Thema:
Auch durch! (mit viel Laber) flat
Autor: Abe
Datum:22.09.11 14:57
Antwort auf:Dead Island (Melee Ego-Shooter) von Wurzelgnom

So, gestern habe ich Dead Island durchgespielt. Hab mit Purna auf Lvl41 beendet. Spielzeit ca. 40 Stunden. Hab mir viel Zeit gelassen und versucht jede Nebenquest mitzunehmen.

Mir hat das Spiel extrem gut gefallen. Imho das beste, was das Survival Genre so zu bieten hat, an die Atmo kommt keiner ran. Was ich dem Spiel hoch anrechne, dass das Ableben keinen wirklichen Frust erzeugt, weil man immer in der Nähe, meist nur wenige Meter, respawnt. Dadurch ist das Spiel im Gegensatz zu Dead Rising relativ frustfrei.

Ein weiterer Pluspunkt sind die Kämpfe, die in kleinster Weise wirklich langweilig werden. Purna kann am besten mit Macheten. Schwere Hammer oder Baseballschläger sind absolut nicht ihr Ding.
Ich fand es daher sehr interessant, wie man sich zu beginn quasi alles krallt, was halbwegs BUMM macht, egal ob die Dame damit umgehen kann oder nicht. Später findet man nach und nach immer bessere Waffen, die auch zum Charakter besser passen. So hatte ich beispielsweise eine Über Machete oder ein Wakizashi, das wohl meine bester Schnetzler war. Somit konnte ich mein Waffenarsenal deutlich ausdünnen und hatte zum Ende 4 oder 5 hochwertige Macheten, Katanas und Co. und 3 Schusswaffen.

Man kommt eigentlich mit jeder Waffe irgendwie durch, aber man stirbt eben öfter. Mit der zum Char passenden Waffe wird das Ganze aber zu einem richtigen Zombie Schlachtfest. Gerade bei vielen Gegnern ist es wichtig ein Auge auf die Ausdauer zu werfen. Denn nicht optimal passende Waffe zieht natürlich auch mehr Ausdauer, und daher brachte mir mein 8xx+6xx Wakizashi nix, wenn nach 4 bis 5 Hieben die Dame erst Luft holen muss, aber immer noch drei Gegner auf mich zustürmen.

Detox, Sturm oder Elektro Schießeisen sind auch sehr fein und bringen neue Taktiken mit sich. (Mal mit nem Elektro Sturmgewehr mehrere Schüsse auf einen Gegner im Wasser abgegeben? Oder Detox Flinte mit einem brennenden Baseballschläger, den man einfach drauf schmeisst?) Wer hier von "ermüdenden, wiederholenden Kämpfen" redet, der hat das Spiel einfach nur durchgespielt, aber nicht mit dem Spiel selber gespielt. Das Spiel zwingt natürlich auch niemanden, dass er diese ganze Kombi Chose anwendet, man kommt auch so durch, aber vermutlich mit deutlich weniger Spaß.

Ich hab gestern im MP jemanden getroffen, der hatte eine ziemlich abgefahrene Waffenmod. Ein Baseballschläger mit drehendem integriertem Kreissägeblatt samt Motor. Da scheint also noch einiges zu gehen, und alleine deswegen werde ich den Titel sicher noch eine Weile weiter zocken.

Zu den Levels könnte man auch einiges schreiben. Ich weiß noch wie sie alle Crysis in den Himmel gelobt haben. Hallo? Das hier hat ähnlich epische Ausmaße wie Crysis, wenn an bestimmten Stellen auch nachgeladen werden muss. Die Details sind einfach der Wahnsinn. Alleine der Strand zu Beginn ist unfassbar detailliert gestaltet. Man kann in viele Strandhäuser reingehen, und bekommt überall eine fantastische Inneneinrichtung zu Gesicht, die nie langweilig oder gar generisch wirkt. Hier hat sich jemand verdammt scheiße viel Arbeit gemacht.

Zudem ist die Grafik wirklich fantastisch. Licht, Rauch und Partikeleffekte sind toll in Szene gesetzt und besonders der Dschungel hat mich mehrmals in Staunen versetzt. Leider wirkt das ganze nicht sehr "polished" weil es teart und ruckelt (stellenweise wie Sau) und die Nachladezeiten der Texturen sind manchmal lächerlich lang. Hier kann man Techland wirklich kritisieren, warum sie das Ganze auf der PS3 nicht auf Festplatte installieren. Die Xbox Version wird davon sicher nicht so betroffen sein, wenn man von HD spielt.

Mir gefiel die Aufteilung der Levels sehr gut. Anfang am Strand schön offen und hell, damit das Ganze ein wenig surreal wirkt. Dann in der Stadt mit ihren verwinkelten und engen Gassen, später dann die Abwasserkanäle, wo es zum ersten mal richtig dunkel ist. Danach der Dschungel, der wieder etwas heller und weitläufiger ist bis hin zum Gefängnis, das imho ganz klassisch düster daherkommt, und wieder eine klassische Atmo aufweist.

Der Schluss war imho ein wenig dahingeschludert. Hier wirft Techland einem einfach nur noch eine Handvoll fieser Zombies vor den Latz und der Endboss ist irgendwie langweilig und unfair.

Im Prinzip liest sich das alles wie ein hoher 90er Kandidat. Nur leider hat mich stellenweise wirklich viel Kleinscheiß auch genervt. Das Spiel hat Bugs, die es einfach nicht haben darf. Es gibt soviele Kleinigkeiten und Glitches, bei denen man einfach den Kopf schüttelt. Darunter sind aber auch wirklich fiese und nervige Bugs, die auf keinen Fall vorkommen sollten. Wirklich schade, dass hier nicht noch mal ein wenig Energie reingesteckt werden konnte um wenigstens die schlimmeren Bugs auszumerzen. Meine Liste der kleineren Nervbugs ist lang: Hängenbleiben im Boden, Unsichtbare Wände teilweise durchschreitbar, fehlerhafte Wegmarkierung auf der Map, kein Energie bei Riesensnacks, Wegmarkierung nach Respawn nicht mehr aktiv, falsche Waffe beim Respawn, Ablegen von Gegenständen auf den Truck fehlerhaft, etc. pp. Es gibt sicher noch ein halbes Dutzend an Unzulänglichkeiten, die nicht schlimm sind, aber einfach nicht passieren dürfen.

Die engliche Syncro finde ich übrigens phänomenal. Die Cutscenes wirken manchmal etwas stümperhaft, sind aber zweckdienlich. Liegt wohl auch daran, dass das Motioncapturing vor allem in den Cutscenes nicht wirklich gut ist. Musik ist cool. Der eigens komponierte HipHop Track ist fett und passt ganz gut zur Insel :D


Ein paar Sachen hab ich mich die ganze Zeit während des Spiels gefragt, wozu das dienen soll.

Zum einen die seltsam eingedeutschten Waffenbeschreibungen "hinfällig, auslaugend, .." Hinfällig ist ja klar, aber auslaugend?

Dann die Farben, der jeweiligen Waffen. Manche waren grün oder blau, andere orange oder gar violett? Sinn?

Für mich jedenfalls trotzdem das Spiel das Jahres bisher. Kein anderes hat mich 2011 40 Stunden am Stück so fesseln können. Kein Infamous2, LA Noire, Alice oder Dead Space 2.

Trotz aller Bugs vergebe ich 8 Snäcks von 10 und einen Energy Drink obendrauf.

Schade das so viele Leute das Potential dieses Spiels scheinbar verkennen und lieber die offensichtlichen Bugs bemängeln.
Hier wird erkennbar wie oberflächlich Spiele inzwischen behandelt werden. Anstatt sich mit dem Titel zu beschäftigen, wird das Spiel einfach nach Schema durchgespielt. Das mag für die meisten Titel wie Gears, Uncharted und Co. ausreichend sein, weil man bei diesen Spielen keine größere Spieltiefe vorfindet. Aber Dead Island ist so ein Titel, der es einfach nicht verdient hat, oberflächlich abgestraft zu werden. Man könnte dem Titel vorwerfen, dass er seine Spieler nicht dazu zwingt in die Tiefe zu gehen, was ja auch stimmt, aber ich finde das sehr gut. Ich mag keine Spiele, die mich zu irgendwas zwingen. Dennoch würde ich jedem Kritiker empfehlen, sich den Titel nochmals anzusehen und sich vor allem Zeit zu nehmen um damit rumzuspielen.

Leider ist Zeit bei einem Redakteur, der noch ein halbes Dutzend andere Spiele testen "muss" etwas knapp, insofern kann ich es verstehen, wenn man dem Titel die Zeit nicht widmen kann, die er eigentlich verdient hätte. Nur sollte man das erkennen und auch irgendwie in den Test einbringen. Aber wer will das schon zugeben...


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