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| Autor: | Zinkhal | ||
| Datum: | 19.08.25 10:59 | ||
| Antwort auf: | FUCK CANCER HOCH 10 von Tota | ||
Es geht voran. Die erste Chemo war im Nachgang allerdings richtig hart. Neben den üblichen Nebenwirkungen hatte meine Freundin noch eine massive Migräne und eine Sehnenentzündung im Bizeps obendrauf (Schonhaltung wegen der Port-Narbe). Die Ärztin hatte mich zusätzlich vor möglichen aufbrausenden Stimmungsschwankungen gewarnt, aber das blieb komplett aus. Stattdessen lag zuhause ein Häufchen Elend, weit entfernt vom früheren selbstbewussten Ich. Das war eine echte Herausforderung. Mit einer aufbrausenden Freundin wäre ich ehrlich gesagt besser klargekommen. Zum Glück hat sich das mit der Zeit deutlich verbessert, auch wenn es einzelne Tage gibt, an denen sie regelrecht klammert, was sonst gar nicht ihr Ding ist. Dann entschuldigt sie sich ständig und dreht sich im Kreis. Das Einzige, was hilft ist gut zureden, sie auf positive Gedanken bringen und sie daran erinnern, dass sie bei dieser Diagnose auch einfach mal schwach sein darf. Aber leicht ist das nicht. Die zweite Chemo lief immerhin schon deutlich besser. Und gerade sitzt sie in der Praxis für die dritte Dosis. Die ersten beiden Male habe ich sie begleitet, jetzt wollte sie alleine gehen. Dabei haben wir wirklich tolle Leute kennengelernt; für mich persönlich eine starke Erfahrung. Während ihre Diagnose vergleichsweise noch als „Luxusdiagnose“ galt, kämpften andere nur um ein paar Monate mehr Lebenszeit. Und trotzdem hatten viele eine beeindruckende Ausstrahlung und sind einfach weitergegangen. Das hat mich tief beeindruckt. Es gab aber auch Momente, die mich extrem wütend gemacht haben. Zum Beispiel eine Frau, fast im gleichen Alter wie meine Freundin, mit ähnlicher Diagnose. Sie musste zehn Monate auf eine Mammografie warten. Zehn Monate! In der Zeit hat der Krebs gestreut und die Lymphknoten befallen. Am Ende war nichts mehr zu retten, beide Brüste mussten amputiert werden, plus anschließende Bestrahlung. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man in Deutschland bei so einer Ausgangslage so lange auf eine Untersuchung warten muss, oder warum kein Arzt rechtzeitig Druck gemacht hat. Für mich unbegreiflich. Und dann das Thema Haare. Inzwischen sind sie komplett weg, nach dem büschelweisen Ausfall hat sie selbst den Rasierer angesetzt. Aber ehrlich gesagt, es steht ihr verdammt gut. Natürlich gab es Tränen und der Blick in den Spiegel war erst hart, aber inzwischen findet sie es selbst ziemlich cool. Der Alltag hat sich auch stark verändert. Vieles geht nur noch spontan oder bleibt an mir hängen. Haushalt, Arbeiten, alles drumherum. Klar stresst das manchmal, aber bisher ist es machbar. Am Ende ist genau das der Punkt einer funktionierenden Beziehung. Man springt füreinander ein, wenn der andere gerade nicht kann. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal für die vielen netten und aufbauenden Kommentare. Auch die vereinzelten Ratschläge haben mir geholfen. Ich konnte nicht auf alles antworten, haben aber jeden einzelnen gelesen und wahrgenommen. |
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