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| Autor: | Jassi | ||
| Datum: | 02.07.25 01:11 | ||
| Antwort auf: | Bücher Thread #7 von Jassi | ||
So werte Leser, wieder einmal ist es soweit euch zehn Bücher – oder besser gesagt Büchlein – vorzustellen. Frauke Rostalski - Die vulnerable Gesellschaft [https://www.amazon.de/Die-vulnerable-Gesellschaft-Verletzlichkeit-Herausforderung/dp/3406814611/?tag=maniacforum-21] [https://www.spektrum.de/rezension/buchkritik-zu-die-vulnerable-gesellschaft/2253795] Frauke Rostalski: Die vulnerable Gesellschaft – neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit. [https://www.youtube.com/watch?v=HOSA2P_LIcc] Ole LieblDas Buch hatte ich schon länger auf dem Schirm, obiger Podcast hat es nochmal 'ne Spur interessanter gemacht und als auch noch Ole Liebl (cooler Wokie – ernsthaft!) es noch empfohlen hat (YT-Interview vin Jasmin Kosubek) war die Kaufentscheidung schnell gefallen. Nach dem Lesen hat es mich null gewundert wieso das Ding für das Sachbuch des Jahres nominiert war, aber es rennt bei mir auch offene Türen ein. Ihre Kernthese ist, dass „wir“ immer bereit sind persönliche Freiheitsrechte zugunsten der „Vulnerablen“ einzuschränken oder gar zu kippen. Diese aufkommenden bzw. schon vorhandenen Spannungsverhältnisse illustriert sie an diversen Themen bzw. Beispielen. Pandemiepolitik (Impfpflicht, Ausgangsperre), Rechtliche Konsequenzen (Hasspostings „Sie sind 1 Pimmel“, assistierter Suizid), Sprachregelungen Man sieht es auch hier im Forum: Die Diskursvulnerabilität nimmt zu, offener Diskurs wird proklamiert, aber schlicht nicht gelebt. Mal locker durch die Hose wäre angesagt. Interessant fand ich ihre Kritik an Adrian Daubs Methodik zu seinem Cancel Culture-Buch. Hätter er dort nicht nur die großen Meldungen in den Medien untersucht, so wäre er zu einem anderen Urteil als „nur Einzelfälle“ gekommen. Aber damit wäre wir wieder beim Thema MySide-Bias. Annie Ernaux – Die Scham [https://www.amazon.de/Scham-suhrkamp-taschenbuch-Annie-Ernaux/dp/3518471805/?tag=maniacforum-21] [https://www.ndr.de/nachrichten/info/Synapsen-Scham-verstehen-Ueber-die-Wucht-eines-Gefuehls,podcastsynapsen414.html] Ernaux stand nach ihrem Gewinn des Literaturnobelpreises bei mir relativ oben auf der Leseliste. Nachdem ich obigen Podcast gehört hatte, habe ich es insta bestellt. Anhand ihrer eigenen Biografie beschreibt Ernaux als soziologische Fallstudie ihren eigenen Aufstieg. Sie erkennt schon als Jugendliche Chansons und Phrasen ihrer Prekären Umwelt als Zeichen restringierter Sprache, was u.a. den Habitus (nach Pierre Bordieux) des eigenen Milleus ausmacht. In meiner Ausbildung hatten wir auch Psychologie, dort verwunderte dass man nach Paul Ekman Scham nicht als eine der dann insgesamt sieben Grundemotion ansah. Natürlich fragte ich damals nach wie das komme, die Antwort: Scham ist/wird kulturell geprägt. Sagen wir mal so, ich konnte mit 'ner Menge aus diesem Büchlein relaten. Irgendwas von Ernaux wird demnächst also bestimmt wieder eingetütet. Bruno Frank – Lüge als Staatsprinzip [https://www.amazon.de/L%C3%BCge-als-Staatsprinzip-Peter-Graf/dp/3946990843/?tag=maniacforum-21] Erst lange verschollen bevor es dann vom Verlag „Das Kulturelle Gedächtnis“ (geiler Name) letztes Jahr veröffentlicht wurde. [https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCge_als_Staatsprinzip] E.M. Forster – Die Maschine steht still [https://www.amazon.de/Die-Maschine-steht-still-Forster/dp/3455405711/?tag=maniacforum-21] Dank cervantes hatte ich in Teil 20 von Gerald Farcas Buch Playing Dystopia: Nightmarish Worlds in Video Games and the Player's Aesthetic Response berichtet. Farca zählte neben 1984 und Schöne neue Welt, sowie Samjetins Wir auch Forsters Novelle zu den prägenden Dystopien in Literaturform. Der Herr der Welt von Benson wurde nicht genannt. Die Oberfläche der Erde ist wie in der Serie Silo nicht mehr bewohnbar, weshalb die Menschen in unterirdischen Waben voneinander isoliert leben und nur noch per Bildtelefonie miteinander agieren. Körperlicher Kontakt ist pfui und überall das wacht die allmächtige Maschine. Die Novelle wurde vor 120 Jahren geschrieben! Visonäre Medienkritik. Mascha Kaléko - Ich tat die Augen auf und sah das Helle: Gedichte und Prosa [https://www.amazon.de/Ich-tat-die-Augen-Helle/dp/342328420X/?tag=maniacforum-21] Mein schönstes Gedicht Mein schönstes Gedicht ? Ich schrieb es nicht. Aus tiefsten Tiefen stieg es. Ich schwieg es. Wem ich jetzt noch erklären muss wieso weshalb und warum mich Malekos „Neue Sachlichkeit“ sofort berührte... Gedichte können ja doch was. Willi Münzenberg - Propaganda als Waffe [https://www.amazon.de/Propaganda-als-Waffe-Willi-M%C3%BCnzenberg/dp/375265936X/?tag=maniacforum-21] [https://www.rosalux.de/mediathek/media/element/2627] [https://www.youtube.com/watch?v=CJuAMOOBH4U] Durch obigen Podcast bin ich auf Willi Münzenberg gestoßen, definitiv ein interessanter Typ. Für das Forum aber anscheinend nicht interessant genug wie er den Propagandaapparat der Nazis aufdröselt. Sonst hätte sich zumindest eine Person hier gemeldet als ich das Buch komplett kostenlos inklusive Versand angeboten habe. Am Schluss könnte man sich womöglich auch noch politisch – grundlegend – weiterbilden. BTW: Meinungsvielfalt? [https://www.youtube.com/watch?v=O53fdlqjnqU] [https://www.youtube.com/watch?v=ZsGL94kxYGM] [https://www.baks.bund.de/de/die-baks/der-beirat] BTW2: Gibt es eigentlich einen bekannten Journalisten, der gegen die Wehrpflicht ist? Vielleicht können mir die BVB-Fans hier weiterhelfen. Ludwig Wittgenstein - Tractatus logico-philosophicus [https://www.amazon.de/Tractatus-logico-philosophicus-Ludwig-Wittgenstein/dp/3730610791/?tag=maniacforum-21] Wittgenstein ist krass, kommt an, haut dieses Büchlein raus, Micdrop und zieht sich dann aus der Philosophie (erstmal) lange zurück. Yukio Mishima - Sonne und Stahl [https://www.amazon.de/Sonne-Stahl-Autobiografischer-Yukio-Mishima/dp/3963117311/?tag=maniacforum-21] [https://de.wikipedia.org/wiki/Sonne_und_Stahl] Über den IG-Kanal „literartur_kanon“ bin auf diesen Essay gekommen., wo laut Beschreibung Kraft-und Kampfsport auf Philosophie trafen. Das Ding wirkte also wie für mich gemacht, zumal ich feststelen musste, dass dies auch der Autor von Der goldene Pavillion war, was ich vorhabe noch zu lesen, leider fand ich es nur okay und kann die Kritik bzw. Angst, dass es Red Pill-Jünger & Co. für ihre Sache uminterpretieren könnte ein bisschen nachvollziehen. „Bunburyodo“ versuche ich mir als Begriff zu merken. John Fea - Was America Founded as a Christian Nation?: A Historical Introduction [https://www.amazon.fr/dp/0664235042?linkCode=gs2&tag=maniacsfrance-21] Ein Geschenk. Der Historiker Fea ergründet obige Frage und verweigert dem Leser eine endgültige Antwort. Der Leser solle anhand der ihm vorgelegten Fakten entscheiden. Zieht euch die Rezensionen auf Amazon rein, wenn ihr Näheres über das Buch oder die USA-Historie erfahren wollt. Die Präsidenschaftswahl von 1800 war echt mal weichenstellend. Bozzaro, Rehmann-Sutter, Richter (Hg.) - Ethik des assistierten Suizids: Autonomien, Vulnerabilitäten, Ambivalenzen [https://www.amazon.de/Ethik-assistierten-Suizids-Vulnerabilit%C3%A4ten-Ambivalenzen/dp/3837667928/?tag=maniacforum-21] [https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6792-9/ethik-des-assistierten-suizids/] Buch des Monat in den Blättern. Das Ding war ein Pflichtkauf für mich und schließt mit seiner Thematik auch eine Klammer zum Buch von Rostalski, dass ich am Anfang vorgestellt hatte. Ich hatte mir gestern Abend überlegt, ob ich euch mal durch meinen vormittäglichen Arbeitsplatz führen sollte - Physio in einem Altersheim. Wie es ist wenn gleich einem die ersten beiden Patienten einem ihren Sterbewunsche – ich will es mal neutral formulieren – mitteilen und man sich dabei denkt: Hej, ich behandel heute Nachmittag noch ein geistig behindertes Kind und das will ich wie immer während der Therapiestunde zum Lachen bringen. Vielleicht wäre aus weiteren Anekdoten über Sterbende ersichtlich geworden wieso ich nie mein Beileid bekunde, wenn ein Angehöriger eines Users gegangen ist und wieso auch im Fuck Cancer-Thread nie was von mir zu lesen ist und wieso ich mit der dritten Folgen von The Last of Us ein Problem habe Doch just heute morgen hat mir eine Patientin gesagt, dass sie sich „die Spritze“ wünsche, während ihre Töchter mich „bedrängen“ sie doch schnellstmöglich wieder zum Laufen zu bringen. Soll ich jetzt wirklich auf des BVG Urteil von 2020 verweisen oder mich wundern, dass ausgerechnet Palliativmediziner mehrheitlich gegen den assistierten Suizid sind? Die Diskussionen hier zu den Themen Abtreibung oder Glauben haben gezeigt, dass für viele so ein Buch ein echter Augenöffner sein würde, um zu verstehen wie vielschichtig ein solches Thema angegangen werden muss. ("No Nazis, no space aliens, no slippery slope" wäre schon mal ein Anfang: [https://www.wellesu.com/10.1007/bf02274154]) So Leute, Forza ist fertig runtergeladen. |
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