Thema:
Re:Was für ein stinkender Haufen Software-Scheiße! flat
Autor: Pezking
Datum:06.01.13 14:46
Antwort auf:Re:Was für ein stinkender Haufen Software-Scheiße! von Rand al'Thor

>Also manchmal hab ich hier den Eindruck die Leute hätten die PSX Ära einfach übersprungen. Tomb Raider 1 hatte eine nervige Steuerung, aber doch nicht AC III.

Ich habe gar nix vergessen. Damals waren westliche 3D-Actionspiele natürlich noch viel schlechter. Auf der PSX habe ich noch manche Sachen gezockt, weil der Kram halt neu war. Aber auf PS2/XBox habe ich vieles übersprungen, weil mir das Gameplay einfach nicht ausgereift genug war. Damals habe ich noch den japanischen Ansatz genossen: Nicht zu hoch hinaus wollen, dafür alles gut ausbalancieren.

In der aktuellen Generation hat es nun bei vielen westlichen Entwicklern endlich *klick* gemacht, und die Spiele funktionieren so, wie sie es sollen. Und das durchaus auch bei anspruchsvollen, epischen Werken mit (mal mehr, mal weniger) Open-World-Ansatz wie "The Saboteur", "Red Dead Redemption", oder den "Batman"-Spielen von Rocksteady. Alles super, alles wunderbar.

Und dann ist da halt noch seit jeher "Assassin's Creed" mit der letzten Hampelsteuerung, die selbst trotz voll aufgedrehtem Autopiloten einfach nicht gut funktioniert. Am besten hat mir hier nach wie vor noch der erste Teil gefallen: Der wirkte rundum am wenigsten überladen und legte den meisten Wert auf ausgeklügeltes und ggf. heimliches Meucheln. Das war nicht abwechslungsreich, hat aber zumindest ganz gut funktioniert. Das Spiel hatte noch einen eindeutigen Fokus, und den vermisse ich seit Teil 2.

Die Ezio-Trilogie hat von Spiel zu Spiel immer mehr hinzugefügt, anstatt einzelne Baustellen auszubessern. Aber wenn man den ganzen neuen, optionalen Plumperquatsch einfach ignorierte, hat sich zumindest nix verschlechtert.

Für ACIII versprach man nun eine überholte Grafikengine und ein revolutioniertes Kampfsystem. Tja, die Grafik ist zwar wieder etwas besser und sauberer, als noch bei "Revelations", aber im Grunde genommen doch nur mehr vom Alten. Und das Kampfsystem ist und bleibt einfach beschissen, auch wenn man es nun nicht mehr mit endlosen Grab-Kill-Kombos exploiten kann. Ubisoft macht hier alles falsch, was Rocksteady richtig macht.

Um es abzukürzen: Die komplette "Assassin's Creed"-Reihe wirkt für mich in Sachen Gameplay wie ein übles Relikt aus düsteren PS1-PS2-Tagen westlicher Spieleschmieden. Einziger Unterschied: Durch (zu) viele Automatismen hat man das Spiel komplett casualisiert, damit sich jeder recht schnell und fix durch die Story wurschteln kann, ohne an der verkorksten Steuerung zu verzweifeln.

>Assassin's Creed Brotherhood war für mich ein hingerotztes AC 2.5 (nur eine Stadt, lange Wege, ewig lange Nervmissionen), dass ich mir Revelations gleich geschenkt habe,

Ich fand sowohl "Brotherhood", als auch "Revelations" deutlich besser, als Teil 2. Man musste einfach nur die ganzen optionalen Neuerungen ignorieren (z.B. den "Assassinen Manager 2000" oder die rudimentären Tower-Defense-Einlagen), dann bot sich einem jeweils eine ziemlich nette Geschichte zum Nachspielen.

Und ich war ehrlich gesagt jeweils ziemlich beeindruckt, dass sich die Spiele in Sachen Setting und Präsentation doch sehr voneinander unterschieden, obwohl sie in so kurzen Abständen veröffentlicht wurden. Da hatte ich zunächst eher drei Spiele in der gleichen Stadt befürchtet. Aber so waren das drei voll- und gleichwertige, eigenständige Spiele. Zumindest hier konnte mich Ubi beeindrucken.

>aber AC III hat mir endlich wieder richtig gut gefallen. >Fand auch schön wie man sich um die Belange der eigenen >Siedler kümmern konnte. Das Sammeln der Almanachseiten hat >auch einen gewissen Reiz dadurch, dass diese wegfliegen. >Und die Hinkelbeinmissionen sind zwar extrem kurz und >linear, aber toll inszeniert.

Das kotzt mich halt alles unendlich an: Die Reihe lebt von einer mitreißenden Story vor atemberaubender Kulisse. Man will wissen, wie es weitergeht. Und dann kommen da diese unzähligen Minispiele und optionalen Missionen, die man ohne jegliche Nachteile für die Story komplett ignorieren kann. Das wirkt alles so künstlich drangepappt! Ist es denn so schwer, das ganze übergangsloser in die Handlung einzubauen und den Spieler wirklich spürbar zu belohnen, wenn er Zeit mit dem ganzen Kram verbringt? Ich bin jemand, der bei RPGs gerne mal etwas grindet. Das bringt mir was, bzw. ist es halt sogar notwendig, um den nächsten Boss besiegen zu können. Bei AC wirkt alles jenseits der Hauptstory jedoch wie eine oberflächliche Minispielsammlung.

>In den Städten selber gibt es auch genug zu tun. Wenn man nicht nur der pompös inszenierten Hauptstory folgt, kann man schon seine 30 Stunden Spaß mit dem Spiel haben.

Das habe ich z.B. bei "The Saboteur" gemacht, weil das Spiel sich hervorragend steuerte und die Nebenmissionen echt Laune gemacht haben. Sie waren zwar nicht besonders abwechslungsreich, aber dafür ausgereift. Sie haben einfach gut funktioniert und Spaß gemacht. Und genau das vermisse ich bei AC.

>Die Designschwächen fallen vor allem auf, wenn man alle optionalen Missionsziele (keinen anrempeln...) erreichen möchte,

Nein, die fallen mir bei "Assassin's Creed III" sogar erstaunlich oft in Hauptmissionen auf. Das war ich von der Serie bislang nicht gewohnt. Da hat mir einfach nur die miese Steuerung die Motivation an allem abseits der Story geraubt, aber die Storymissionen waren allesamt recht gut spielbar und flüssig inszeniert. Bei Teil 3 vermisse ich nun leider auch hier oft den nötigen Feinschliff. Teils ist das echt eine üble Trial-and-Error-Party.

Dass sogar Trial-and-Error funktionieren kann, hat zuletzt "Dishonored" bewiesen. Aber bei diesem Spiel scheiterte man nie allein an der Steuerung oder einem unvorhersehbaren "Regelverstoß" des Spielers. Man hatte dann einfach eine schlechte Idee und musste feststellen, dass es so nicht geht.


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