Thema:
Game of Thrones flat
Autor: Sockenpapst
Datum:28.07.14 07:57
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 31 von Montana

Hm, zwiespältig.

Auf der einen Seite haben wir eine irre starke Lizenz, die auch mehr als vernünftig genutzt und teilweise geradezu gnadenlos ausgeschlachtet wird: Gastauftritte bekannter Charaktere, riesiger Codex, Schauplätze und viele nette Kleinigkeiten wie die Namen besonderer Gegenstände/Waffen.
Dazu kommt dann eine Story, die sich sehr gut ins bestehende Universum einfügt und mit ihren Wendungen und ihrer bösartigen Konsequenz für den ein oder anderen erinnerungswürdigen Moment sorgt...

...nur leider besticht eben diese Story auf der anderen Seite vor allem durch ihre unfassbare Geschwätzigkeit. Alles wird doppelt und dreifach erklärt, diskutiert und totgelabert. Und absolut nichts wird der Phantasie des Zockers überlassen. Teilweise hört man sich 10 Minuten lang lahmarschig inszenierte Dialoge an, ohne dass man nennenswerte Interaktionsmöglichkeiten hätte. Auch halten sich echte - vom Spieler zu treffende - Entscheidungen arg in Grenzen, alles wesentliche ist hier vorgegeben. Das wäre nicht so schlimm, wenn die Dialoge als solche wenigstens überzeugten. Dem ist aber leider nicht so: Ironie- und humorfrei, ohne Schärfe oder Wortwitz, und größtenteils bemerkenswert schlecht (englisch) synchronisiert.
So macht die Dauerlaberei teilweise wirklich aggressiv und zieht den Gesamteindruck massiv nach unten. Nebenquests bin ich aus diesem Grund konsequent aus dem Weg gegangen.

Ansonsten bleibt nicht viel zu sagen: Die Technik ist mies, aber wenigstens konsequent veraltet ohne Ausreißer nach unten oder oben. Man gewöhnt sich halt extrem schnell daran, hier ein grafisch 10 Jahre altes Game zu zocken; seltsamerweise stört das alsbald überhaupt nicht.
Das Kampfsystem ist solide, bietet allerdings null Tiefgang, gleiches gilt für den Loot und die Charakterentwicklung. Bei anderen RPGs mag so etwas extrem wichtig sein, hier sind Kämpfe, Shoppingtouren und Skilltreeorgien eher kurze interaktive Unterbrechungen bis zur nächsten Dauerbeschallung.

Nee, bei aller Liebe: GoT ist kein gutes Spiel. Aber es ist solide genug, um Buch- oder Serienfanboys über die gesamte - für ein RPG nicht gerade epische - Spielzeit bei der Stange zu halten. Mir hat das tatsächlich gereicht.


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