Thema:
Re:AD(H)S und Medikamente flat
Autor: Phil Gates
Datum:29.10.25 09:35
Antwort auf:Re:AD(H)S und Medikamente von Pezking

>>
>>>
>>>Von Verhaltenstherapie halte ich auch wenig, die grundsätzlichen Mechanismen sind gesunder Menschenverstand. Aber wenn Akira so locker damit umgeht, war er wohl nie wirklich krank. Wenn der Leidensdruck hoch genug ist, wirfst Du Psychopharmaka nicht nach Bedarf ein. Das kann böse in die Hose gehen.
>>
>>Ich bin auch der Meinung, dass Verhaltenstherapie definitiv überbewertet ist. Kann man natürlich machen, wenn sich die Gehirnchemie wieder eingependelt hat, aber einen großen Gamechanger sollte man denke ich nicht erwarten. Die medizinische Komponente hat wesentlich mehr Einfluss.
>
>Es kommt ganz auf das Krankheitsbild an.
>
>Kognitive Verhaltenstherapie war und ist in Hinblick auf meine Angststörung ein kompletter Gamechanger.
>
>Ich bin aber auch davon überzeugt, dass das nicht für jede Art von psychischer Erkrankung (und nicht für jede Art von Patient!) der vielversprechendste Behandlungsansatz ist. Würde auch meine Therapeutin nie so behaupten.
>
>Aber hier, bei mir? Topf -> Deckel. Aber sowas von.
>
>Das A und O ist eine möglichst genaue Diagnose. Meine Angststörung hat beispielsweise rein gar nichts mit Depressionen zu tun und liegt auch nicht in irgendwelchen Traumata begründet. Der wichtigste Hebel ist mein Geist, meine Gedankenwelt, mein Blickwinkel auf mich und die Welt. Damit kann ich ein gutes Stück weit mein Stresslevel steuern. Die Kontrolle über das alles zurückzugewinnen - das hat mir die Verhaltenstherapie beschert.
>
>Zudem ist die Therapie ein sehr befreiendes Ventil. Es ist für mich Gold wert, diese zusätzliche Ansprechpartnerin zu haben, mit der nur ein klipp und klares Patient-Therapeut-Verhältnis besteht.
>
>Ich benötigte aber anfangs auch vorübergehend ein Medikament zur Unterstützung. Weil halt vor Beginn der Therapie bereits das Kind in den Brunnen gefallen war und ich am laufenden Band von Panikattacken geplagt wurde. Man muss auch erst mal wieder fit genug für eine Therapie sein.
>
>Wer sich akut kaum aus dem Haus traut, der sucht auch keine Praxis auf.
>
>Ich hatte es zuvor auch schon ein paar Mal nur mit Medikamenten versucht. Hat akut immer geholfen, aber eben nicht so nachhaltig wie jetzt mit der Verhaltenstherapie. Mit dem Nährboden für die Angststörung habe ich mich so nie richtig auseinandergesetzt.


Das ist alles richtig und da widerspreche ich nicht. Vielleicht hatte ich damals auch die falsche Therapeutin. Mir hat es nicht nachhaltig geholfen und die Strategien die man erlernt helfen halt nicht, wenn man akut am Boden ist. Rational weiß jeder, dass es gut ist, bei ner Panikattacke oder Depression ins Gym oder joggen zu gehen, weil es die ganzen positiven Hormone triggert. Aber wenn man gerade so noch funktioniert kann man sich nicht mehr aufraffen. Ich war einfach so müde, auch aufgrund nächtlicher Attacken, dass ich nicht mehr alleine rauskam. Und da hätte mir eine Verhaltenstherapie auch nichts gebracht. Vielleicht gebe ich dem Thema nochmals eine Chance, um die Hirnchemie nachhaltig zu stabilisieren. Aber viele psychische Leiden sind eben nicht nur eingebildet oder Folge einer falschen Lebenseinstellung, sondern chemische Störungen im Gehirn. Zum Teil sogar so banale Sachen wie Kaliummangel o.ä.

gesendet mit m!client für iOS


< antworten >