Thema:
Fazit: Imo eine kleine Sensation flat
Autor: denda
Datum:08.10.14 10:31
Antwort auf:Middle Earth - Shadow of Mordor PS3/PS4/360/Xbone von Pfroebbel

Habe das Spiel nun mit 97% nach rund 28 Stunden beendet. Der Rest wird noch genüsslich erledigt.
Ich bin nach wie vor extrem begeistert und habe, was den spielerischen Flow betrifft einige der tollsten Momente meiner Zocker-Karriere erlebt. Hier nun ergänzend zu meinen vorangegangenen posts meine Eindrücke.

Ich weiß garnicht wo ich anfangen soll.:)
Es wäre wesentlich einfacher die Dinge kurz und bündig anzusprechend die mir nicht gefallen haben...
Mordor hat in vielerlei Hinsicht den Urzocker in mir wachgeküsst und mich über große Strecken mit eisernem Griff bei den Eiern gehabt. Das lag vor allem an der Virtuosität- alles ist so gut ineinander verwoben, dass es schwierig wird die einzelnen Elemente separat ausfindig zu machen, die nun im Speziellen dafür sorgen, dass es einfach Klick macht. Es ist ein bißchen wie mit einer Suppe, die zwar aus vielen einfachen und herkömmlichen Zutaten besteht, die allerdings einen so raffinierten Geschmack hat, dass man sich unweigerlich fragt, wie genau das mit den beschränkten Mitteln möglich ist.

Die Steuerung und die Wucht und Intensität des Kampfsystems sind einfach der absolute Hammer. Wie gut das Ganze animiert und inszeniert ist, wie fließend all das in einandergreift, wie absolut großartig und wahnwitzig gut sich das anfühlt und wie -im positiven Sinne- filmisch das ausschaut- all das funktioniert in meinen Augen so viel besser als das Kämpfen in vielen Konkurrenzprodukten, dass ich den Monolith-Jungs echt nur meinen tiefsten Respekt aussprechen kann.

Sie verstehen etwas davon ein Spiel motivierend zu gestalten. Alles in dieser Welt bringt einen direkten Spielfortschritt- auch die x-te Tötung des jämmerlichsten Orks sorgt für Progress, nichts ist bloße Makulatur. Jeder Schlag mit dem Schwert, jede Hinrichtung, jeder Schleich-kill lässt meine Glückshormone Polonaise tanzen.
Monolith ist es gelungen das Beste aus bekannten Serien mit einer ganz eigenen Note zu vermengen, und in eine unglaublich motivierende und unkaputtbare Mechanik zu betten. Gleichzeitig aber begehen sie nicht die Fehler der Konkurrenz und merzen diese rigoros aus.
Wo ich mich in einem Assassins Creed während eines einzigen Auftrags einige Male über die hypersensible Steuerung ärgere, kommt dies in Mordor nur alle Jubeljahre vor.
Zudem ist die reine Spielmechanik so unglaublich geschliffen und polished, dass ein richtiger Spiel-Rausch entsteht.

Kennt ihr folgendes Phänomen: Ihr seht einem unglaublich virtuosem Gitarristen zu und alles was er tut erscheint aufgrund seines Könnens und seiner Klasse unglaublich leicht und einfach. Ein bißchen so saß ich oft vor diesem Spiel. Es macht die Dinge mit einer scheinbaren Leichtigkeit so elegant und fehlerfrei, dass man sich als Spieler unweigerlich fragt, warum das SO nicht schon lange Standard im Genre ist. Das sorgt für einen unglaublichen Flow- die komplette Spielzeit über war ich "in the Zone". Dort komme ich in einem Assassins Creed nur dann hin wenn der Abspann über den Bildschirm flimmert.:D

Kommen wir zum Prunkstück des Spiels:
Das Nemesis-System sorgt durch seine Dynamik für viele unvergessliche Momente und eine emotionale Bindung die im Genre einzigartig ist. Zwar passieren manche Dinge generell nicht On-The-Fly (an der Stelle sehe ich ungenutztes Potential), allerdings macht es im Rahmen der Spiellogik und des Komforts auch durchaus Sinn dieses Monster von System so etwas zu bändigen.

Technisch fand ich es angenehm sauber und durchaus hübsch. Nichts was einem die Kinnlade erdet, aber schon an einigen Stellen schön anzuschauen und rein technisch beeindruckend. Musikalisch passt das Gebotene perfekt zum Geschehen. Die Waffensounds sind extrem wuchtig und machen einfach nur noch Laune.
Vor allem möchte ich das mMn perfekte akkustische und optische Feedback loben. Das ist glaube ich eine der Ingredenzien der Suppe, welche dafür sorgt, dass die Geschmacksknospen einfach geflasht werden.

Die Fähigkeiten fand ich allesamt sehr genial und nützlich. Da sind so haarsträubend krasse Sachen dabei, dass es mich zu jeder Zeit enorm motiviert hat einen neuen Fertigkeitspunkt zu erhalten. Man wird später zu einer Kampfmaschine wie sie die Welt noch nicht erlebt hat.

So, zuletzt der Kür wegen noch ein paar Kritikpunkte, nicht dass mir Kritiklosigkeit unterstellt wird.;)
Der Anfang und das Ende fand ich eher hölzern und wenig elegant. Dafür sorgen leider auch die flachen Figuren ohne großen Charakter. Auch werden einige Dinge erst erklärt, nachdem man selbst schon damit auf Tuchfühlung gehen musste. Das sehe ich aber schon eher als interessanten Anreiz, es muss einem ja nicht ständig der Arsch nachgetragen werden.

Auch die Story ist nur zweckmässig und ziemlich blass erzählt.
Schade auch, dass es in der kompletten Welt außer Sklaven und Orks keine NPCs gibt die direkt aus dem Spiel heraus anzutreffen sind. Es gibt zwar ein, zwei tolle Sidekicks, aber diese existieren leider nur im Rahmen von entsprechenden Missionen.

Das ist das was mir momentan einfällt. Ich persönlich habe weder eine große Story noch tolle Charaktere erwartet- das ist mir bei dieser Art von Spiel einfach nicht sehr wichtig, deshalb wurde ich entsprechend nicht enttäuscht in dieser Hinsicht.
Spieler, die darauf Wert legen müssen sich hier auf deutliche Defizite einstellen.

Der Kern des Spielerlebnisses ist das Kampfsystem- und das ist einfach in seiner Güte und Funktionalität ein wirklich großer Wurf. Es trägt und trägt und trägt....ich werde das Spiel deshalb sicherlich noch einige Male reinschmeißen.
In meinen Augen muss sich in der Hinsicht jedes ähnlich gelagerte Spiel in Zukunft daran messen.
Für mich ist das Spiel eine kleine Offenbahrung und ein "Überraschungshit" wie er im Buche steht.
Ein Nachfolger würde nicht nur sofort kaufen, sondern ihm entgegen fiebern wie nur wenigen anderen Spielserien.
Beste Grüße
denda


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