Thema:
Re:Ich werde es nicht weiter spielen flat
Autor: token
Datum:27.02.15 19:49
Antwort auf:Re:Ich werde es nicht weiter spielen von denda

>>Irgendwo hab ich gelesen, The Order wirkt eher wie eine Parodie auf moderne AAA-Spiele :)
>>
>
>Das musst du mir genauer erklären.


Vielleicht hätte das Wort "unfreiwillige" im zweiten Halbsatz das Missverständnis ausgeräumt.
Das war als Häme und nicht als Kompliment gedacht ;)

>Also, ich bin ja auch eine kleine Grafikhure, und der Aspekt war auch wirklich das Einzige was mich die 3-4 Stunden bei der Stange gehalten hat. Ich kann aber über schöne Grafik viel besser und nachhaltiger staunen wenn mich das Spiel dahinter auch verzückt. Z.B. geschehen in Mario Kart 8: Ich könnte stundenlang vor diesem Spiel sitzen und mit Pipi in den Augen diese vollendete Verschmelzung von Gameplay, Sound und Grafik vergöttern.
>Nur Grafik reicht mir mittlerweile nicht mehr. Das war mal anders, aber gefühlsmäßig ist da die Enttäuschung ob der spielerischen Qualitäten einfach mächtiger als das Staunen über das Blingbling.
>

Für mich müssen die Relationen stimmen. Ich habe einfach nicht erwartet etwas derartiges in dieser Gen überhaupt mal zu Gesicht zu bekommen.
Der Jurassic-Park-Effekt. Man stellt sich einen Dinosaurier vor.
Das fetzt jetzt nicht unbedingt, weil es diffus ist.
Aber wenn man ihn auf der Leinwand sieht macht es bäm.
So auch hier, ich stelle mir vor, wie das wohl aussehen würde wenn man sich in einer Optik auf CGI-Niveau frei bewegen könnte. Es ist diffus.
Und dann kommt The Order und ich kann meinen Augen nicht trauen.

Ich finde wirklich das Spiel ist nicht nur einfach krass gutaussehend, es sieht zum ersten mal nach einem echten Generationssprung aus.

Wenn mich ein Spiel egal wie, sehr hart zu treffen weiß und irgendwas mit mir anstellt, irgendwas besonderes, schaue ich gerne über Schwächen hinweg.
Und das hat The Order geschafft. Das war nicht wie Ryse oder GTA5 oder Killzone oder inFamous:SS, die mich auch optisch beeindrucken konnten. Aber The Order hat mich nicht einfach nur beeindruckt, sondern mir den verdammten Teppich unter den Beinen weggezogen.

Schau mal was wir den ersten Spielen einer neuen Gen normalerweise alles verzeihen, nur weil sie einen krassen Technikflash erzeugen. Dieser krasse Technikflash blieb bei diesem Genwechsel aber aus. Punktuell beeindruckend, ja, aber nicht dieses, omgomgomg.
Für mich hat das TO geschafft.
Ich sehe es halt als Porno, und da brauche ich keine Handlung ;)

>>Falls ein Nachfolger kommt, was ich hoffe, wird der sicherlich sowas nicht nochmal bringen. Sondern wohl konsequent Richtung Gears gehen.
>>Persönlich halte ich die Engine und die Darstellung im Verbund mit ihren Gaps eigentlich für perfekt um ein Spielprinzip wie bei Resident Evil zu transportieren. Slow Pace, Rätsel lösen, ein einziges Set das frei begehbar ist und sich nach und nach öffnet. Oder besser gesagt, Actionanteil gleich halten, aber 90% der Filmsequenzen mit Adventuregameplay ersetzen.
>>Ach wäre das schön...
>
>Ja, Sets die man spielerisch richtig ausreizt, denen der Spieler sich mit Muße und Aufmerksamkeit widmen muss. Das meinte ich oben damit, als ich meinte, mich als Grafikdesigner würde diese unfassbar uninspirierende Nutzung meiner Setpieces ankotzen. Ich hätte wahrscheinlich echt ein wenig das Gefühl die letzten Monate/Jahre umsonst gearbeitet zu haben.
>Die Entwickler haben die Stärken des Mediums halt rigoros ignoriert bzw. unausgeschöpft gelassen. Argh, ich werde schon wieder aggressiv.:)


Ganz ehrlich, hinterher kann man immer einen reindrücken wenn ein Plan nicht aufgeht. Und der Plan von The Order geht nicht auf, keine Frage.
Ich glaube niemand hier, auch nicht diejenigen die gut unterhalten wurden, würden sagen, gib mir das gleiche nochmal in grün, dann bin ich zufrieden.
Aber im Hinblick auf den Vorwurf das Medium nicht verstanden zu haben befindet sich The Order in Gesellschaft von Titeln, die mit diesem Ansatz am Ende doch auch was besonderes geschafft haben.
Walking Dead, Heavy Rain, Brothers, Journey, To the Moon, Dear Esther, Flower, auch das sind alles spielerische Nullnummern, die genau den gleichen Tenor erfahren haben. Allerdings ging das als Rauschen innerhalb vieler begeisterter Stimmen unter.
Aber es war dennoch da, deswegen gilt bei dieser Argumentationsstrecke imo ein wenig Piano zu machen.
Ein unreflektiertes "ihr ignoriert rigoros die Stärken des Mediums" ist nicht immer angebracht. Genau diese Ignoranz ist es nämlich die manchmal Stärken des Mediums hebt, von denen man nicht gedacht hätte, dass diese dem Medium überhaupt inne wohnen.
Wir müssen nicht darüber diskutieren dass dies auf The Order nicht zutrifft, aber diese Pauschalkritik stört mich etwas, weil man sie 1:1 copypasten könnte und genauso auch auf die obig genannten Titel anwenden könnte.
Und das sind in meinen Augen alles Titel, die das Medium bereichern, selbst Dear Esther, das ich absolut verschissen finde.
Stell dir mal vor, die hätten es tatsächlich geschafft, ein Spiel herauszubringen das wirklich Kinoniveau hat, WIRKLICH Kinoniveau, also packende Action, eine bewegende Handlung, aufgelockert mit spannenden Gefechten.
The Order schafft das nicht, aber das liegt nicht daran dass zu wenig Spiel im Spiel ist, sondern daran dass der "Film" nicht gut genug ist.


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