Thema:
Age of Wonders 3 (PC) flat
Autor: Slapshot
Datum:06.06.16 11:15

Bäh! Ein Thread zu einem PC-Spiel. Pfui bäh! Noch dazu ein altes PC-Spiel von 2014. Geh weiter. Nö.

Age of Wonders wurde mir hier mal vor einigen Jahren im Zuge meiner Warlock-Lobeshymnen empfohlen. Als es das vor einiger Zeit mal im Steam Sales gab, hab ich inklusive aller Addons zugegriffen. Kleiner Spaß am Rande: ich hab das immer mit Age of Mythology durcheinander gebracht, bzw. das Spiel dem Echtzeitgenre zugeordnet. Hach, wie falsch ich lag.

AoW ist viel eher von Civilization und Heroes of Might and Magic beeinflusst. Städte bauen, Städte aufrüsten, Einflussgebiet ausdehnen, Armeen aufstellen, erobern und beherrschen. Im Gegensatz zu Civilization und meinetwegen Warlock steuert man hier aber keine einzelnen Truppen, sondern Armeen, die idealerweise einem Helden zugeordnet sind, der den Truppen optional noch diverse Boni spendiert.

Insgesamt funktioniert das alles recht gut und Strategiespielveteranen finden sich auch schnell zu Recht, bzw. haben die oberflächliche Mechanik schnell durchschaut.

Zum Üben hab ich mich für ein freies Spiel gegen die KI entschieden. Imo der beste Weg, um schnell die Mechaniken eines Spiels zu lernen: mit allen Möglichkeiten konfrontiert und verflucht zu scheitern. Das passierte dann auch relativ schnell, natürlich nicht, ohne dass ich aus meinen Fehlern gelernt habe. Danach war mir dann nach etwas Story und ich hab die Kampagne begonnen. Mit Elfen. Als alter Strategiehase hab ich natürlich auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad angefangen. Man hat ja sowas wie Ehre.

Die ersten Schlachten gingen dann auch leicht von der Hand. Langsam wurde ich mit meinen Helden vertraut, habe spezialisiert, Städte ausgebaut und die ersten Karten erfolgreich beendet. Positiv finde ich, dass die Kampagne kein erweitertes Tutorial ist. Schon von Anfang an werden dem Spieler alle Werkzeuge in die Hand gegeben, so dass es sich nicht so kastriert anfühlt wie andere Spiele. Natürlich beginnt das Spiel langsam, so dass man die Mechaniken dabei lernt. Allerdings halt wie gesagt ohne, dass man sich dabei eingeschränkt vorkommt.

Kommt mir sehr entgegen das.

Damit einher geht, dass die ersten Missionen auch schon richtige Zeitfresser sind, wenn man so wie ich spielt. Und „so wie ich“ heißt, dass ich erst eine starke Verteidigung und funktionierende Wirtschaft aufbaue und aus einer gesicherten Position heraus die Karte erobere.

Was mir nicht sooo sehr entgegen kommt ist der Schwierigkeitsgrad. Der ist nämlich gepfeffert. Waren die ersten Missionen auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad noch gut machbar, bin ich spätestens bei der vierten Karte erstmals gefordert. So sehr gefordert, dass ich den SKG auf „leicht“ ändere, weil ich sonst kein Land sehe. Vor allem fällt mir hier auch erstmals negativ auf, dass Gegenangriffe getriggert werden. Und dass die KI schummelt. Zumindest gefühlt. Nun gut, der dritte Anlauf auf „leicht“ funktioniert überraschend reibungslos und ich frag mich schon, ob ich es mir nicht doch zu leicht gemacht habe. Das wiederum kann ich verneinen. Auf der fünften Karte bekomm ich trotz leichtem Schwierigkeitsgrad auf die Mütze. Das wiederum aber auch nur, weil es ein Zuglimit gibt. Ein Zuglimit! Nix ist mit gemütlich ausbauen und starke Einheiten aufstellen. Nach ein paar Runden verlangt das Spiel von mir, in 50 Runden drei Gegner platt zu machen. Zu einer Zeit, in der ich gerade mal eine Handvoll Einheiten zum Kampf bereit gemacht habe und die auch noch in einem unterirdischen Tunnelsystem unterwegs sind, um dem seine Geheimnisse zu entreißen. Drei, vier Anläufe später, alle Kniffe die ich bis dahin erlernt habe ausnutzend, war ich immerhin so weit, dass ich zwei Drittel geschafft habe. Also selbst, wenn ich meine Produktion komplett auf Rüstung stelle (sofern das möglich ist, ohne dabei pleite zu gehen), danach rausgehe, die ersten größeren Armeeansammlungen vernichte, meine Wunden lecke und zurück komme, gelingt es mir nicht. So habe ich gestern zum letzten Mittel gegriffen, wohl wissend, dass mich dafür der Spieleteufel holen wird. Cheats. Etwas Gold, um meine hoffnungslos unterlegenen Armeen zu pushen. Immerhin mit dem Ergebnis, dass ich nach 35 Zügen zwei Drittel der Map erobert hatte. 15 Züge hab ich noch, um den letzten Gegner zu besiegen. Allerdings habe ich auch mehr Armeen, die sich den letzten Bastionen nähern. Die Hauptstreitmacht habe ich möglicherweise schon vernichtet. Zumindest habe ich schon zwei größere Schlachten geschlagen. Dann gehe ich hoffentlich siegreich vom Schlachtfeld. Wenn auch mit dem schlechten Gewissen geschummelt zu haben. 

Also was kann man über das Spiel sonst noch sagen: die Grafik ist übersichtlich. Zoomt man aus der Karte heraus, kommt man auf eine Übersichtskarte, auf der man auch Einheiten noch Befehle erteilen kann. Im Gegensatz zu Civ läuft das Spiel auch später noch flüssig. Wobei sich die Komplexität auch nicht ansatzweise vergleichen lässt. Musik hab ich ausgestellt, Soundeffekte sind nett. Die strategischen Schlachten, wenn Armeen aufeinander treffen, sind ganz in der Tradition von HoMM. Angriffe von der Seite und hinten verursachen besonders viel Schaden, aufgrund von Abzügen bei weiter Entfernung sollte man auch Fernkämpfer nicht allzu weit hinten „parken“. Mächtige Spezialeinheiten verursachen mächtigen Schaden und nicht selten trifft man auf Gegner, gegen die die mitgebrachten Standardwaffen nur wenig Schaden ausrichten. Kämpfe kann man auch der KI überlassen, die oftmals Gefechte, die manuell geführt nicht zu schaffen sind, noch rumreißt und andererseits Gefechte verliert, die man selber manuell mit Leichtigkeit gewinnt. Vorher speichern ist also angeraten. Irgendwann hat man dann aber auch ein Gefühl dafür entwickelt, welche Gefechte man lieber selber führen sollte.

Direkt im Vergleich ist Warlock das zugänglichere Spiel, wenn auch das imo schlechtere. Die Kampagne wertet AoW3 durchaus auf, auch wenn ich die Story an sich nicht besonders interessant und den Anstieg des Schwierigkeitsgrades zu steil finden. Missionen und sich ändernde Kampfbedingungen werten den Spielablauf massiv auf.

Wenn auch der Spielablauf an sich schnell verstanden ist, gibt es noch viele Feinheiten zu erlernen. So ist es mir zum Beispiel immer noch ein Rätsel, wie diverse Level auf höherem SKG schaffbar sein sollen. Aber man wächst ja bekanntlich an seinen Herausforderungen. Oder nutzt Cheats. Ich schäme mich.


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