Thema:
Re:Es geht los flat
Autor: Pezking
Datum:15.07.25 19:22
Antwort auf:Es geht los von Zinkhal

>Nachdem die Befunde zunächst im Grenzbereich lagen und Uneinigkeit unter den Ärzten herrschte, konnte inzwischen eine gemeinsame Entscheidung zur weiteren Behandlung getroffen werden. Die zwischenzeitliche Hoffnung, dass eine Hormontherapie ausreichen würde, hat sich leider nicht bestätigt. Ging gefühlt ewig hin und her und jeder Arzt hat was (leicht) anderes erzählt, ehe man auf einen gemeinsamen Nenner kam. Bei der Onkologin fühlen wir uns aber sehr gut aufgehoben und vertrauen ihr vollends.

Ja, so war das bei meiner Frau damals auch. Ein Wächterlymphknoten war mini-minimal befallen (die waren bei allen Untersuchungen ultragründlich), und sie hatte einen sehr unaggressiven Tumor, was im Alter von 27 total untypisch ist. Dafür war er bereits 4cm groß - und sie war halt sehr jung. Deshalb entschied man sich letztendlich dafür, eine volle Chemo-Breitseite auf den Tumor zu ballern, denn sie würde ja schließlich gerne noch 50+ Jahre leben, und mit 27 Jahren kommt ein Körper mit der Chemo relativ gut klar.

Wir haben diese Entscheidung nie bereut. Allein schon, weil sie einem im Nachhinein größere Sicherheit gibt, weil systemisch gegen den Tumor und mögliche Mikrometastasen vorgegangen wurde.

Nach allen OPs folgten am Ende in Summe noch zehn Jahre Anti-Hormontherapie. Das war natürlich wenig lustig, wenn in so jungen Jahren für einen so langen Zeitraum schon mal eine Generalprobe für die Wechseljahre stattfindet. :-(

>Am kommenden Dienstag startet meine Freundin dann ihre Chemotherapie, die voraussichtlich bis Ende des Jahres andauern wird. Im Anschluss ist eine Operation geplant. Was darüber hinaus folgt, wird sich im Laufe der Therapie ergeben. Aktuell gehen die Ärzte davon aus, dass etwa 12 Monate für die vollständige Genesung einzuplanen sind.

Wir hatten auch die Reihenfolge: Erst Chemo, dann OP. Und das hatte einen ermutigenden Nebeneffekt, denn wir konnten während der Chemo via Ultraschall beobachten, wie der Tumor schrumpft! Ergo war klar, dass es das passende Chemo-Medikament für diesen Tumor war.

Eine Erkenntnis, die man nicht hat, wenn zur Chemo schon kein Tumor mehr da ist.

>Es zeichnet sich auch immer mehr ab, dass im Anschluss an die Chemo nicht brusterhaltend operiert werden kann, da zwei von vier Sektoren in der Brust betroffen sind. Ab zwei Sektoren wird die Brust in den meisten Fällen wohl entfernt. Meine Freundin hofft, dass man die Brust "nur" aushöhlt und dann einfach durch Implantate auffüllt, aber so wenigstens die Haut rettet. Zumindest wäre das aktuell ihre bevorzugte Lösung. Das wird noch richtig hart, wenn diese Entscheidung ansteht bzw. final feststeht, was überhaupt möglich ist. Letztendlich kommt es darauf an, was medizinisch am meisten Sinn ergibt. Bildersuche hat sie ja schon gemacht... Hab ihr auch gesagt, sie soll das lassen. Bringt nix. Gibt zu viele Konstellationen, als dass man irgendwas von den Bildern auf sich selbst überleiten könnte. Ja, es wird hart. Richtig hart. Aber da scheint die Medizin inzwischen gut aufgestellt zu sein. Ich hoffe nur, dass zwischen Entfernung und Wideraufbau nicht zu viel Zeit liegt und es ihr dann nicht zu sehr auf die Psyche schlägt. Das wird auf keinen Fall spurlos an ihr vorbeigehen. Kann es auch nicht.

Ja, mit Rekonstruktionen sollte man sich erst zusammen mit dem Schönheitsarzt beschäftigen. Da weiß man dann auch direkt, welche Optionen für einen überhaupt in Frage kommen. Und die Bildersuche dürfte auch Ergebnisse aus den letzten Jahrzehnten ausspucken - da begegnet man sicher u.a. nur sinnlos unschönen Ergebnissen, die es womöglich so schon seit Urzeiten nicht mehr gibt.

Meine Frau konnte nicht brusterhaltend operiert werden. Kleine Brust, relativ großer Tumor und junges Alter - da wollte man nix riskieren. Man hat sogar einen Gentest gemacht, obwohl sie familiär nicht vorbelastet ist - aber das junge Alter hat bei den Ärzten halt allumfassend Alarm ausgelöst.

Zum Glück war der Gentest negativ, sonst hätte man sich auch Gedanken über die andere Brust und die Eierstöcke machen müssen. :-/

Bei meiner Frau hat es damals schon ein Weilchen gedauert zwischen Abnahme und Wiederaufbau. Das lag aber auch daran, dass sie für längere Zeit einen Expander tragen musste, sprich: Sie musste sich erst genug Haut für eine Rekonstruktion "antrainieren". Sollte die Haut bei Deiner Freundin gerettet werden können, wäre das ja nicht nötig und es würde sicher schneller gehen.

Im Herbst holt uns das Thema auch wieder ein: 18 Jahre nach ihrer damaligen Rekonstruktion mit Silikon will sie auf Eigenfett umschwenken. Sie hat Bock drauf, Silikon wächst halt auch nicht mit, und noch ist sie mit 45 Jahren relativ jung, so dass diese OP kein sooo großes Ding sein wird. Sie freut sich drauf, zumal sie so schon ab Anfang November Weihnachtsurlaub hat. Bei dieser OP wird man mindestens für anderthalb Monate krankgeschrieben, davon muss man etwa eine Woche im Krankenhaus verbringen.

>Die Heilungschancen stehen aber in Summe unverändert gut. Sie hält sich auch unverändert tapfer und ist sehr optimistisch. Sie ist fest entschlossen, dem Krebs so richtig mit Anlauf in den Arsch zu treten.
>
>Wie sagte letztens jemand:
>Nicht Eileen hat Krebs. Der Krebs hat Eileen.
>
>Und Eileen gewinnt immer.


Gute Einstellung! Und Ihr seid garantiert aus gutem Grund optimistisch. Ich bin mir sicher, dass alles ein gutes Ende nehmen wird. :-)


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