Thema:
Re:Es geht los flat
Autor: Zinkhal
Datum:16.07.25 10:11
Antwort auf:Re:Es geht los von Pezking

>>Nachdem die Befunde zunächst im Grenzbereich lagen und Uneinigkeit unter den Ärzten herrschte, konnte inzwischen eine gemeinsame Entscheidung zur weiteren Behandlung getroffen werden. Die zwischenzeitliche Hoffnung, dass eine Hormontherapie ausreichen würde, hat sich leider nicht bestätigt. Ging gefühlt ewig hin und her und jeder Arzt hat was (leicht) anderes erzählt, ehe man auf einen gemeinsamen Nenner kam. Bei der Onkologin fühlen wir uns aber sehr gut aufgehoben und vertrauen ihr vollends.
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>Ja, so war das bei meiner Frau damals auch. Ein Wächterlymphknoten war mini-minimal befallen (die waren bei allen Untersuchungen ultragründlich), und sie hatte einen sehr unaggressiven Tumor, was im Alter von 27 total untypisch ist. Dafür war er bereits 4cm groß - und sie war halt sehr jung. Deshalb entschied man sich letztendlich dafür, eine volle Chemo-Breitseite auf den Tumor zu ballern, denn sie würde ja schließlich gerne noch 50+ Jahre leben, und mit 27 Jahren kommt ein Körper mit der Chemo relativ gut klar.


Die Tumore sind bei ihr auch eher weniger aggressiv (zumindest auf eine Krebsskala) und die Lymphknoten sind frei. Die Tumore habe auch eine hohe Empfänglichkeit für Hormone. Deswegen hat man bis zuletzt geschaut, ob die Hormontherapie Sinn ergibt. Aber leider wachsen die Tumore auch sehr schnell. Es wird jetzt Tempo gemacht und aufgrund der schwierigen Vorabbestimmung wird auf Nummer sicher gegangen und die Chemo begonnen.
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>Wir haben diese Entscheidung nie bereut. Allein schon, weil sie einem im Nachhinein größere Sicherheit gibt, weil systemisch gegen den Tumor und mögliche Mikrometastasen vorgegangen wurde.


Das kam mir auch in den Sinn. Chemo hört sich erst nicht nach der besten Lösung an, kann aber perspektivisch eine höheres Maß an Sicherheit bieten.

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>Nach allen OPs folgten am Ende in Summe noch zehn Jahre Anti-Hormontherapie. Das war natürlich wenig lustig, wenn in so jungen Jahren für einen so langen Zeitraum schon mal eine Generalprobe für die Wechseljahre stattfindet. :-(


Das wurde uns auch schon mitgeteilt. Mein Kumpel (Radiologe) meinte auch nur, da wird man dann mit dem Presslufthammer in die Wechseljahre geschossen. Wir haben inzwischen auch eine Frau kennengelernt, die ebenfalls an Brustkrebs erkrankt war. Sie sagt auch, dass sie die Chemo besser vertragen hat, als die anschließende Hormonbehandlung. Da hat ihr Körper wohl völlig verrückt gespielt.

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>>Am kommenden Dienstag startet meine Freundin dann ihre Chemotherapie, die voraussichtlich bis Ende des Jahres andauern wird. Im Anschluss ist eine Operation geplant. Was darüber hinaus folgt, wird sich im Laufe der Therapie ergeben. Aktuell gehen die Ärzte davon aus, dass etwa 12 Monate für die vollständige Genesung einzuplanen sind.
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>Wir hatten auch die Reihenfolge: Erst Chemo, dann OP. Und das hatte einen ermutigenden Nebeneffekt, denn wir konnten während der Chemo via Ultraschall beobachten, wie der Tumor schrumpft! Ergo war klar, dass es das passende Chemo-Medikament für diesen Tumor war.


Auf so ein Erlebnis hoffe ich auch. Einfach das man sieht, dass diese ganze Qual auch etwas bringt. Die ganze Situation gerade fühlt sich so surreal an. Ich persönlich kann es nicht greifen. Das ein Tumor kleiner wird, wäre etwas, was auch in meiner Birne ankommt und richtig eingeordnet werden könnte.
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>Eine Erkenntnis, die man nicht hat, wenn zur Chemo schon kein Tumor mehr da ist.
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>>Es zeichnet sich auch immer mehr ab, dass im Anschluss an die Chemo nicht brusterhaltend operiert werden kann, da zwei von vier Sektoren in der Brust betroffen sind. Ab zwei Sektoren wird die Brust in den meisten Fällen wohl entfernt. Meine Freundin hofft, dass man die Brust "nur" aushöhlt und dann einfach durch Implantate auffüllt, aber so wenigstens die Haut rettet. Zumindest wäre das aktuell ihre bevorzugte Lösung. Das wird noch richtig hart, wenn diese Entscheidung ansteht bzw. final feststeht, was überhaupt möglich ist. Letztendlich kommt es darauf an, was medizinisch am meisten Sinn ergibt. Bildersuche hat sie ja schon gemacht... Hab ihr auch gesagt, sie soll das lassen. Bringt nix. Gibt zu viele Konstellationen, als dass man irgendwas von den Bildern auf sich selbst überleiten könnte. Ja, es wird hart. Richtig hart. Aber da scheint die Medizin inzwischen gut aufgestellt zu sein. Ich hoffe nur, dass zwischen Entfernung und Wideraufbau nicht zu viel Zeit liegt und es ihr dann nicht zu sehr auf die Psyche schlägt. Das wird auf keinen Fall spurlos an ihr vorbeigehen. Kann es auch nicht.
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>Ja, mit Rekonstruktionen sollte man sich erst zusammen mit dem Schönheitsarzt beschäftigen. Da weiß man dann auch direkt, welche Optionen für einen überhaupt in Frage kommen. Und die Bildersuche dürfte auch Ergebnisse aus den letzten Jahrzehnten ausspucken - da begegnet man sicher u.a. nur sinnlos unschönen Ergebnissen, die es womöglich so schon seit Urzeiten nicht mehr gibt.
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>Meine Frau konnte nicht brusterhaltend operiert werden. Kleine Brust, relativ großer Tumor und junges Alter - da wollte man nix riskieren. Man hat sogar einen Gentest gemacht, obwohl sie familiär nicht vorbelastet ist - aber das junge Alter hat bei den Ärzten halt allumfassend Alarm ausgelöst.


Gentest wird wohl noch nachgeschoben. Grds. besteht keine familiäre Vorbelastung. Zumindest kein Krebs, der in Verbindung zu Brustkrebs gebracht werden könnte.
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>Zum Glück war der Gentest negativ, sonst hätte man sich auch Gedanken über die andere Brust und die Eierstöcke machen müssen. :-/
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>Bei meiner Frau hat es damals schon ein Weilchen gedauert zwischen Abnahme und Wiederaufbau. Das lag aber auch daran, dass sie für längere Zeit einen Expander tragen musste, sprich: Sie musste sich erst genug Haut für eine Rekonstruktion "antrainieren". Sollte die Haut bei Deiner Freundin gerettet werden können, wäre das ja nicht nötig und es würde sicher schneller gehen.


Vor dieser Zeitspanne hat meine Freundin tierische Angst. Deswegen hofft sie inständig, dass es quasi in einer Operation (aushöhlen und Wiederaufbau) erfolgen kann. Dafür werden wir wohl auch nach Essen fahren, die solche OP-Techniken anwenden und auch international einen guten Ruf genießen. Die sind dort deutlich besser aufgestellt, als unser örtliches Krankenhaus. Wir haben auch schon durch die Blume gesagt bekommen, dass die OP auf keinen Fall vor Ort durchgeführt werden sollte. Sind wohl ziemliche "Schlächter" und, zumindest was das optische Ergebnis anbelangt, alles andere als gut.

Meine Freundin mag ihre Brüste sehr. Sie hat eine sportliche Figur und D-Körbchen. Sie hat auch sehr festes und dichtes Brustgewebe. Was auch grundsätzlich toll ist. ;) Nur hat dies die Diagnose jetzt sehr erschwert. Mammografie hat z.B. überhaupt nichts gebracht. Es stellt sich auch die Frage, was später mit der gesunden Brust passieren soll. Das geistert jetzt alles in ihrem Kopf rum. Ich habe ihr gesagt, dass ich, egal welche Entscheidung sie trifft, hinter ihr stehe. Aber sag mal einer Frau, dass Brüste nicht so wichtig sind, wenn sie ihren eigenen Vorbau selbst so toll findet.

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>Im Herbst holt uns das Thema auch wieder ein: 18 Jahre nach ihrer damaligen Rekonstruktion mit Silikon will sie auf Eigenfett umschwenken. Sie hat Bock drauf, Silikon wächst halt auch nicht mit, und noch ist sie mit 45 Jahren relativ jung, so dass diese OP kein sooo großes Ding sein wird. Sie freut sich drauf, zumal sie so schon ab Anfang November Weihnachtsurlaub hat. Bei dieser OP wird man mindestens für anderthalb Monate krankgeschrieben, davon muss man etwa eine Woche im Krankenhaus verbringen.


Die Alternative wäre, dass man das Silikon austauscht? Also Eigenfett, weil es wie der Rest der Brust altert? Klingt auf jeden Fall "natürlicher" als der Fremdkörper mit Silikon. Ich drücke euch die Daumen, dass alles gut läuft und das Ergebnis den Vorstellungen entspricht.
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>>Die Heilungschancen stehen aber in Summe unverändert gut. Sie hält sich auch unverändert tapfer und ist sehr optimistisch. Sie ist fest entschlossen, dem Krebs so richtig mit Anlauf in den Arsch zu treten.
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>>Wie sagte letztens jemand:
>>Nicht Eileen hat Krebs. Der Krebs hat Eileen.
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>>Und Eileen gewinnt immer.
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>Gute Einstellung! Und Ihr seid garantiert aus gutem Grund optimistisch. Ich bin mir sicher, dass alles ein gutes Ende nehmen wird. :-)


Wir nehmen es inzwischen mit Humor. Hilft ja nix. Sie hat gestern eine Flasche nicht richtig in den Kühlschrank gelegt. Ich öffne den Kühlschrank und mir kommt die Flasche entgegen. Ich meinte nur, dass sich sowas negativ auf das Karma-Konto auswirkt. "Siehst du ja, jetzt hast du Krebs."

Sie musste laut lachen. Aber so derber Humor hilft halt gerade. Sie ist da zum Glück genauso stumpf wie ich. ;)


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