Thema:
LEGO City: Undercover - Eindrücke (lang, finales Spiel) flat
Autor: Jannes
Datum:17.03.13 17:22
Antwort auf:Lego City: Undercover [Wii U, Switch, PC, PS4, Xbox One] von drumcode

Wie schon unten erwähnt, konnte ich bereits frühzeitig eine recht finale Version anspielen, mittlerweile habe ich auch die reguläre Verkaufsversion knapp 25 Stunden gezockt.

Vieles ist Euch vielleicht schon aus anderen Reviews bekannt, aber ich fasse nochmals die wichtigsten Punkte zusammen:

- Open World: Im Gegensatz zu früheren „LEGO“-Games gibt’s in „Undercover“ eine riesige (!) Stadt, die an die bekannten „LEGO City“-Baukästen angelehnt ist. Sprich: Was man derzeit in den Verkaufsregalen findet, ist auch im Spiel anzutreffen! Gebäude, Fahrzeuge, Charaktere etc. Ein aktuelles Set bietet sogar einen Code, mit dem am im Spiel zwei Fahrzeuge und Missionen freischaltet – davon dürfte sicher noch mehr folgen.
- Story-Modus und mehr: Die Hauptstory des Spiels ist in 15 Kapitel unterteilt, für die man im Schnitt etwa eine Stunde Spielzeit benötigt. Hierbei kann man zunächst nur einen kleinen Teil von LEGO City frei erkunden, nach und nach werden dann Brücken/Tunnel zu anderen Stadtteilen freigeschaltet. Auch Boote und Fluggeräte stehen erst später zur Verfügung. Nach dem Beenden des Story-Modus hatte ich laut Spielanzeige erst knapp 1/3 des Spiels gelöst (dazu gleich mehr).
- Eine Hauptfigur mit 7 Berufen: Held und Spielfigur ist Chase McCain – ein Cop, der vor zwei Jahren aus LEGO City verschwinden musste (dies ist Thema des kommenden 3DS-Spiels) und nun von der Bürgermeisterin zurückgerufen wird. Denn Oberganove Rex Fury versetzt die Stadt erneut in Angst und Schrecken, und natürlich kann nur ... Ja, mit Action- und Gangster-Klischees wird nicht gespart! ;-)


Überhaupt der Humor:
Ich habe teilweise fast am Boden gelegen vor Lachen, besonders in der 4. (oder 5.?) Mission, als man von einem ehemaligen Klempner Kung-Fu beigebracht bekommt! Die Mission ist eine totale Anspielung auf „Matrix“: mit coolen Outfits, Sonnenbrillen, Kameraschwenks und obergenialen Sprüchen. Mein Tipp: Sich unbedingt dumm anstellen und die Kämpfe hinauszögern, um allen Anweisungen des „Meisters“ zu lauschen!
Ansonsten stecken auch alle weiteren Zwischensequenzen (sehr gute deutsche Sprachausgabe) voller Witz und Anspielungen – teils kindgerecht, aber teils auch so, dass nur Erwachsene ob ihres Film- und Serien-Wissens schmunzeln werden.


Die Berufe und Fertigkeiten:
Zunächst ist Chase nur Polizist, sprich er kann neben Laufen, Springen und Klettern sich lediglich per Hakenpistole an bestimmten Punkten emporziehen oder im Detektiv-Modus Spuren verfolgen, Personen abhören und die Umgebung nach Verdächtigen abscannen (dazu auch gleich mehr unter „GamePad“).
Doch schon bald erlernt Chase die Fertigkeiten eines Räubers und kann so bestimmte Türen aufbrechen und Tresore knacken. Danach wird er z.B. Farmer und verschießt dank eines Huhns im Sekundentakt Eier, gleitet durch die Lüfte (wie Link mit einem Deku-Blatt) und bringt bestimmte Pflanzen zum Wachsen. Danach wird er Bergarbeiter, der mit Dynamit hantieren darf etc...
Jeder der sieben Berufe bietet neue Möglichkeiten, die für die Hauptstory wichtig sind und nebenher weitere der zahlreichen (!) Fahr-, Bau-, Such- und Sammel-Quests ermöglichen.
Per Schultertasten lässt sich schnell und bequem zwischen den Berufen wechseln.


Das GamePad:
Gesteuert wird stets mit dem GamePad, wobei der zweite Bildschirm nicht nur als Übersichtskarte der Stadt und zum Blättern in den Fahrzeug- und Outfit-Menüs dient. Teils gilt es, das GamePad herumzuschwenken, um wie durch eine Kamera Verdächtige aufzuspüren. Auch Gespräche aus der Polizeizentrale ertönen auf Wunsch nur über die Lautsprecher des GamePads – ein kleiner aber cool Effekt!
Insgesamt ist der Sound gelungen: Auf einer 5.1-Anlage lassen sich Geräusche und Dialoge räumlich perfekt zuordnen - wenn man z.B. über die Straßen schlendert, hört man "von hinten" Gesprächsfetzen von Passanten.
Es gibt später auch eine Fotofunktion, um Bilder von beliebigen Spielsituationen oder aus Chases Ich-Perspektive zu knipsen und sie ins MiiVerse hochzuladen.
Insgesamt steuert sich das Spiel hervorragend und der zweite Bildschirm bietet einen echten Mehrwert. Auf PS3/360 würde eindeutig etwas Flair verloren gehen und die Steuerung wäre durch das Aufrufen der Menüs auch leicht umständlicher!


Der Story-Modus:
Die Jagd nach Rex Fury ist LEGO-typisch inszeniert: Der Bösewicht ist eher brutal-dumm statt wirklich böse – doch schon ein Blick auf Chases Kollegen und Vorgesetze macht klar, warum nur Chase diesen Fall lösen kann. Kurzum: Das Spiel steckt voller Humor und greift so ziemlich jedes Polizei- und Krimi-Klischee auf, das man sich vorstellen kann. So sinniert ein Dirty-Harry-artiger Cop kurz mal darüber, ob er heute schon fünf oder sechs Kaffee getrunken hat (statt fünf oder sechs Kugeln verschossen zu haben), der Polizei-Captain schläft mit dem Gesicht auf einem Donut ein, Starsky- & Hutch-Pendants verpassen Chase ein Huggy-Bear-„Tarnoutfit“ und ein Columbo-Kommisar hat immer mal wieder eine Frage ... Alles mit wirklich hochklassiger deutscher Sprachausgabe, passenden Stimmen und guter Betonung! Sogar die zahlreichen Nebenher-Gespräche von z.B. Passanten, bieten viel Witz und stecken voller Anspielungen.
Die Missionen führen einen dann nach und nach durch die riesige LEGO-City-Metropole: Bankraub, Kung-Fu-Tempel, Bergwerk, Farm auf dem Land, Fahrmission, Kampftraining, Chinatown und und und. Wirklich sehr abwechslungsreich!


Open World:
Meist kann man die Missionen aber auch einfach links liegen lassen und „nur so“ in der Stadt herumfahren/laufen/klettern, um z.B. LEGO-Steine zum Bauen oder Kaufen von Outfits und Fahrzeugen zu sammeln. Denn für jeden der sieben Berufe lassen sich weitere Kostüme aufspüren: Hat man sie in der Stadt gefunden, werden sie im Polizei-HQ gegen Bezahlung freigeschaltet. So lässt sich schnell Chases klassische Polizei-Uniform ablegen und z.B. ein Sherlock-Holmes-, Columbo- oder sonstiger Dress überstreifen. Dies gilt, wie gesagt, für jeden der sieben Berufe.
Einen achten „Berufe-Slot“ ist mit weiteren Kostümen belegt, die aus dem großen LEGO-Universum stammen (allerdings ohne Lizenzen wie „Star Wars“, „Harry Potter“ etc.): Falls jemand die Figuren-Sammelserie in den Tüten kennt, weiß, welche Outfits ihn hier erwarten: Zombies, Sportler, Roboter etc.
Man kann aus den bislang gesammelten Köpfen, Oberkörpern und Beinen auch eigene Outfits entwerfen – genau so, als würden die Bauteile real vor einem liegen!

Ähnliches gilt für die Fahrzeuge: Bestimmte Nebenquests erweitern den Fuhrpark, der klassische Wagen, flotte Flitzer, Transporter, Boote, Helikopter aber auch Skateboards, Fahrräder und sogar einen Rollstuhl umfasst.
Kollisionen lassen die Fahrzeuge nach und nach in ihre Einzelteile zerfallen, bis man nur noch das Fahrwerk und den ratternden Motorblock sieht. Hierbei wird auch klar, dass sie jedes Vehikel aus realen LEGO-Steinen nachbauen lässt (die entsprechenden Teile vorausgesetzt)! Die Wagen, Motorräder etc. steuern sich auch allesamt unterschiedlich, manche besitzen sogar einen Turbo-Funktion für gelegentliche Temposchübe!
Übrigens: Brettert man über Rampen, folgt stets eine spektakuläre Slow-Motion-Einstellung – hier und da durchaus ein magischer Moment! :)

Jede Haupt- und Nebenmission (und sei sie noch so klein), bringt einen goldenen LEGO-Stein ein – von denen es insgesamt 450 gibt! Am Anfang ist das durchaus frustrierend, stets diese hohe Zahl vor Augen zu haben. Doch schon bald ist man im Hunderter-Bereich und Übersichtskarten für jeden Stadtteil geben detailliert Aufschluss, welche Arten von Nebenquests im Umkreis noch zu erledigen sind. Momentan suchen mein Sohn und ich Stadtteil- für Stadtteil ab, um alle Quests systematisch zu meisten.

Neben Fahren und Laufen ist man hierbei meist am Klettern. Dies steuert sich fast immer absolut perfekt, denn die Tastenkommandos verzeihen kleinere Lenk- und Timingfehler sehr großzügig, dass eigentlich nie Frust aufkommt. Gleichzeitig sind manche Klettereinlagen sehr umfangreich und spektakulär inszeniert (mit Zeitlupen-Einstellungen) und bieten teils tolle Ausblicke über die Stadt.


Damit kommen wir zum Suchen und Sammeln:
Die große Kunst bei Open-World-Games ist meiner Meinung nach die, die Spielwelt wirklich mit Leben zu füllen. Sie soll nicht nur gut aussehen, sondern hinter möglichst jeder Ecke soll sich etwas verbergen, etwas passieren und am besten eine Überraschung stecken. Das Erkunden soll Spaß machen und die Zeit soll wie im Fluge verstreichen und kein ödes „Ach, schon wieder nichts“-Gefühl auslösen!
Und GENAU DAS macht „LEGO City Undercover“: Zum einen ist die Metropole so unglaublich groß und abwechslungsreich, dass es wirklich Stunden dauert, bis man meint, alles gesehen zu haben (was man dann in den folgenden Stunden immer wieder und wieder denkt). Zum anderen haben die Macher vieles aus realen Städten in LEGO-City eingebaut, z.B. den New Yorker Times Square, die Brooklyn Bridge, die kurvenreiche Lombard-Street und die Cable Cars aus San Franciso, die Gefängnisinsel Alcatraz (im Spiel „Albatros“ genannt), die Golden Gate Bridge und und und! Sogar einige coole Nintendo-Anspielungen sind in der LEGO-Metropole zu finden: z.B. 5 Mario-Sterne und die Fische aus den „New Super Mario Bros.“-Unterwasserlevels.

Kennt man die realen Gebäude oder Shops aus New York/San Fancisco, wird klar, mit wie viel Liebe zum Detail die Macher zu Werke gingen – denn wirklich jede (!) Region steckt voller Extras, Nebenquests und Finessen! Ein Beispiel: Am Times Square-Gegenstück im Spiel ist ein LEGO-Shop zu finden, der auf dem New Yorker LEGO-Store nahe des New Yorker Rockefeller Centers basiert. Wer mal dort war, kennt den riesigen LEGO-Drachen, der sich durch den Shop windet und in Wänden und Decken verschwindet. Im Spiel kann man nun die Inneneinrichtung des Shops demolieren und neu zu diesem Dachen zusammen bauen. Natürlich erst, wenn man den richtigen Beruf erlernt hat, um sich zum Shop Zutritt zu verschaffen.


Genau: das Bauen!
Neben dem Errichten von kleineren Objekten (wie man es aus anderen „LEGO“-Games kennt), spielen nun die so genannten Super-Bauten eine entscheidende Rolle: In der Stadt sind zahlreiche LEGO-Plattformen verstreut, auf denen man mittels gesammelter Steine bestimmte Skulpturen, Gebäude, Tore, Rufsäulen etc. errichten kann. Meist optional, teils aber auch wichtig für manche Missionen. Also: fleißig Steine durch Zerstören kleinerer LEGO-Objekte sammeln (z.B. wie Rambo durch San Francisco fahren) oder die Gegend nach wertvollen Vierer- und Achter-Steinen absuchen.
Manche der Super-Bauten haben nur dekorativen Charakter, manche wichtige Funktionen andere sind einfach nur witzig: z.B. eine Achterbahn, in die man einsteigen und in der Ego-Perspektive fahren kann!


Momentan sind mein Sohn und ich, wie gesagt, bei rund 25 Stunden Spielzeit: Die Story ist geschafft und dennoch liegen wir laut Anzeige noch bei unter 50%. Bis man also wirklich alles gesammelt und errichtet hat, sollten also durchaus 40-50 Stunden vergehen!
Und genau wie in den ersten Stunden macht das Spiel immer noch einen Heidenspaß – auch, wenn dank des „nur ein Einspieler-Modus“ nur immer einer am GamePad sitzen kann. Aber ehrlich gesagt ist mir das Abwechseln lieber als das nervige Splitscreen-Geteilt-Spielen aus anderen „LEGO“-Games.


„LEGO City Undercover“ ist für mich DER Überraschungshit schlechthin: Als Kenner zahlreicher „LEGO“-Games hatte ich angenommen, schon genau zu wissen, was mich erwartet. Doch in wirklich allen Belangen wurden meine Erwartungen übertroffen: „LEGO City Undercover“ kommt so unglaublich frisch, umfangreich und humorvoll daher, als hätten die Entwickler alles Vorherige komplett hinterfragt, über Bord geworfen und einfach neu gemacht! Neu und viel besser als zuvor!
Ich bin sonst eigentlich nicht mehr so der Fan von zeitintensiven Spielen, aber das Suchen und Bauen in LEGO City rockt! Und zusammen mit Sohnemann (14 Jahre) ist’s ein Heidenspaß, fast wie damals das LEGO-Bauen im Kinderzimmer ;-)


PS: Bei all den Glanzlichtern gibt’s aber auch etwas Schatten:
Die Ladezeit, bis man nach dem Start des Spiels in der Stadt ist, fällt extrem lang aus. Auch das Laden beim Betreten und Verlassen der Polizeistation ist unangenehm lang – zum Glück muss man da aber nur selten hin. Ansonsten fährt man absolut Ladenbalken-frei durch die ganze Stadt, die Ladezeiten während der Missionen halten sich stets im akzeptablen Rahmen!
Zudem lassen sich Spielstände nicht kopieren, auch sind sie an den jeweiligen Nutzer gebunden. Sprich: Mein Sohn kann über sein Nutzerkonto nicht auf meinen Spielstand zugreifen.
Und was die Ruckler angeht: Ja, das Spiel hat teilweise mit seiner eigenen Detailfülle zu kämpfen und jeder Frame-Zähler wird massig Zündstoff im Spiel finden! Aber hier und da ein kleiner Ruckler, weil grad mal wieder Hunderte LEGO-Steine herumpurzeln oder man ein schnelles Manöver auf einer sehr belebten Straße fährt ... Mein Gott: meinen Spielspaß trübt das nicht! Denn die Fernsicht ist wirklich gigantisch und die Straßen stecken voller Leben und Details (auch, wenn hier und da mal Fahrzeuge oder Personen etwas plötzlich aber immer recht weit entfernt auftauchen). Mir ist das wichtiger!


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