Thema:
Brave Prove flat
Autor: strid3r
Datum:15.11.16 13:38
Antwort auf:Durchgezockt Retro-Edition Nr. 1 von Rac

Action-Adventure/RPG, welches man wohl am ehesten mit Spielen wie Story of Thor oder Terranigma vergleichen kann. Irgendwann 2013 gekauft weil's auf Bildern nett aussah und spottbillig war, war's jetzt aus einer Laune heraus endlich mal an der Reihe.
Insgesamt belanglose Handlung und Dialoge, nette Optik, cooles Kampfsystem mit Combos, Special Moves und Cancels und katastrophal ätzend designte Dungeons, die viel zu lang (teils 2-3 Std. pro Dungeon) und angesichts nicht vorhandener Map und der Tatsache, dass ein Raum aussieht wie der andere, absolut verwirrend sind.

Habe für das Spiel etwas weniger als 20 Std. gebraucht und hatte durchgehend das Gefühl, dass man es mit dem miesen Dungeon-Aufbau unnötigerweise strecken wollte und nicht wusste, wie man das Spiel ansonsten mit Inhalt füllen soll. Leider hat man's damit derart auf die Spitze getrieben, dass die Dungeons mich schon sehr früh nur noch genervt haben.
Jeder Dungeon besteht durchgehend aus den gleichen (aber zumindest nett gepixelten) Tilesets, es gibt eine Menge Türen und Treppen und aufgrund der absurden Anzahl an Räumen, des konfusen Aufbaus dieser und einer damit absolut nicht nachvollziehbaren Struktur läuft man meistens schon sehr schnell nur noch ziellos durch die Gegend. Außer Gegner zu vermöbeln macht man dann in den Dungeons auch kaum was. Rätsel sind absolute Mangelware und beschränken sich darauf, dass man mal eine brüchige Wand oder Baumstümpfe wegbombt, mit Bomben Fackeln anzündet (ja, man macht eigentlich fast alles mit den Bomben), oder ganz simple Schiebe-Rätsel löst. Auch Items sind eher recht willkürlich verteilt, so dass z. B. für den Upgrade des Schwertes nötige und somit wichtige Magie-Kristalle, oder solche für einen Levelaufstieg der verbündeten Naturgeister leicht erreichbar sind, ein recht verwirrender Nebenpfad aber schonmal mit absolutem Schrott belohnt wird, oder in einer Sackgasse endet. Kann aber natürlich auch umgekehrt sein. Gerade diese Willkür bei der Verteilung der Items macht es besonders frustrierend, weil man sich nie sicher sein kann, was man verpasst. Und verpassen wird man ohne übermenschlichen Orientierungssinn und entsprechende Geduld sicher so einiges.

Bei Laune gehalten hat mich das bereits erwähnte Kampfsystem, welches zwar insgesamt simpel ist, aber gerade durch die möglichen Cancels nette Combos (welche durch Richtungseingaben erfolgen, worauf im Spiel selbst nebenbei keinerlei Hinweis erfolgt) bietet. Wobei ich zugegebenermaßen fast nur eine Loop Combo genutzt habe, mit der man sich durch so ziemlich alle Standard-Gegner problemlos durchschnetzelt und diese regelrecht an die Wand nagelt. Das Spiel weist an sich auch eine für das Genre nette Variation an Gegnern mit unterschiedlichen Mustern auf, allerdings läuft's ab einem bestimmten Punkt dann auch wieder auf die üblichen Colorswaps hinaus. Leider werden die Gegner irgendwann doch recht aggressiv und haben zusätzlich eine ziemlich große Priorität bei ihren eigenen Angriffen, so dass man bei einem Versuch diese anzugreifen oft selber getroffen wird. Auch rennt man gerade wenn man sich vertikal bewegt nicht selten in gegnerische Angriffe, da der Screen sich hier erst sehr spät mitbewegt, also wenn man sich nahe des Screenrands befindet. Gerade die an sich schon verflucht nervigen Geister sind dafür prädestiniert, dass man in diese hineinläuft und dabei direkt eine Watschen einsteckt.
Bosspatterns sind nebenbei absolut simpel und bis auf den letzten Boss auch recht stupide. Bei dem einzigen, der auf den ersten Blick was tougher wirkt, gibt es gar einen Safe Spot. Nicht der Rede wert und insgesamt auch nur fünf an der Zahl.

Die Handlung ist wie bereits erwähnt recht belanglos und beschränkt sich darauf, dass man am Anfang des Spiels als Mitglied einer selbstverständlich gutherzigen Diebesbande mit Robin Hood-Attitüde auf der Suche nach einem schwarzen Kristall der Göttin Ortia befindet, von dem man sich die Erfüllung aller Wünsche und eine gerechtere Welt erhofft (wat). Dummerweise wird nach dessen Fund dann bei einem Rettungsversuch der mit diesem verbundene weiße Kristall zerstört, der die Balance zwischen Licht und Dunkelheit und somit Ordnung in der Welt bewahrt hat, was dazu führt, dass der (wie sich später herausstellt manipulierte) Hüter des schwarzen Kristalls den Leuten der Spielwelt die Hoffnung aus deren Herzen raubt und diese somit in einen komatösen Zustand fallen. Worunter zufälligerweise natürlich auch die Freundin des Helden und vermeintlich krasseste Schwertkämpferin der Bande ist (und Tochter des Anführers), die den Rest des Spiels dann aber nur noch pennend im Bett verbringt. Angestachelt von einer deshalb recht angepissten Fee, welche eine der vier Schutzgeister des weißen Kristalls darstellt und einem am Anfang bei jeder Gelegenheit unter die Nase reibt, was für eine dumme Sau der Held ist (was sich völlig überraschend im weiteren Verlauf des Spiels ändert!1), begibt man sich dann auf die Suche nach den restlichen dreien, um natürlich die Welt vor dem Chaos selbst zu bewahren, aus dem diese einst entstanden ist.
Große Wendungen oder Entwicklungen sind Fehlanzeige und die Dialoge und Charaktere beschränken sich auf das Standard 1x1 gängiger RPG Klischees. Hat man irgendwann mal ein klassisches RPG gespielt, kennt man hier fast jede Zeile.

Hört sich nach einem durchwachsenen Spiel an? Ist es auch. Ein Geheimtipp ist es imo keinsfalls und maximal eine nette Ergänzung des ja doch recht mager besetzten Genres der Action-RPGs/Adventures, bei denen der Fokus wirklich bei den Action-Elementen liegt. Trotz des gut umgesetzten und evtl. sogar überlegenen Kampfsystems wischen Terranigma, Illusion of Gaia und auch die beiden Thors aber in allen anderen Belangen so ziemlich den Boden mit dem Spiel auf.


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