Thema:
Spoilerfreie Eindrücke nach ca. 5-6 Stunden flat
Autor: Pezking
Datum:23.03.14 11:41
Antwort auf:inFAMOUS Second Son von Green Beret

So, gestern habe ich so ziemlich zum ersten Mal dieses Jahr Zeit für eine ausgiebige Zocksession gehabt! :-)

Meine aktuellen Gedanken zum Spiel, einfach mal unsortiert aufgelistet:

- Delsin ist ein Spast. Meine Fresse, was für ein Deppchef! Vor dem Release dachte ich noch, man sollte Menschen ja nicht nach ihren Äußerlichkeiten bewerten und fand es daher etwas albern, nur wegen Beanie und Tattoos schon vor dem Losspielen von ihm genervt zu sein. Aber Boy, was I wrong! Was für eine unsympathische Tröte! Und eine absolut hohle Nuss isser obendrein auch noch. Worst. Protagonist. Ever.

- Die anderen Charaktere sind kein Stück besser. Stellenweise hat man das Gefühl, dass Sucker Punch den Charakteren nach Naughty-Dog-Manier Leben einhauchen wollte. Aber die ganzen Deppen bleiben eindimensionale Abziehbilder. Gerade bei einem Spiel mit Moralsystem eigentlich ein Witz. Cole und Zeke waren mir da echt viel lieber.

- Apropos Moralsystem: Ich halte es in Spielen (und ich echt!) für gewöhnlich so, dass ich mich nicht rigoros für einen Pfad entscheide, sondern von Fall zu Fall entscheide, ob ich nun ein Arschloch oder ein Engel bin. So nun auch bei "inFamous: Second Son". Bei der ersten großen Moralfrage war ich ein Penner, bei der zweiten nicht. Polizisten lasse ich leben, Zivilisten heile ich, bei allen anderen Gegnern habe ich keine Gnade. Ich habe nun leider das Gefühl, dass man mit einem solchen Mittelweg nicht besonders weit kommt. Ich war schon ein Level 2 Bösewicht, bis ich bei der zweiten Moralfrage ein netter Kerl war. *Bumms* wurde ich zurückgestuft und verlor so diverse Fähigkeiten! Und das nicht nur knapp: Mein ganzer Karmabalken war komplett leer, es wird also eine Heidenarbeit sein, bis ich wieder auf Level 2 komme!
Was für ein Bullshit...wenn man das SO handhabt, sollte man dem Spieler zu Beginn die Wahl geben: Gut oder böse? Aber wenn man eh krass benachteiligt wird, wenn man sich nicht einer Richtung zu 100% verschreibt, braucht man auch kein Moralsystem!!!

- Sucker Punch versteht es einfach nicht, den Anfang eines Spiels fesselnd und spaßig zu gestalten. Das war bei "inFamous 1" schon ein Problem, und jetzt auch wieder: Man wird in den ersten 5 Minuten darauf aufmerksam gemacht, was Delsin alles nicht kann (Schwimmen), und dass man regelmäßig von hakeligen Move- und Touchpad-Nervereien belästigt werden wird. An das Touchpad gewöhnt man sich nach einer Weile, aber das Sprayen ist einfach nur beschissen. Ich sprühe mir da immer 'nen Wolf, erreiche kaum das untere Viertel des Bildes und man hat am Ende echt nicht das Gefühl, irgendwas geleistet zu haben (im Gegensatz beispielsweise zu "Jet Set Radio"). Echt übel.

- Die Grafik ist bombe. Saugut. Aber nach wie vor hat mich diesbezüglich nur "NBA 2K14" so richtig vom Hocker gehauen. Alle anderen NextGen-Spiele waren bislang sehr zufriedenstellend bis richtig gut, aber irgendwie für eine Nicht-Grafikhure für mich auch nicht der krasseste mindblowing Shit. Ich finde, man gewöhnt sich echt schnell an die neue, sauberere Spielewelt und nimmt den Fortschritt relativ schnell gar nicht mehr bewusst wahr - bis man halt mal wieder ein vergleichbares PS3-Spiel einlegt. Ist ähnlich wie bei einem neuen, größeren Fernseher: Nach 48 Stunden ist das neue Bild normal, und erst wenn man woanders mal wieder einen kleineren Bildschirm sieht, kommt einem der neuerdings wie das letzte Mäusekino vor. Was jetzt natürlich eine allgemeine Feststellung ist, und keine Kritik an "Second Son" im Speziellen - denn grafisch macht das Spiel echt alles richtig.

- Die meiste Zeit steuert sich das Spiel richtig gut und macht echt Laune. Aber so richtig komplett makellos ausgereift fühlt es sich auch nicht an - was bei Open-World-Spielen leider immer noch normal ist. "inFamous: Second Son" ist da zumindest nicht schlechter als die direkte Konkurrenz.

- Seattle wirkt recht überschaubar, was für ein derartiges Spiel aber auch eine gute Wahl ist. Man will da eben keinen gigantischen urbanen Moloch realistisch darstellen, sondern vielmehr dem Spieler einen großen, aber dennoch übersichtlichen Spielplatz bieten. Und das ist Sucker Punch IMO gut gelungen.

Unter'm Strich bislang also ein sehr spaßiges Spiel. Macht echt Laune, ist jetzt aber auch nicht der AAAAA-Oberkracher. Ein gelungener Nachfolger, der aber bisherige Kritiker der Serie nicht bekehren können dürfte (außer, sie haben nur Teil 1 zwei Stunden gespielt und dann schon aufgegeben). Ich bin mir bislang auch noch nicht sicher, ob ich "Second Son" wirklich besser finde, als "inFamous 2". Deutlich besser als Teil 1 ist es aber allemal.


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