Thema:
Bescheidene Beobachtungen von den Zuschauerrängen flat
Autor: phaxy
Datum:22.02.15 15:35
Antwort auf:The Order: 1886 - Part II von euph

Vorweg: ich habe derzeit zero Gelüste mir The Order zu ordern; vielleicht später zum Sparpreis 18,86... (sorry)

Das Szenario (und diese Schnurrbärte!!) hat mich zwar wuschig gemacht, aber bei sämtlichem Gameplay-Material vor Release dachte ich mir nur:
hm, ich fühle gar nichts; die Entwickler müssen wohl die größten Features und Gameplayelemente erst mal für sich behalten (was berechtigerweise nicht ungewöhnlich ist).
Jetzt kam das Spiel raus und es ist offenbar überraschungslos genau das, was man vorher schon gesehen hat:
Ein audiovisuell beeindruckendes Design-Relikt aus der letzten Generation.
Der Grund, warum hier nur Bekanntes geboten wird (Mutmaßung), lässt sich vermutlich genau so begründen, wie man es bei Launch-Games tut:
Keine Zeit, neue Engine, neue Hardware, daher lieber gewohnte und bekannte Konventionen statt zu viel Risiko.

Aber:
1. ist jedoch kein Launch-Game
2. muss das Fundament entsprechend Potential erkennen lassen um für eine neue IP weiter darauf aufzubauen

The Order ist also ungefähr ein Gears in anderem Setting - hört man immer wieder..

Nun kommen die Medien ins Spiel:
Generell kann man sagen, dass sich die meisten Kritikerseiten noch immer schwer damit tun, dass ein Spielezustand heutzutage oftmals nur temporär gültig ist.
Oftmals werden z.B. Online-Modi auf Events getestet, bewertet und damit abgeschlossen. Was mit dem Spiel in Wochen und Monaten nach Release passiert, interessiert in der Regel nicht, die Wertung bleibt jedenfalls unangetastet.
Das hat in der Vergangenheit zu peinlichen Situationen geführt; ein Zustand, der an der Glaubwürdigkeit von Testseiten gekratzt hat.
Dann kommt noch der steigende Einfluss vieler Youtuber hinzu...

Nun ist da also ein The Order und schon im Vorfeld hat man das Gefühl, dass einige dieser Medienvertreter hier die Chance sehen, ihr Profil wieder zu schärfen.
The Order hat keinen Multiplayer oder Onlineanbindung, keine schweren Bugs oder Glitches welche Tester hinterher in den Arsch beißen können, dafür aber überstrapaziertes "old-fashioned" last-gen Spieledesign.
Beste Voraussetzungen also, um hier wieder als strahlender Ritter im Namen des Konsumenten aufzutreten und The Order ungespitzt in den Boden zu rammen.
Es folgen Themen wie: besser ihr lasst das Vorbestellen on this one!
Oh und die Spielzeit? Schlagzeile - vergesst nicht das Thema Spielzeit! Dragon Age enthält sehr viel mehr Gameplay pro Buck!

Was hier zusammengekommen ist, ist bei allen großen und kleineren Skandalen um Gamergate, ACU, Battlefield 4, und Co. eine selbsterfüllende Prophezeihung in Spieleform.
Es zeigt, dass The Order offensichtlich konzeptionell schwachbsrüstig aber solide daherkommt.
Und es zeigt die Medienvertreter, die so sehr darum kämpfen, wieder für voll genommen zu werden indem sie ein Spiel, dass sie vermutlich letzte Generation noch gefeiert hätten, hier mit Wertungen abstrafen, die noch vor ein paar Monaten absoluten Rohrkrepierern vorbehalten war.
Und weil die Rezeption der Seiten allgemein nicht allzu hoch ausfällt, verstehen das manche wohl als Freifahrtschein für's ungezügelte Nachtreten:
"5 Terrible Games That Were Nothing More Than Graphical Showcases" - VideoGamer.com  
Ratet mal wer da mit dabei ist...

Nur zur Erinnerung: es werden nicht unerträgliche Spielezustände angeprangert; technische Katastrophen, Rassismus und plakative Gewalt, fragwürdige Implementierung von Microtransactions oder DLC- und Contentmanagementplänen bei Vollpreistiteln..
Überfliegt man einige Zeilen der Reviews, könnte man meinen, The Order sei das schlechteste Spiel seit E.T. und/oder frisst kleine Welpen - Internetschmonz der feinsten Sorte.

Es zeugt vom bizarren Verhältnis zwischen Spielern, Enthusiasten-Presse und Industrie.
Und es erneuert imo einmal mehr den Runnig-Gag "games journalism, lol"

[/interpretation]


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