Thema:
Re:Das frage ich mich bei Dark Souls. flat
Autor: token
Datum:26.02.16 13:22
Antwort auf:Re:Das frage ich mich bei Dark Souls. von Pezking

>Nimm's mir nicht übel, ist nicht persönlich gemeint. Aber mir platzt immer die Hutschnur, wenn ein Dark-Souls-Fan meint, mir erst einmal erklären zu müssen, was Schwierigkeitsgrad überhaupt bedeutet!
>

Alles locker, du lieferst mit "BDSM" halt selbst die Steilvorlage die so eine Erklärung nahe legt. "BDSM" heißt für mich, Freude am Schmerz.
Für mich geht es hier aber nur um Freude am Erfolg, das hat mit Masochismus nichts am Hut, der Masochist lässt sich nicht auspeitschen damit er einen normalen Waldspaziergang ohne Höllenqualen besser zu schätzen weiß, sondern weil er den Schmerz geil findet.
Und da kann ich nur sagen, nimm's mir nicht übel, aber diese Anmutung mit "BDSM" gegenüber Souls, die du ja nicht exklusiv hast, ermüdet mich ebenso wie dich die SKG-Erklärung.

>Ich weiß, dass "schwer" nicht synonym mit "unfair" ist. Ich bin doch nicht bescheuert! Ein schweres Spiel stellt für mich einfach eine große Herausforderung dar. Man flutscht nicht durch das Spiel wie ein heißes Messer durch die Butter, man scheitert, man bleibt hängen, man muss manche Abschnitte mehrfach wiederholen - ein Spiel kann fair sein, und trotzdem derartige Auswirkungen haben. Und dann hat es für mich auch einen hohen Schwierigkeitsgrad. Punkt.
>

Für mich hat Fairness nur bedingt was mit dem Schwierigkeitsgrad zu tun, streng genommen ist fair/unfair eine komplett andere Baustelle.
Wenn etwas unfair ist, ist es nämlich nicht zwangsläufig schwer. Etwas unfaires kann unglaublich leicht sein. Casinospiele sind unfair, die kannst du aber jedem Affen beibringen.
Ein Super Meat Boy hingegen ist fair wie nix, das Interface perfekt, keine Zufallselemente usw.
Und es ist dennoch bockschwer, es erfordert ein hohes Maß an Geschick, Präzision, Konzentration, Reaktion usw.
Dein Angang an den Begriff Schwierigkeit ist da in meinen Augen nicht ganz rund.
Entscheidend ist die Machbarkeit. Es gibt nämlich durchaus Spiele, die stellen gewisse Menschen vor für sie nicht lösbare Probleme. Gerade wenn man mit Games seit den 80ern aufgewachsen ist, kennt man bei Spielen den Punkt, wo es für einen nicht mehr weiterging, wo man an seinem persönlichen Limit ankam.
Und ich finde es bei der Diskussion um SKGs im Verbund mit Souls durchaus wichtig darauf hinzuweisen, dass das nicht die Art von Hürde ist die Souls einbaut, sondern der Faktor der einen guten Souls-Spieler von einem schlechten unterscheidet maßgeblich der Faktor der aufgewandten Zeit ist. Ein guter Souls-Spieler mag in einen Pulk reingehen und diesen aufmischen können, ein schlechter Spieler muss Gegner aus diesem einzeln rauslocken. Wenn er das jedoch tut, ist das Gefecht gegen die Gegner auch unendlich leichter, nur eben auch zeitaufwändiger. Ist ein einzelner Gegner hingegen für einen so schlecht handhabbar, dass es gefährlich wird, kann man diesen auch skippen in dem man die Beine in die Hand nimmt.
Diese Maßnahmen verlangen dem Spieler nicht viel an Fingerfertigkeit ab, sie verlangen nach Zeit, nach Vorsicht, nach Konzentration. Das sind Fertigkeitsattribute die jemanden mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom vor unlösbare Hürden stellen, aber einem normalen Menschen verlangen sie nicht viel ab.
Und wenn man dementsprechend dazu bereit ist, langsam und bewusst zu spielen, und das Spiel dann eben vom Anspruch nicht mehr wirklich schwer ist, sondern einfach nur zeitaufwändig, dann gehört sowas auch dezidiert erwähnt.
Dass Souls eben kein verkapptes Megaman ist.

>Und wenn ich nach einem Vierteljahrhundert Zockerei über mich selbst gelernt habe, dass das Meistern von Herausforderungen bei Spielen auf mich nur einen sehr untergeordneten Reiz ausübt (derartigen Ehrgeiz entwickle ich eigentlich nur im Multiplayerbereich) - dann weiß ich, dass die ganzen From-Software-Knüller der letzten Jahre sicher nichts für mich sind.
>

Ich wollte dich auch nicht bekehren, ich bin auf den Maso-Aspekt aufgesprungen, gekoppelt damit, dass sich einige Spieler sowas wie Souls nicht zutrauen weil sie wissen dass sie am Pad keine Virtuosen sind.
Als jemand dem es so ging dass er Souls ausgelassen hat, weil ich weiß dass ich wirklich kein Virtuose am Pad bin und schnell an meine Grenzen stoße wenn es um Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit geht, also das Spiel nicht gespielt habe weil es den Ruf hat unglaublich schwer zu sein, ist es mir dementsprechend ein Anliegen darauf hinzuweisen dass man sich vor der Marke echt nicht in die Hose machen muss. Weil es gar nicht viel an Geschick braucht um es zu meistern, und schlechten Spielern wie mir die Optionen an die Hand gibt, mit Geduld und Vorsicht die fehlende Fingerfertigkeit zu kompensieren.
Ich hab da erst mit Bloodborne zu meinem Glück gefunden und war ziemlich erstaunt wie machbar das ist, stellenweise bin ich zwar die Wand hochgegangen, aber ich hab alles geschafft, ohne Coop-Hilfe. Und wenn ich sowas schaffe, KANN es nicht schwer sein.
Die Soulsgames hab ich nur paar Stunden gezockt jeweils. Ich komm auf die Optik nicht mehr klar. Finde es für mich aber schon ein wenig bedauerlich es seinerzeit verpasst zu haben, weil ich ein komplett falsches Bild vom SKG dieser Spiele hatte.

>Und das erklärt auch, warum sich für einen Veteranen wie mich der gewisse Weichspültrend der letzten 10+ Jahre nicht negativ auf meinen Spielspaß auswirkt - ganz im Gegenteil. Wenn ich ein Spiel im Easy-Modus am meisten genießen kann, bin ich mir dafür auch nicht zu schade.

Ich erst recht nicht, lege gerne die Füße hoch und lass mich berieseln, bei diversen Games stelle ich gar bewusst auf easy und schlender durch.
Allerdings greift bei mir der Aspekt von Spannung und Immersion wenn so etwas wie Fallhöhe ins Spiel kommt. Ich brauche diesen "Stress" nicht permanent in meinen Spielerlebnissen, aber punktuell liefert es etwas ab, eine atmosphärisch derart betörende Dichte die ich mit den Uncharteds dieser Welt nicht erlebe, dass ich dieser Form von Spannung einen ziemlich hohen Stellenwert einräume. Wenn ich schwitze, echte Angst empfinde oder emotional überbordend triumphiere ist das für meine Erlebniswelt schon etwas besonderes.
Wie gesagt, es kommt dabei auch eine Form von Stress ins Spiel die ich oft genug mit dem Medium gar nicht haben möchte, aber der springende Punkt ist, dass mit diesem Aspekt des Stresses auch positive Dinge einhergehen die mir Berieselungsgames vorenthalten.


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