Thema:
Watch Dogs flat
Autor: Sockenpapst
Datum:18.12.14 17:18
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 31 von Montana

Selten hat sich meine Meinung zu einem Spiel so sehr zum Guten gewandelt.

Der Einstieg war eine Katastrophe: Zur Begrüßung erst mal eine richtig fette Ladezeit. Und dann soll ich mit einem Unsympathen hoch 10 einen Unbewaffneten exekutieren, die Steuerung ist komplett überladen, Autos steuern sich wie Seifenkisten, und die Technik ist hochgradig ernüchternd (X1). Nach der langen Einstiegsmission Konsole ausgeschaltet.

Zweiter Versuch: Ubisofttypisch wird man mit 5000 optionalen Missionen und Minispielchen zugeschissen, die Karte berstet, ich fühle mich allein gelassen. Versuche mich an einer todlangweiligen Alienballerei und an einem kaum besseren Cashrun. Laaaangweilig. Versuche, einen Tower zu erklimmen, aber irgendwie schnalle ich das Prinzip nicht; will à la AC hochklettern. OK, dann mach ich halt ne Fixermission. Kacke, ist das schwer. Ultraagressive Polizei, doofes Fahrverhalten, intransparentes Hacken von Pollern, in die ich dann selbst mit Karacho reindonnere. Und hat man die Bullerei dann endlich mal abgehängt, wird man innerhalb von gefühlten Nanosekunden vom Radar erfasst und die Hatz geht von neuem los. Bäh, Konsole aus.

Dritter Versuch: Erst mal ein paar Storymissionen. Mmh, scheiss Story, scheiss Charaktere, aber es flutscht. Und das Spiel sieht ja manchmal sogar richtig geil aus! Die Lichtreflexionen auf der Wasseroberfläche z.B., ja, das hat was. Und für jede noch so kleine Nebenmission gibt es instant Belohnungen in Form von teilweise sehr witzigen oder gar tragischen Filmchen oder Tonbandmitschnitten. Nett, so mag ich alter ADHS´ler das. Und das alles  nach dem Hacken der Tower fein säuberlich auf der Karte markiert ist, motiviert ungemein zum Weiterspielen. Gleiches gilt für den erstaunlich umfangreichen Fähigkeitenbaum, dessen einzelne Perks sich sogar sehr geschmeidig ins Spiel integrieren und das Game tatsächlich bedeutend abwechslungsreicher und auch leichter machen.

Vierter Versuch: Muss weiterspielen... Kann nicht aufhören...

Fazit: Geiles Spiel!
Im Ergebnis stehen 87% und alle Story- und Nebenmissionen sowie Sammelobjekte. Nur die echten Minispiele und fast den kompletten Onlinepart habe ich geschlabbert. Das Spiel hat eine unglaubliche Motivations- und Belohnungsspirale bei mir ausgelöst, etwas, was lootbasierte Sachen wie D3 oder Destiny einfach nicht schaffen. Und wenn ich so motiviert werde, kann ich über offensichtliche Mängel wie häufige Wiederholungen, Steuerungs- und Technikmängel im Ergebnis gut hinwegsehen.
Nicht hinwegsehen kann ich aber über die grotesk schlechten Charaktere und eine Story, die immer dann besonders fremdschämig wird, wenn sie sich voll reflektiert und tief geben möchte. Gerade bei der sehr interessanten Grundthematik einfach nur ärgerlich.
So bleibt am Ende richtig gutes Fastfood - Geil, solange man futtert, aber danach...


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