Thema:
Durch- mein Fazit: Najaaaa....(Spoiler) flat
Autor: denda
Datum:02.09.14 16:56
Antwort auf:The Last of Us #3 - it's that good von phaxy

Oh, gut- jetzt hören schonmal alle zu.;)

Was ein Ritt!
Ich habe das Spiel heute nach mehr als 20 Stunden beendet, habe mit dem Spiel insgesamt großen Spaß gehabt, und wurde Bestens unterhalten. An vielen der letzten Tage hat mich das Spiel auch nach dem Ausschalten der Konsole beschäftigt, und ich habe wohl noch nie zuvor eine ähnlich intensive Bindung zu Charakteren in einem Videospiel aufgebaut- das alles spricht schonmal für sich, und nichts davon schätze ich gering.

Das (erst unbefriedigende) Ende wirkt noch nach. Mittlerweile denke ich, dass es genau so auf den Spieler wirken soll- es endet den Charakteren entsprechend sinnvoll. Man kann sich darüber streiten, ob es den Neigungen des Spielers entsprechend hätte enden "sollen". Ich persönlich hätte es angemessen gefunden eine Wahl gehabt zu haben- komme aber so gut mit dem Ende zurecht, und denke, dass dieses Ende schon gut zur kompletten Ausrichtung des Spiels passt.

Jetzt erstmal zu den offensichtlichsten Stärken: Die Charaktere, die Dialoge und die Gesichts- und Körperanimationen sind unfassbar gut und setzten neue Maßstäbe für das komplette Medium. An dem was man da- wohlgemerkt auf der PS3- abgeliefert hat wird sich in Zukunft imo jedes, nicht nur ähnlich gelagerte Spiel messen müssen.
Absoluter Hammer, wegweisend, etc.
Ich kann zwar nicht beurteilen wie gut sich in der Hinsicht Team Bondis L.A. Noire und Beyond Two Souls schlagen, gehe aber stark davon aus, dass TLOU hier absolute Referenz ist.

Nun zum Spielerischen: Das sehr variantenreiche und wuchtige Kampfsystem ist sicherlich sehr durchdacht und gehört zu dem Besten was ich in 3rd-Person-Bereich je gespielt habe. Auch das perfekt darauf abgestimmte Crafting-System trägt seinen Teil zur tollen Survival-Atmo bei. In dem Bereich bin ich ebenfalls vollends zufrieden gestellt worden.

Was mir weniger gefiel, und wo ich viel verschenktes Potential sehe, ist der spielerische Abwechslungsreichtum. Außer ein paar (sehr seltenen) Tauch-Einlagen ist da so ziemlich nichts. Zwar hat das Kampfsystem das komplette Spiel über getragen, aber nach dem 2. Drittel habe ich mir sehnlichst spielerisch etwas Abwechslung gewünscht. Wenn ich mir vorstelle, dass man einige Kletterpassagen a la I Am Alive hätte einbinden können, dann hätte das schon einiges reißen können.
Vor allem war in I Am Alive jede noch so banale Kletterszene durch die hervorragende Mechanik ein echter Climax. Leider fehlt in meinen Augen TLOU so etwas. Was ich z.B. hervorragend fand, und wo ich dankbar war, dass die Szene enthalten war, war die Jagd-Szene mit Ellie. Überhaupt LIEBE ich Ellie.:)
Auch fand ich die Interaktion mit der Umgebung oft zu begrenzt. Außer mal ein Leiterchen tragen passiert da nichts.

Unlaublich gut wiederum die Optik: Die Schauplätze, der Artstyle und der Detailreichtum haben mich extrem geflasht. Der helle Wahnsinn, technisch sind die Entwickler wirklich Götter.

Da ist es mir umso negativer aufgestoßen, dass die kulissenhafte, sehr begrenzte Größe der Maps viel dieser, bei mir durch die sehr homogene Spielmechanik entstehenden Immersion wieder zunichte gemacht hat.
Letzlich war es immer wieder diese Gängelung, dieses an der kurzen Leine halten, was mich aus der kompletten Erfahrung herausgerissen hat. Bei einer so auf Authentizität fokussierten Spielerfahrung wirken so notorisch abgesteckte Setpieces imo kontraproduktiv. Wie viele hundert Male habe ich über umgekippte Busse, blockierte Treppenhäuser und unzählige künstliche Begrenzungen geflucht- das wiegt für mich schwerer als ein uncanney Valley bei Charakteranimationen.

Den Vogel hat da der Schlauch-Wald abgeschossen, wenn kleine kniehohe Büsche die Luft zu Beton werden lassen leidet da einfach die Glaubwürdigkeit. Klar- der Storydriven-Experience war das in dem Moment zuträglich, aber für mich als "Spieler" hat sich das in dem Moment einfach nicht richtig und gut angefühlt.

Auch haben mir einige point-of-no-return-Szenen ein paar Mal den Spaß vergällt- wenn bei einer von zwei möglichen Abkürzungen eine Cutscene ein Event triggert und für mich den altenativen Pfad fortan unbegehbar macht dann habe ich als Spieler die Arschkarte gezogen, nur weil ich das Drehbuch der Entwickler nicht kannte (nicht kennen konnte). Dieses Gefühl, der einzige Depp von den Protagonisten zu sein der das Drehbuch nicht kennt hat mich leider recht oft beschlichen. So wirkt das Spiel auf mich in einigen Momenten zu fremdbestimmt.

Zuletzt noch eine Sache die mir sehr negativ auffiel: Viele der Locations sind beim ersten Durchqueren frei von Feinden, allerdings liegen dort schon zig Ziegelsteine und Flaschen herum- so wird natürlich das getriggerte Event XY, und die drauffolgende Feindkonfrontation sehr vorhersehbar.

Das was es sein will, macht das Spiel zu großen Teilen sicherlich hervorragend.
Stellt sich eigentlich nur die Frage, ob die Formel, die Naughty Dog hier entworfen hat vollends für mich aufgeht.
"Leider" tut sie das aufgrund der genannten Punkte nicht zu 100%.
Aber es reicht absolut aus, um mir eine extrem gute und einzigartige Spielerfahrung geliefert zu haben, die ich nicht missen möchte.
Sicherlich werde ich es auch irgendwann nochmal erleben wollen.

Soviel vielleicht erstmal- jetzt folgt noch der DLC.
Nicht dass ein falscher Eindrück, wegen der Gewichtung meiner Kritikpunkte entsteht: Ich finde das Spiel als Gesamterfahrung hervorragend und absolut eizigartig. Nur sehe ich einerseits viel verschenktes Potential, und halte mich andererseits als Spieler-Typ nicht für den perfekten Adressaten für "diese Art von Spiel" (mir fällt gerade keine andere Umschreibung ein). Das kreide ich durchaus mir selbst an. Aber wie gesagt: Ich hatte einen Riesenspaß mit dem Teil, und das was für mich übrig bleibt ist immer noch besser als 90% der anderen Spiele da draußen. Und bezüglich der Dinge wo das Teil sowieso Referenz ist bin ich absolut überschwenglicher vor Begeisterung.

9/10 Umarmungen für Ellie.

Beste Grüße
denda


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