Thema:
Ratio vs. Spielspaß flat
Autor: token
Datum:24.03.14 08:46
Antwort auf:inFAMOUS Second Son von Green Beret

Es gibt Spiele denen ich objektiv attestieren muss unheimlich viel richtig zu machen, bei denen der Funke aber nicht so recht überspringen will.
Und dann gibt es Spiele, bei denen ich einige Versäumnisse sehe, mehr brach liegen gelassenes als ausgeschöpftes Potenzial erkenne, die mich aber dennoch total bocken.
Second Son gehört für mich zu letzterem. Das zu spielen macht mir wirklich unheimlich Laune, die Art von Laune bei der ich nicht dann zocke wenn ich Zeit habe, sondern mir explizit Zeit nehme und schaffe um zocken zu können.

Die Grundidee hinter inFamous, nämlich als klassischer Comicheld mit Superkräften durch eine offene Spielwelt zu flitzen, finde ich wirklich unglaublich reizvoll, und doch hat sie für mich in den Vorgängern nur bedingt funktioniert. Ich fühlte mich da nicht wie ein Superheld, sondern wie ein klassischer Videospielcharakter, Coles Kräften fehlte der letzte Pfiff, der Tick an Macht und Power und Fähigkeiten bei dem ich mich wirklich wirklich geil fühle und mein Alter Ego als rulenden Motherfucker akzeptiere, aus dem ich selbst ohne festes Spielziel meinen Spaß schöpfen kann.
Teil 1 habe ich noch durchgespielt, ohne mich vom Spiel getrieben zu fühlen, bei Teil 2 verlor ich schon nach 2 Stunden vollständig das Interesse, war einfach more of the same, das was dem Spiel für meinen Geschmack fehlte, wusste es nicht zu liefern.

Auf Basis dieses Hintergrunds wollte ich Second Son eigentlich nicht mal kaufen, es war auf dem Radar, was aber vor allem daran lag dass man im Hinblick auf Nextgen-Releases momentan noch auf Sparflamme unterwegs ist. Und so habe ich es in erster Linie gekauft um der PS4 mal wieder was zum futtern zu geben.
Umso überraschter war ich, dass Second Son endlich das hinbekommt, was ich mir in meiner Fantasie von einem Superheldenspiel ausmale.
Nämlich diese Mischung aus Übermacht und Geilheit, wo es einfach nur launt in der Haut des Charakters zu stecken.
Und maßgeblich liegt das imo an der Bewegung. Endlich hat Sucker Punch gepeilt dass Superhelden keine Mühen haben. Sie haben Gegner, sie haben Herausforderungen, aber sie haben keine Mühen. Es macht keinen Spaß mühselig Gebäude zu erklimmen und dabei die typischen Unzulänglichkeiten einer Open World Steuerung zu bestaunen.
Was jedoch Spaß macht, ist sich im Rattentempo in einen Ventischacht zu pusten, auf einem Dach rausgeschleudert zu werden, sich kurz in der Luft zu orientieren, ohne Unterbrechung in den nächsten Schacht zu saugen, dort durch die Luft zu gleiten, und sofort wie ein Falke aus 80 Metern herabzustürzen und mit der Faust auf den Boden zu donnern und Passanten durch die Luft fliegen zu sehen.
Es macht einfach Spaß auf einem Häuserdach zu stehen, den Abstand zum nächsten Gebäude zu sehen, sich kurz es gibt keinen Löffel zu sagen, auf Lightspeed zu gehen, da abzuspringen und dann mit wirbelnden Armen durch die Luft zu preschen und auf dem anderen Gebäude zu landen. Es macht Spaß ganze Feindinstallationen mit Druckwellen zum Einsturz zu bringen und die von oben feuernden Soldaten in den Tod zu reißen. Es macht Spaß im vorbeilaufen Fieldgoals mit am Boden liegenden und um Hilfe bettelnden Bewohnern zu veranstalten. Es macht Spaß 1 Minute lang dean affigen Gittaristen zuzuschauen um ihnen dann mit der Kette in die Fresse zu donnern. Es macht Spaß im Gefecht mit mehreren Gegnern durch die Gegend zu irrwischen und den Sauhaufen ordentlich aufzureiben. Es macht Spaß starke Geschosse auf Parkplätze zu feuern und der Kettenreaktion explodierender Karren zuzuschauen.

Und das ist das was ich auch vielen eher kritischen Beiträgen entnehme, diese drei Worte tauchen auch hier im Thread gehäuft auf:
Es macht Spaß!
Wer also eine Affinität zum Gedanken besitzt, einen Comichelden zu steuern und mit diesem geilen Unfug zu veranstalten, für den ist Second Son imo ein must have.
Ich habe noch keinen Titel gezockt der diese Freude an Superkräften derart gekonnt zelebriert. Und der Rest?
Das ist zumindest für mich so wie bei Assassins Creed 1, der Rest geht durchaus besser, aber weil es einfach so spaßig ist einfach nur unterwegs zu sein, bin ich immer noch kein Stück müde geworden Zonen zu befreien, Graffitis zu sprühen (die Umsetzung davon ist einfach nur supercool und auch die Graffitis selbst sehen super aus), Scherben zu sammeln, Protokolle zu orten, Demonstranten aufzumischen, Agenten zu suchen und...ja, das wars dann auch.
Drauf geschissen, es bockt!
Für mich persönlich ein richtiger Überraschungshit.


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