Thema:
Durch. Das war gar nix! (Spoiler!) flat
Autor: Pezking
Datum:09.01.13 11:38
Antwort auf:Assassins Creed 3 / Born in the U.S.A. von Rand al'Thor

Ich versuche mal, mich kurz zu fassen:

- Das Setting ist weitaus weniger imposant, als in sämtlichen Vorgängern (Ausnahme: Die malerischen Seeschlachten!). Aber was zu sehen ist, wurde gut umgesetzt. Definitiv das Highlight des Spiels.

- Erzählerisch ist das Spiel eine Katastrophe: Zunächst spielt man den höchst charismatischen Haytham. Ich mochte den Kerl! Sehr sogar! Dann kommt der plötzliche Twist, und man schlüpft in die Haut des eindimensionalen Stoffels Connor, einer Art indianischer Terminator ohne jegliche Emotionalität. Hat mich an Shep Proudfoot aus "Fargo" erinnert. Der hatte in dem Film eine äußerst kleine Rolle. Das hat auch gereicht. Und als wäre das alles nicht genug, muss natürlich auch die bescheuerte Desmond-Erzählebene wieder dazukommen! Wenn man drei Protagonisten gleichzeitig hat, interessiert man sich für keinen mehr so richtig! Entsprechend egal war mir auch das Schicksal aller Beteiligten, sowie der Tod (LOL, bestimmt!) von Desmond.

Bei ME3 konnte ich mich wenigstens über das ursprüngliche Ende ärgern, weil mir die Charaktere und die Handlung wirklich wichtig waren. Mir lag das Schicksal der ganzen Haudegen am Herzen! Bei AC hingegen nimmt man die ganze Geschichte nur teilnahmslos mit, vor allem wenn es um Desmond und die Gegenwart geht. Das ist mir einfach alles egal. Der einzige richtige Sympathieträger war Ezio, und das kam auch erst in "Revelations" so richtig zum Tragen.

- Ich rechne es Ubisoft zumindest hoch an, dass sie nun schon seit einiger Zeit Jahr für Jahr neue Fortsetzungen raushauen, die sich tatsächlich wie vollwertige Nachfolger anfühlen, da sie stets vor neuer Kulisse spielen und mit neuen Charakteren gefüllt sind. Leider merkt man der Desmond-Story an, dass es da bei den Entwicklern keinen ausgeklügelten Masterplan gibt, sondern man sich einfach Jahr für Jahr neue Twists aus dem Arsch zieht, solange die Serie sich verkauft. Diese ganze Gegenwarts-Ebene der Serie ist damit nur noch ein einziges, lästiges Ärgernis.

- Das Spiel wirkt ohne Ende gestreckt. Ständig wird man irgendwo anderthalb Kilometer vom nächsten Plotpoint entfernt abgesetzt, nur um auch ja erst 10 Minuten durch die ach-so-tolle Pampa hetzen zu müssen. Besonders viel "Spaß" macht das - dank der Steuerung - mit einem Pferd im Wald.

- Das Fast-Travel-System ist völlig beknackt. Wenn ich schnell nach Boston möchte, will ich nicht erst an den Fast-Travel-Point am Rande des aktuellen Schauplatzes gebeamt werden, um von dort aus auch tatsächlich die Szenerie in Richtung Boston verlassen zu können! Der Zwischenschritt ist völlig bekloppt und kostet nur unnütz Ladezeit!

- Die Steuerung ist eine Frechheit. Da die KI richtig mies ist, liefert somit die Spielmechanik selbst die größte Herausforderung. Bestes Beispiel: Die Verfolgungsmissionen. Gutes Spieldesign sieht anders aus.

Fazit: Das bislang schlechteste Spiel der Serie. Nach wie vor macht es mir trotzdem noch Spaß, Jahr für Jahr immer wieder für 12 Stunden in eine historische Welt abzutauchen. Aber ich bin auch stets wieder heilfroh, wenn es vorbei ist, denn in Sachen Gameplay und Storytelling ist die Serie einfach ziemlich verkorkst. Ich hatte die große Hoffnung, dass "Assassin's Creed III" eine Generalüberholung der Serie darstellen wird und die übelsten Sünden der Vergangenheit ausgemerzt werden. Leider war sogar das Gegenteil der Fall: Das Spiel wirkt deutlich lieb- und substanzloser, als "Brotherhood" und "Revelations". Kurz: Leider ein Schritt in die falsche Richtung.


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