Antwort auf den Beitrag "Re:Schüler gegen Links" posten:
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>Wie sehr ich den Begriff „postfaktische“ Welt hasse. Als ob es sich hierbei um eine neue Entwicklung handeln würde. Klar, hat Social Media die Verdummung unserer Spezies verstärkt, da die Bubble der Idiotie nun einfach größer sein kann und damit die eigene Bestätigung, aber zumindest ausgehend aus dem Leben in der Medizin kann ich sagen, dass faktenfremde Weltsicht weder neu ist, noch dein resigniertes Abschließen mit den Personen aus der Erfahrung der Medizin sinnvoll ist. Man kann selbst verstrahlte Leute abholen. Aber so ungern es der typische Maniac hört: Nicht mit Beleidigungen wie es Rocco seinen Kindern beibringt und leider auch nicht mit Demos gegen Rechts, wo rechts und links zu sehen ist, wie „doof“ alle AfDler sind und ganz nebenbei zu 100 % alles Nazis. Sondern indem man über den eigenen Schatten springt und auf die Leute, die ggf. eine Überzeugung haben , die zu 100 % der eigenen widerspricht, zunächst mit Verständnis versucht abzuholen. > >Um ein Beispiel zu bringen. Ungefähr 30 % meiner Patienten fragen nach einer OP mit total ernstem Blick, ob es in Ordnung wäre in einer Stunde soundsoviel Arnika-Globuli zu nehmen. Natürlich könnte ich zu recht sagen „Macht nix. Ist ja eh sinnlose Scheiße!“ oder schnippisch zurückwerfen „Wenn sie keine Diabetes haben, gerne!“. Ich schaue aber meist mit genauso ernstem Blick zurück und sagen „Natürlich, das ist eine gute Idee!“ Denn nachdem ich ihren Hokuspokus nicht sofort als den Unsinn abtue, der er ist, sind Sie deutlich empfänglicher für meine schulmedizinischen Ratschläge. Würde ich Sie schlicht beleidigen oder mit einer Scharr wissenschaftlicher Fakten erschlagen, die Sie nicht glauben, wären Sie irgendwann beim Auspendeln Ihres Tumor beim Heilpraktiker und ich hätte Sie für jeden wissenschaftlichen Ansatz verloren. > >Jaaaaa….. aber dies ist ja nur so ein kleiner Spleen. Dat tut doch nicht weh! Wir gehen hier immerhin für die Demokratie auf die Straße. Nicht für die Abschaffung von Zuckerperlen! > >Dann ein anderes Beispiel aus der Politik. Vor Corona bin ich der CSU beigetreten und habe mich für politische Ämter aufstellen lassen. Nicht weil ich die CSU geil finde. Nicht weil ich eine Hot Toy von Söder in meiner Vitrine habe. Ich halte den Jungen sogar für eine Gefahr der Demokratie. Der Grund ist relativ einfach: Schon damals war mir klar, dass die AfD eine gewaltige Gefahr für die Demokratie darstellt und im dümmsten Fall meine Lebenserwartung stark einkürzen könnte und im besten Fall bei einem massiven politischen Erfolg den Wohlstand, den ich in den letzten 10 Jahren erarbeitet habe, pulverisieren könnte. > >Nun bringt es leider nix, zu meinen, jetzt Politikarbeit für die FDP zu machen. Oder für die Grünen. Oder die SPD. Einen überzeugten AfDler werde ich nicht davon überzeugen, sein Kreuzchen an einer dieser Stellen zu setzen, egal wie toll er mich als Arzt auch finden mag. Ihn aber auf die Seite der immer noch demokratischen CSU zu holen, wenn die Sympathiewerte stimmen, ist jedoch zumindest vorstellbar. > >Lange Rede, kurzer Sinn: Würde man weniger absolut Denken - selbst in Bereichen, die einem massiv gegen den Strich gehen - kann man imho durchaus auch Extremisten zumindest teilweise etwas weiter wieder in die politische Mitte holen. Alle? Nein! Aber wenn man von den AfDler 10 % wieder zur Demokratie bekehren können, würde ich doch irgendwie deutlich besser schlafen. > >Resignation oder der seit 3-4 Jahren überall zu beobachtende extreme Meinungskorridor führt jedoch zu dem Abgrund auf den wir strammen Schrittens zurennen.
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