Thema:
Mein Fazit (Spoilers + lang) flat
Autor: Eccoman
Datum:28.12.11 19:01
Antwort auf:The Legend of Zelda - Skyward Sword von Chojin2001

Der folgende Text enthält einige Spoiler, anstößige Sprache und sollte nicht von Kindern unter 12 Jahren gelesen werden. Die Spoiler sind aber nicht wirklich Story-betreffend.

So, nach ca. 43,5 Stunden Spielzeit habe ich entschieden: Ich spiel es auch nicht zu Ende!

Da es ja überall Meinungen von "das allerletzte bisschen Dreck auf der Welt!" bis "GOTY 2011!!!" gibt, versuche ich meine Einstellung hierzu möglichst treffend zu umschreiben.

Während der 43 Stunden gab es einige ziemlich gute Erlebnisse, aber auch einiges, was so nicht sein muss/darf.

Dass ich den Einstieg nicht nur träge, sondern fast spielabbrechend Scheiße empfand, hatte ich ja schon erzählt. Und selbst jetzt, nach zig Stunden, finde ich die Steuerung immer noch nicht GUT oder toll funktionierend, sondern würde das Spiel eher wie Boabdil im Maniac-Forum formulieren: "das Spiel ist irgendwie kein bißchen Entspannung sondern überwiegend nervige Arbeit".

Während man beim Erkunden des Wolkenhorts oder einiger Gegenden sogar noch relativ (!) entspannt ein paar Büsche abhackt oder hier und da eine Bombe legt, mutiert so gut wie jeder Kampf zu einem unnötig nervigen Prozedere:

Scheiß Fernbedienung vernünftig halten, darauf achten, in welche Richtung man grade schwenkt, die Gegner beachten, dann doch wieder nicht richtig treffen. Hält man das Teil nur etwas zu nah an die Sensorleiste oder nicht so korrekt, wie es das Spiel will, hält Link z. B. einfach stur seinen Arm nach rechts, obwohl man die Fernbedienung schon längst wieder pfeilgerade in echt ausrichtet.

Boss-Kämpfe wie der Schwuchtelkönig im 1. Dungeon sind dann das Ultimum: Neben dem oben beschriebenen Vorgehen muss man
dann noch nebenbei aufgrund Energieverlustes - weil man entweder unfähig oder zu blöd ist (werde ich anscheinend
beides sein) - während des Weglaufens das Echtzeit-Menü für Items mit gedrückter "-"-Taste aufrufen und die Pulle
mit dem Trank auswählen (da Feen diesmal nur noch 6 Herzen auffüllen, sind die IMO reichlich unnütz geworden).

Mitten in dieser Wurschtelei bekommt man natürlich dann noch weiter vom Gegner aufs Maul. Herrlich intuitiv und entspannend. DER Spielspaß-Overkill 2011.

Nungut, selbst weniger talentierte Wesen wie ich schaffen das Ganze dann irgendwann.

Sobald man sich ein wenig eingewöhnt hat, überkommt einen der übliche Zelda-Spirit und man möchte gerne auf Schatzsuche gehen.

Also: Komischen Vogel rufen, mit wilden (und wiederum unheimlich entspannend intuitiven) Fernbedienungsbewegungen durch die Lüfte geflogen auf der Suche nach Inseln. Inseln gab es ja auch schon in Wind Waker - und wenn man sich recht entsinnt, fällt einem wieder ein: Da konnte man zusätzliche Items oder ein paar Herzteile finden und schon mal Karten-Quadrate aufdecken. Das war schon damals nicht das Vorzeige-Produkt der Zelda-Reihe, aber immerhin Zelda.

Bei Skyward Sword muss man in den 3 Hauptbereichen (Wald, Vulkan, Wüste) bestimmte Quadrate mit dem Schwertstrahl treffen und dann wird eine vorher "tot gelegte" Truhe auf irgendeiner Insel belebt, die man dann auch auf der Karte eingezeichnet bekommt.

Und abseits dieser Quadrate und einiger anderer Mini-Quests, die allesamt Vorarbeit erfordern, kann man genau EIN EINZIGES (!) Herzteil im ganzen Himmelreich finden bzw. direkt einsammeln. Nicht eine einzige Flasche, keine Bombentasche, keine Geldbörsen-Vergrößerung. Nichts.

Gut, die gerade erwähnten Items bekommt man später auch, aber dann zumeist in den Shops für Rubine nachgeworfen.

Allgemein geht es bei einem Zelda kaum linearer als hier: IMMER gibt es nur einen Weg, dem man folgen kann und selbstständiges Backtracking aufgrund soeben erhaltener Items (z. B. Fanghaken) ist zwar gestattet, aber selten wirklich lohnenswert.

Und überhaupt ist das völlig unnötig, weil man ja alle Bereiche mehrmals im Spiel aufsuchen MUSS.

Soweit, so gut. Das alles hab ich mir noch gefallen lassen. Denn es gibt ja auch Positives: Man muss erstmal einige Rätsel-Mechanismen lösen, bevor man zu den eigentlichen Dungeons darf, was sicherlich keiner schlecht finden wird.

In den Dungeons, die mir alle gut gefallen haben, wird dann aber nie das Niveau von älteren Zeldas erreicht.

Irgendwie kam es mir bei dem Spiel hier auch gelegen, dass man ziemlich straight durch rushen kann, aber da ich momentan parallel noch Ocarina of Time 3d spiele, fällt umso mehr auf, dass hier wesentlich komplexere Architekten
am Werk waren (Wassertempel anyone??).

Kann man aber auch so mit leben.

Mal kurz ein paar weitere Worte zur Oberwelt:
Da sich in letzter Zeit ja einige über die ach-so-langweilige Oberwelt von Twilight Princess beschwert haben, muss ich hierzu sagen, dass es wenigstens eine war. Gerne erinnere ich mich an die Hylianische Steppe bei Tag und auch bei Nacht zurück, die mir das Gefühl gab, dass sie so in Ocarina of Time hätte sein sollen. Der Hylia See, mit seiner prachtvollen Erscheinung (auch bei OOT!!). Oder andere Locations. Da bin ich ewig rumgelaufen und selbst wenn es auch nicht gerade eine Masse an findbaren Sachen gab, war ich mit Freude dabei. So ähnlich wie bei Red Dead Redemption.

Was ist bei SS? Oh, cool, der Floria See. In meinen Gedanken seh ich schon den See aus der Ferne, dann schaltet das Spiel von der Map zurück und was ist mit dem Floria See? Eine von Stromschnellen getriebene Unterwasser-Einbahnstraße mit einem Wasserfall am Ende. Enttäuschung pur.

Und ich spreche hier nicht über technische Möglichkeiten oder sowas. Schön waren die alten Zeldas alle nicht wirklich (obwohl OOT 3D schön überarbeitet wurde, btw!), aber diese auf HD-TVs dargestellte Matsche, die man sonst nur vom N64 kannte, lass ich mal lieber gleich ohne Bewertung.

Die Musik geht klar. Link nervt zwar wie üblich mit Rumgeschreie beim Kämpfen, aber daran hat man sich ja seit OOT gewöhnt (hoffe ich).

Weiter mit Nerv-Aspekten: Oft hatte ich davon gelesen, aber es noch nicht erlebt. Jetzt schon: Recycling!

Bosse kommen nicht nur 2x vor, sondern teilweise sogar 3x. Das muss wirklich nicht sein. Ist ja noch schlimmer als bei
Mega Man!

Um ne Flasche Wasser zu holen, muss man noch mal durch einen kompletten Dungeon stiefeln, für jeden Scheiß darf man Wind Wanker-mäßig von A nach B nach A nach C gurken, jedes Mal, wenn man im Wolkenhort aus Versehen in den Abgrund springt, darf man sich die gleiche Sequenz angucken und den gleichen - nicht wegdrückbaren - Text lesen.

Einmal Konsole aus und wieder an: Insekt gefunden, das man vorher schon hatte: Nicht wegdrückbare Sequenz + Text.
2 mal aus Versehen einen NPC angesprochen: Gleichen Text lesen, nicht wegdrückbar.

Einzig Spielsequenzen (FMVs? kleiner Scherz...) darf man mit "2" abbrechen, wenn man die schon gesehen hatte und noch mal sehen muss, weil man verreckt ist. Natürlich gilt das nicht für den Text, den die Figuren nach dieser Sequenz spre...schreiben.

Es geht aber noch weiter: Anscheinend waren die Programmierer der Meinung, man müsse so ziemlich alles, was man nur in einem Videospiel verabscheuen kann, auf jeden Fall in Zelda Skyward Sword einbringen und dann auch noch weich kauen, bis der letzte eiserne Spieler einen Kotzkrampf bekommt.

Da wären z. B. diese Tränen. Schon in Twilight Princess nervte es in Wolfgestalt Tränen einzusammeln. Hier wird noch einer drauf gesetzt: Man muss unbewaffnet Tränen suchen, darf dabei nicht entdeckt werden UND hat ein Zeitlimit im Nacken (bis das Gleiche eintrifft, als sei man entdeckt worden: man wird gejagt).

Einige dieser Sequenzen sind gar nicht schaffbar ohne wenigstens einmal gesehen zu werden, sodass man noch zusätzlich gescheucht wird. Spätestens dann - und viele Male nebenbei - nervt die neue Ausdauerleiste. Jetzt kann Link ENDLICH mal schnell rennen und klettern und da verpassen die dem so ne blöde Ausdauerleiste. Ich fass es nicht!

Ebenfalls nicht fehlen darf neben Sinnlos-Quests wie "hole dem großen Massa eine Flasche Wasser": Beschütze den blöden Roboter, während er hinter dir her fliegt (mit einer Schüssel Wasser...) vor Gegnern auf einem Weg, den man exakt so schon mal hinter sich lassen durfte. Diese Stelle ist zugegebenermaßen einfach, aber mögen muss man sowas trotzdem nicht.

Allgemein bin ich doch etwas überrascht, wie es Nintendo geschafft hat, mit Ausnahme von Link, Zelda und den Goronen
so ziemlich jede Figur völlig zu verhunzen. Alle sind irgendwie hässlich (trotz Niedlich-Optik) und lassen keine Sympathie aufkommen.

OK, die völlig Gaga-nen Kreaturen im Basar SIND lustig und gehen klar, aber Ghiranim, die komische Oma im Hain,
Bado, Links Schulkollegen, Zeldas Vater, die komische Phai, usw. alle sind sie Designfehlentscheidungen.

Zum Entschärfen muss ich gestehen, dass ich wirklich stellenweise - wenn ich mich nicht mit dem Rumfuchteln gequält oder über das allgemeine Geschehen geärgert habe - Spaß mit dem Spiel hatte. In den Dungeons muss man halt die verschiedenen Items - wie üblich - auch mal kreativ benutzen, um weiter zu kommen und das Aussehen der Dungeons ist auch schicker Natur.

Und obwohl ich sonst Sci-Fi-Zeugs nicht ausstehen kann, muss ich zugeben, dass mir die Fabrik samt der Zeit-Sprung-Idee sehr gefallen hat.

Und nichtsdestotrotz bleibt es ein brauchbares Action/Adventure. Würde nicht Zelda drauf stehen, würde man sagen: "Joa, ist okay. Nervt hier und da, aber kann man spielen. ZELDA ist natürlich noch ne ganz andere Hausmarke!"

Aber nachdem ich heute zum 2. Mal den Verbannten besiegt hatte und nun mit Master Schwert und Gottes Wissen mit meinen 18 Herzen unterwegs war und ein paar Blicke in das weitere Geschehen im Internet warf, gerade weil sich eine gewisse Unlust bzw. Demotivation bemerkbar machte, stellte ich fest:

NOCH MAL den Verbannten besiegen?
NOCH MAL Tränen sammeln?
NOCH mal die 3 Gebiete bereisen für irgendeinen Schwachsinn?

Und dann noch ein Tempel, in dem es quasi nix Neues mehr geben kann? Dazwischen noch etliche Bosskämpfe mit evtl. drohender Sehnenscheid-Entzündung? Genau JETZT hätte der Endboss kommen müssen, dann wäre wenigstens das Schlimmste verhindert worden.

Nein, er kommt nicht und genau da war für mich der Punkt erreicht, an dem dieses Spiel für mich gestorben ist. Es ist das 1. Zelda (über die DS-Teile zu sprechen ist schon zu viel Zeitverschwendung...), das ich nicht zu Ende spielen werde und es ist auch das erste, welches mich sehr enttäuscht hat. Im Normalfall war ich schon sowas wie ein Zelda Fanboy und auch mit OOT 3D hab ich momentan mal wieder großen Spaß (und selbst Wind Wanker hat mich beim 1. Durchspielen zu einer Fanboy-Wertung geflasht gehabt!!), aber das hier ist weder ein GOTY, noch sollte es irgendwie sonst auch nur in der Nähe einer 90% Marke bewertet werden. Das ist ein Verbrechen von Spiel, wenn man Zelda erwartet.

Ich habe fertig. 60% (im Sinne von ausreichend).


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