Thema:
Re:Dass man hier im Forum postet und nicht begriffen hat flat
Autor: Andy1977
Datum:30.06.16 01:58
Antwort auf:Dass man hier im Forum postet und nicht begriffen hat von Yann

>dass Pixelgrafik eine Kunstform ist, irritiert mich doch etwas.
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>Ich habe gestern den Trailer von Mighty Number 9 angeschaut. Berührt mich null. Das gleiche in geachtelter Auflösung und ich wäre sofort dabei.
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>Von mir aus auch in HD-Pixelgrafik wie Shovel Knight, aber 'zeitgemäße Grafik'? Braucht kein Mensch.


Exakt das.

Zudem, ich hab mal gerade nachgeschaut: Laut Mobygames hat Monkey Island 130.000 Dollar gekostet, was sich auch realistisch für einen Titel aus dem Jahre 1990 anhört. Der Dollar hat dank Inflation seither einiges an Wert verloren, weshalb man den Betrag ungefähr verdoppeln kann.

Ron Gilbert und Gary Winnick wollten ursprünglich 375.000 Dollar für ein Spiel, das grafisch in Richtung Monkey Island geht (abseits von den Figuren, die aber auch nur in Punkto Kopfform her an Maniac Mansion erinnern). Davon sind 10% an Kickstarter & Amazon abzudrücken und laut der Infografik weitere 12% für die Rewards. Nehme ich von den 375.000 Dollar ergo 80%, dann komme ich auf exakt 300.000. Teile ich das durch zwei, dann bin ich nicht weit von den 130.000 von damals entfernt.

Klar: Der Kickstarter hat letztlich mehr Geld eingefahren, aber das wird ja auch entsprechend genutzt. Es gibt Übersetzungen in verschiedene Sprachen und das Spiel kommt für Tablets. Ebenfalls klar - ähnliches gab es damals auch (z.B. Konvertierungen für Amiga & ST), aber ich glaube kaum, dass das mit in den bei MobyGames erwähnten 130.000 Dollar drin ist. Zudem wird's englische Sprachausgabe geben und die Entwickler können auf keinem der angestrebten Systeme auf eine bereits finale Engine bauen, mit der sie seit Jahren vertraut sind (so wie sich damals SCUMM von Spiel zu Spiel entwickelt hat).

Zu Rafaels ursprünglicher Frage: Ich hab mal einen Artikel über die Kostenentwicklung von Spielen der letzten dreißig Jahre geschrieben, aber ich gebe zu, dass du als aktiver Mit-Entwickler eigentlich mehr Erfahrung mit dem Thema hast. Nichtsdestotrotz ist mir bei der Recherche des Artikels etwas aufgefallen, was du eventuell nicht berücksichtigst: Die USA ist vielleicht der teuerste Standort, wo man Spiele entwickeln kann.

Allein die Gehälter der einzelnen Mitarbeiter liegen deutlich höher als in Deuschland oder Europa im allgemeinen. Das ist ja auch der Grund, warum ein Team wie CD Projekt ein solch hochwertiges Granatenspiel wie Witcher 3 für schlappe 80 Millionen Dollar stemmen kann. Wäre der Titel mit dem gleichen Aufwand und der selben Manpower im "Land of the Free" ;) entstanden, dann wäre wohl doppelt bis dreimal so viel angefallen.

Ergo könnte man Gilbert & Winnick "nur" vorwerfen, dass sie ihr angestrebtes Ziel mit einem Puffer von 10 bis 20.000 Dollar festgemacht haben. Etwas, was ich ihnen nach dem Kostendebakel von Broken Age nun wirklich nicht übel nehmen kann...


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