Thema:
Re:Beste Point&Click Adventures flat
Autor: Andy1977
Datum:19.01.14 06:34
Antwort auf:Beste Point&Click Adventures von neo69

Also, bei Baphomets Fluch 2 hast du fast 17 Jahre Pause hinter dir ;)

Hier mal meine Top Favorites seit 1998 - wobei ich so Sachen wie Grim Fandango mal mit zähle, obwohl das technisch gesehen kein Point'n'Click ist. Dafür lass ich Interactive Novel Kram á la Walking Dead oder Heavy Rain weg:

Top Five (Reihenfolge bezieht sich auf Erscheinungsjahr)

- Grim Fandango

Absolut zeitloser Klassiker. Brillante Story, sehr umfangreich. Steuerung ist doof, ja, aber ansonsten nahezu makellos. Achtung: Läuft auf modernen PCs zu schnell, weshalb man das Spiel für ein bestimmtes Rätsel patchen muss. Ansonsten ist es unschaffbar.

- Ghost Trick - Phantom Detektiv

Der größte Geheimtipp der Point'n'Click-Adventuregeschichte. Das Ding macht so unglaublich viel richtig... es ist ein Jammer, wie schlecht es sich verkauft hat. Brillante Story, tolle Präsentation, geniale Rätsel und ein äußerst innovatives Spielkonzept. Du steuerst nämlich den Geist eines erschossenen Mannes, der die Gabe hat, durch kleine Zeitsprünge wichtige Ereignisse zu verändern - wie z.B. das jemand anderes erschossen wird. Du kannst dich nur eingeschränkt bewegen, d.h. von einem Objekt zum nächsten, sofern diese nahe genug zu einander sind.

- Harveys Neue Augen

Ein Spinoff zu Edna bricht aus (siehe weiter unten) und das vielleicht leichteste Spiel von Daedalic. Aber, bei Gott: Die Regie von Jan Müller-Michaelis ist fantastisch. Du spielst ein kleines Mädchen, das in einer Klosterschule residiert und im Laufe des ersten Kapitels nahezu alle anderen Mitschüler auf die unterschiedlichsten Arten umbringt (das ist kein großer Spoiler, weil sich diese "Entwicklung" früh abzeichnet). Die "Morde" werden aber nicht direkt gezeigt, sondern jedes eklige Detail von den lustigen Zensorgnomen rosarot übermalt. Ist das schon eine enorm abgefahrene Idee, wird das ganze am Schluss noch mal so richtig schön auf den Kopf gestellt und (wie bei Daedalic üblich) wird aus dem "zynisch-heiteren" Abenteuer ein ernstes. Und lass mich gar nicht erst von dem Rätsel mit dem Clown und dem Schraubenschlüsselballon (!) anfangen - Harveys Neue Augen ist einfach ein kleines Meisterwerk.

- Deponia & Chaos auf Deponia & Goodbye Deponia

Pflichtkauf - definitiv. Das erste Deponia lebt vom Humor und von der Einführung einiger herrlich skurriler Charaktere - allen voran Anti-Held Rufus. Spiel es trotz der verunglückten Schwierigkeitsgradkurve (d.h. es ist anfangs sehr schwer und wird danach eher leichter), denn es lohnt sich allein wegen der Überleitung zu Chaos auf Deponia. Das wiederum ist für mich ein heiliger Gral. Das Rätseldesign ist unglaublich gut und sprüht nur so vor einmaligen sowie genialen Ideen. Goodbye Deponia kommt da nicht ganz ran, aber dafür dreht hier die Story noch mal so richtig auf. Insgesamt kommt ein wahrlich episches Gefühl auf, insbesondere wenn du die Dinger direkt hintereinander spielst (was ich im nachhinein auch nochmal gemacht habe).

- Broken Age

Dazu hab ich mich bereits hier im Forum ausgelassen. Zwar bislang nur eine Hälfte draußen, aber die ist ein Traum von einem Adventure. Der erste Akt bietet eine clevere, lustige sowie viel versprechende Story, der Cliffhanger ist der Hammer, die Rätsel sind zwar leicht aber lustig und die Präsentation künstlerisch wertvoll.  Eines der wenigen Adventures, bei denen ich so gut wie gar nichts zu beanstanden habe.

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Highlights (Wertungsregion 85+)
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- The Longest Journey

Der letzte "Klassiker" der alten Schule (d.h. Baujahr 1999). Sehr gut erzählte Geschichte, solides bis gutes Rätseldesign. Schöne Mischung aus Sci-Fi-Light und Fantasy-Welt.

- Geheimakte Tunguska

Story etwas bieder, aber dafür ein vertracktes, sehr Objekt-bezogenes Rätseldesign. Profitierte zu seiner Zeit von der besten Benutzerführung, die das Genre anno 2006 zu bieten hatte (ich sag nur Hotspot-Revival), und ist deshalb sehr fair und relativ leicht zu spielen. Der zweite Teil (Puritas Cordis) ist mit Einschränkung zu empfehlen - d.h. wenn dir der erste gefiel, dann schlag zu. Den dritten hab ich bislang nicht spielen können, gilt aber unter Adventure-Fans als Missraten.

- Sam & Max Season One / Two / Three

Drei starke Telltale-Serien. Die erste beginnt noch etwas zahm und wird erst so ab Episode 4/5 wirklich rund. Anfangs hatte ich Probleme mit den Location-Wiederholungen (was am Episoden-Konzept liegt), woran man sich aber schnell gewöhnt. Die Season Two ist insgesamt homogener und knickt nur in der zweiten Episode etwas ein. Season Three ist deutlich die beste und IMHO sogar dem alten Sam & Max von LucasArts überlegen. Allein die Geschichte mit "Sammun-Mak" zählt sowohl spielerisch als auch erzähltechnisch zu den originellsten Sachen der jüngeren Adventure-Vergangenheit Wäre als nächstes in die "Top Five" aufgerückt.

- Zack & Wiki

Ein Wii-Spiel, mit wenig Story und ohne Inventar - aber dafür mit herzallerliebsten Rätseln. Achtung: Ist technisch gesehen ein Point'n'Click-Adventure, manche bezeichnen es jedoch eher als Puzzelspiel, hauptsächlich wegen der mangelnden Geschichte.

- Edna bricht aus

Der Beginn des wahren LucasArts-Revivals. Technisch sehr schlicht, die Animationen grausig und ein paar Rätsel sind mörderschwer (ich sag nur WC). Aber die Story ist IMHO immer noch die beste, die Daedalic bislang auf die Beine gestellt hat. Und überhaupt sind die Dialoge ein Brett. Einfach ein wunder- wie liebevoll gemachtes Spiel, dass zurecht die Basis für Daedalics Erfolg geformt hat. Tipp: Spiel es lieber mit einer Lösung zur Hand und schau da lieber rein, bevor du zu länge festhängst und dich ärgerst. In der Hinsicht hat das Spiel wirklich ein paar Macken, die dir den Spaß verderben können.

- The Whispered World

Der zweite Daedalic-Streich: Ein wunderschönes Märchen-Adventure, mit einem herrlich zynischen Hauptcharakter. Dessen Stimme ist dezent quäkig und deshalb für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig. Aber ansonsten gegenüber Edna bricht aus in grafischer Hinsicht ein Riesenschritt nach vorne. Achtung: Die Rätsel sind etwas fairer, aber trotzdem herausfordernder. D.h. es ist in meinen Augen sogar das bislang schwerste Daedalic-Spiel - insbesondere das Schlussrätsel ist heftig.

- Tales of Monkey Island

Escape from Monkey Island hab ich mal bei meinen Empfehlungen weggelassen, aber Tales muss rein. Die neuen Geschichten sind top, die Entwicklung von Episode zu Episode der Serie würdig und das Rätseldesign gut, wenn auch arg von Wortwitzen geprägt. Ist von den gleichen Leuten, die Sam & Max am Leben erhalten haben.

- DSA: Satinavs Ketten & Memoria

Die beiden DSA-Adventures von Daedalic. Sehr märchenhaft und konventionell geschrieben. Satinavs Ketten fehlt ein wenig die "Besonderheit", die Daeadlic-Spiele ausmacht - abseits einer wirklich fantastischen Grafik. Memoria wiederum ist ein Meilenstein der Erzählkunst. Allein das Ende ist enorm befriedigend.

- Botanicula

Das nächste Spiel der Machinarium-Macher. Das Prinzip ist ähnlich, dafür ist die Spielwelt viel origineller: Du spielst kleine Pflanzen, Blätter, Blüten, Wasauchimmerdasseinsoll und läufst in einem riesigen Baum (!) umher. Am geilsten ist die Soundkulisse, die Töne hervorbringt, die du garantiert noch nie gehört hast. Einfach herrlich verrückt, aber erneut ohne Dialoge und mit viel Try-and-Error.

- Resonance

Der absolute Tipp für die Profi-Tüftler: Ein wirklich sau schwerer Krimi, bei dem man vier Charaktere steuert. Die Grafik ist auf alt bzw. 1990er Jahre getrimmt und erinnert an alte LucasArts-Klassiker. Die Rätsel sind wirklich brutal schwer - aber allesamt logisch. Und so nach einem Zweidrittel der Geschichte kommt ein richtig fieser Plottwist hinzu, der mich erstmal sprachlos vor dem Bildschirm sitzen lies.

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Wenn noch nicht genug (Wertungsregion 80+)
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- Ankh 1 & 2

Vor allem lustig und leichtfüßig. Der zweite Teil (Herz des Osiris) ist klar besser als der erste - dank einiger sehr cooler Rätsel. Der dritte hingegen ist extrem unlustig und war in meinen Augen eine Enttäuschung.

- Jack Keane 1

Gut gemachtes Adventure von den Ankh-Machern mit einem Comic-Indiana-Jones. Macht kaum was falsch, ist schön umfangreich und hat sogar vereinzelt ein paar Lösungsalternativen im Gepäck. Achtung: Vom zweiten Teil rate ich dringendst ab! Die Geschichte dort ist langweilig, der Humor ähnlich wie bei Ankh 3 mies und das Rätseldesign auch nicht der Burner.

- Runaway - A Twist of Fate

Der einzige Runaway-Teil, der wirklich (!) gut ist. D.h. die ersten beiden Teile hatten einige wirklich furchtbare und teilweise auch unfaire Rätsel. Mein Highlight in der Hinsicht ist immer noch das Zahlenschloss in Runaway 1, dessen Code ich auf eine ganz eigene Weise geknackt hatte - aber weil ich es nicht so machte, wie es die Entwickler "wünschten", wurde meine korrekte (!) Eingabe nicht akzeptiert. Runaway 2 hingegen fängt toll an und bricht qualitätstechnisch ab dem fünften Kapitel brutal ein, um mit einem völlig unbefriedigenden Cliffhanger abzuschließen.

"A Twist of Fate" hat keine Probleme dieser Art: Die Grafik ist sehr stark (besonders die Animationen), die Rätsel sind fair und der besagte Cliffhanger wird grandios durch den Kakao gezogen. Seit diesem Spiel mag ich Pendulo Studios (siehe Persönliche Geheimtipps ;).

- Machinarium

Interessantes und unkonventionelles Adventure des Samorost-Erfinder. Es gibt keine Dialoge und nur einzelne Bilder, die man ähnlich wie Gobliiins lösen muss. D.h. du klickst erst mal alles mögliche an, was interessant aussieht, und schaust, was da passiert. Dann versuchst du das Gesehene auf eine logische Weise zu kombinieren, was am Ende richtig, richtig schwer wird.

- A New Beginning

Ein relativ schwaches Daedalic-Adventure, aber dank des sehr guten Rätseldesigns immer noch einem Großteil der Konkurrenz voraus. Ein ernster Ansatz, wo es um Klimaschutz und Sci-Fi-Elemente geht. Die Auflösung ist etwas... nun ja... sie ist o.k. Sollte man mehr wegen den Rätseln anstatt der Geschichte spielen.

- Gray Matter

Ein rundherum gelungenes Point'n'Click-Adventure von Jane "Gabriel Knight" Espenson. Ragt nirgends besonders hervor, macht aber auch nix falsch. Gerade gut geeignet für Leute, die ein Adventure wie zu alten Zeiten und ohne großen Schnickschnack wollen.

- Lost Horizon

Sichtlich von den Geheimakte Tunguska-Machern konzipiert. Handgezeichnete Grafiken und ein Plot á la Indiana Jones gehören zu den Pluspunkten. Ansonsten ein schönes, motivierendes Rätseldesign, aber ebenso ein schwerfälliges Storytelling.

- The Inner World

Das perfekte Adventure für alle, denen die derzeitigen Genre-Highlights zu schwer sind. The Inner World spielt sich unbeschwert und erzählt eine wenig originelle Geschichte auf eine sehr charmante Weise. Es profitiert enorm davon, dass es keine "Ecken" hat. Es ist einfach kurz und gut.


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Persönliche Geheimtipps (gibt kaum jemand, der das außer mir mag)
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- Overlocked

Lebt ganz klar von seiner Geschichte, in der ihr einen Psychologen spielt, der seine Patienten durch das Verarbeiten von Erinnerungen zu heilen versucht. Der Clou: Das ganze geschieht rekursiv, d.h. es gibt einige Rückblenden, die "rückwärts" gespielt werden (also nicht buchstäblich, sondern Szene für Szene). Hat zwar ein paar richtig doofe Rätsel, aber die Story gehört zu meinem persönlichen Geheimfavoriten.

- What Makes You Tick: A Stitch in Time

Der nächste Geheimtipp: Ein tolles Adventure mit einer wirklich sehr interessanten Geschichte. Setzt indirekt ein kleines Flash-Spielchen fort, dass einfach What Makes You Tick heißt. Jedoch ist es genau wie A Stitch in Time nur was für Genre-Fans, weil die Grafik schlicht daher kommt und Sprachausgabe völlig fehlt.

- The Next Big Thing

Das nächste Spiel von Pendulo Studios. Ähnelt vom Stil und vom Design her Runaway, wobei ein Rätsel richtig bescheuert und der Rest eigentlich ganz fair ist. Was mir hier gefiel, ist das Ende: Das wirkt im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen rund und befriedigend.

- Back to the Future: The Game

Die Rätsel sind durchschnittlich, die Grafik ebenso - aber der Sound und die Story sind ein Brett. Ein Pflichtspiel für alle Zurück in die Zukunft Fans, die hier eine absolut würdige Fortsetzung finden.

- Der Fall John Yesterday

Ein sehr seltsames Adventure von Pendulo - gerade der Anfang wirkt eher lächerlich anstatt atmosphärisch. Aber das Spiel entwickelt sich von Kapitel zu Kapitel und hat seinen eigenen Reiz, den ich nur schwer in Worte fassen kann. Es ist wirr, es ist mysteriös, es ist spannend. Die Demo, die im Netz kursiert, ist hingegen eine kleine Katastrophe - bitte die nicht als Maßstab nehmen.

- Downfall

Ein total bizarres Adventure für Fans von Horror, Splatter und Gore. Achtung: Keine Sprachausgabe und eine absolut katastrophale Grafik. Im Ernst: Das Spiel sieht einfach scheiße aus. Aber die Plotentwicklung - hallelujah. Muss auch unbedingt das nächste Adventure des gleichen Entwicklers (The Cat Lady) mal spielen - bislang fehlte die Zeit.

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Geliebt von anderen (...aber mit Vorbehalten meinerseits ;)
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- Runaway 1 & 2

Siehe mein Kommentar zu "A Twist of Fate"

- Black Mirror 1 - 3

Uh... ja... ähm... arks... wie sag ich's bloß? Ja, der erste Teil ist stimmig und lebt seiner gut erzählten Handlung. Aber Instant-Death-Situationen, die ohne Vorwarnung eintreten? Das geht gar nicht. Oder wenn der Charakter sich stur weigert, durch eine Tür zu gehen, weil er denkt, er habe was vergessen... erzähltechnisch sehr faul gelöst.

Der zweite sowie der dritte Teil stammen von anderen Entwicklern und wirken story-technisch konstruiert. Aber dafür stimmt dort das Rätseldesign. Persönlich mag ich in der Tat den zweiten am liebsten, weil ich in einem Adventure faire Rätsel immer noch lieber mag als eine gute Geschichte.

- Moment of Silence

Auch so ein Spiel, dass damals viel gelobt wurde - aber mir wirkte es an machen Stellen zu unausgegoren. D.h. es hat eigentlich die gleichen Mängel wie "Overclocked" aus gleichem Hause, nur das überdies der originelle Plot "fehlt".

- The Book of Unwritten Tales

Eigentlich ein grundsolides und bodenständiges Fantasy-Adventure - aber es sollte gleichzeitig unter "bieder und uninspiriert" stehen. Allein der Hauptcharakter ist die personifizierte Langeweile. Aber da stehe ich mit meiner Meinung wirklich alleine da - gibt viele, die Book of Unwritten Tales zu den Highlights der letzten zehn Jahre zählen.

- Gemini Rue

Eine persönliche Enttäuschung, weil ich eigentlich auf den Pixel-Grafikstil stehe und auch den Plotaufhänger interessant fand. Aber der Twist war für mich im Gegensatz zu Resonance (stammt vom gleichen Publisher) enttäuschend und dem Rätseldesign mangelt es an Abwechslung.

- The Night of the Rabbit

Eigentlich ein weiteres tolles Spiel von Daedalic. Aber eine Sache hat mich richtig gefuchst: Die Story ist diesmal eindeutig für Kinder geschrieben und verzichtet auf die von Daedalic gewohnte Mischung aus Drama, Zynismus & Klamauk. Das an sich finde ich nicht verwerflich - nur warum mussten dann die Rätsel so knackig schwer sein? The Night of the Rabbit ist nach The Whispered World das zweitfordernste Adventure aus Hamburg. Und das beißt sich IMHO sehr stark mit dem eigentlich kinderfreundlichen Plot. Deshalb empfehle ich das Spiel umso mehr für Adventure-Cracks, die bereits mit ihrem Nachwuchs vor dem PC sitzen.


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