| Kindle Colorsoft Signature Edition |  |
Ich hatte ja schon mal darüber nachgedacht, meinen alten 2021er Paperwhite, den ich nur als Zweitreader für Kindle-exklusive Bücher nutze, beim Prime Day gegen einen aktuellen zu tauschen. Da ich eine unfassbar harte Phase auf der Arbeit hatte, wollte ich mir mal eine kleine Belohnung gönnen und der Colorsoft in der Signature Edition war für 60 Euro weniger im Angebot (mittlerweile wieder der alte Preis, wie ich gerade gesehen habe), womit man dann mit Eintausch auf knapp 170 Euro kam.
Die Lieferung dauerte für Amazon-Verhältnisse lange (aus England über Belgien) aber nach ein paar Tagen war er da. Ersteindruck: Das Gehäuse fühlt sich gut an. Makellose Verarbeitung. Leicht und liegt gut in der Hand.
Es war nicht nur mein Account schon eingerichtet, sogar mein WLAN-Passwort war schon hinterlegt. Ich war eigentlich ziemlich sicher, das bei der Einrichtung meiner Amazon-Geräte immer abgelehnt zu haben aber irgendwo muss ich mich wohl mal verklickt haben. Drei Monate Kindle Unlimited umsonst, "Angebot gilt nur bei der Erstinstallation". Hab ich mal mitgenommen aber Mailbenachrichtigung drei Tage vor Ablauf angeklickt.
Nach dem Pflicht-Firmwareupdate und Neustart der erste Blick auf meine Kindle-Bibliothek in Farbe. Hmm. Ich hatte keinen Farbflash erwartet aber das war doch sehr unterwältigend. Nach der Umstellung im Menü von "Normal" auf "Brillant" war es ungefähr wie erwartet. Mehr kann Kaleido 3 von Eink, das zur Zeit alle Farbreader nutzen, eben nicht. Gallery hätte bessere Farben, würde beim Umblättern aber 1,5 Sekunden brauchen, was auch keiner will. Immerhin sollen beim Kindle die Farben laut allen Tests noch am besten sein, Amazon hat wohl sehr viel Gehirnschmalz in die Beleuchtung gesteckt.
Jetzt wollte ich aber maL was sehen. Also mal einen Comic über Unlimited runtergeladen. Die komplette Seite ist natürlich viel zu klein. Überraschenderweise reagiert das Gerät auf "Pinch-to-zoom" tatsächlich relativ schnell. Flackert beim Loslassen zwar noch mal, bis die neue Ansicht endgültig ist aber das war ich von E-Book-Readern bisher schlechter gewohnt.
Wenn man zweimal auf ein Panel tippt, wird der von Comixology übernommene "Guided View" aktiviert, man kann also durch die einzelnen Panels wie durch Seiten blättern. Das funktioniert richtig gut und verringert den Zoom-Bedarf deutlich.
Fazit zu Comics: Viellesern würde ich weiterhin zum Tablet raten, die Farben sind einfach geiler und die Bedienung geht flüssiger von der Hand. Für gelegentlichen Comickonsum würde ich den Colorsoft aber durchaus als tauglich einstufen.
Dann mal das Buch, das ich gerade auf meinem Tolino lese, geöffnet. Wow. Die schwarze Schrift ist knackscharf wie von Eink Carta-Displays gewohnt, von der manchmal beschriebenen leichten Unschärfe durch die zusätzliche Filterschicht merke ich nichts, das kann allerdings an meinen eher so mäßig guten Augen liegen. Das ein Zoll größere Display macht sich sehr positiv bemerkbar. Zwar vermisse ich weiter die Blättertasten, die mein alter Kindle Keyboard (oder der Oasis den ich nie hatte) besaß, der Touchscreen funktioniert hier aber hervorragend. Während ich beim Tolino manchmal zweimal tippen muss, ist mir das beim Colorsoft noch nie passiert.
Die Ausleuchtung des Displays ist sehr gleichmäßig und ohne Farbstich, die Kinderkrankheiten (Gelbstich am unteren Rand) des Colorsoft hat Amazon offensichtlich mittlerweile im Griff. Man kann die Helligkeit manuell einstellen oder nach der Umgebung regeln lassen. Ebenso kann man die Farbtemperatur ändern von leicht bläulich bis zu einem satt-orangen Hintergrund. Wer will, kann dafür auch einen Zeitplan hinterlegen oder das ganze an den lokalen Sonnenauf- und Untergang koppeln.
Die Akkulaufzeit ist sehr gut: Ich habe einen halben Roman gelesen und viel mit dem Teil rumgespielt und bin gerade mal auf 85% runter. Bei meinem Tolino muss ich selbst bei längeren Büchern schon mal zwischendurch nachladen.
Fazit: Ich bin sehr zufrieden mit dem Colorsoft, das Lesen macht richtig Spaß darauf. Er wird wohl bei mir mit Sicherheit den Tolino als Standard-Reader ablösen. Allerdings wäre ich wohl mit dem Paperwhite in der Signature Edition ebenso glücklich geworden. Farbe ist ganz nett und der Aufpreis hielt sich letztlich auch in Grenzen aber wenn ich ehrlich bin, wäre es zumindest für mich nicht so richtig nötig gewesen.