aus den Sonnenuntergang bestaune, dann ist das ein ganz eigenes Vergnügen, dessen Qualität sich eben nicht dadurch auszeichnet, dass etwa der Entwickler genau das in seiner Geschichte vorgesehen hat.
Man schafft sich vielmehr oft selbst die Momente, während ich beim Film das zu schlucken habe was mir der Produzent auftischt.
Vielleicht bevorzuge ich deshalb auch eher Serien wie Narcos oder sowas, weil mich das klassische 90 bis 120 Minuten Filmformat mit fachgerechtem Storyaufbau nur noch anödet (schnell noch die Story reinquetschen).

Mit dem ganzen Gelaber will ich eigentlich nur darauf hinaus, dass ich die Qualität eines Spiels nicht ausschließlich an filmreifer Dramaturgie messe und dass Spielegeschichten durchaus besser als ihr Ruf sind.
Ich meine, alleine die Tatsache, dass eine völlig optionale Nebenquest von Witcher 3 1 zu 1 einer Szene aus einem Asterix Film nachempfunden ist, spricht wohl für sich selbst.

Ohman und eins muss noch raus: Last of Us ist natürlich ein großartig atmosphärisches Spiel, welches vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden spielerisch durchaus komplex und anspruchsvoll ist (nicht zu vergleichen mit der Uncharted Serie).
Und das Ende ist eben nicht 100% so wie man das 1000 Kilometer gegen den Wind riecht 08/15, da wette ich drauf, voll Schema F.

Das klingt nun so als sei ich mega butthurt, weil manche Leute mir liebgewonne Spiele nicht so toll finden wie ich - dem ist aber nicht so, versprochen.
Ich denke nur, dass man Spielen auch objektiv eine Qualität zugestehen kann, auch wenn es einem persönlich nicht gefällt.
So wie ich Dark Souls nicht mega kacke nennen kann weil es nicht hunderte Stunden eingesprochener Dialoge und ein Pferd enthält (weil es das garnicht möchte), kann ich ein Skyrim nicht mega kacke nennen nur weil es kein komplexes Kampfsystem und fiese Endbosse hat (weil es das garnicht will).
 
... was ich ursprünglich sagen wollte, gib Witcher 3 gerne nochmal eine Chance, es ist ein super Spiel :-)


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