| Vielen Dank an euch alle |  |
für die lieben Worte, die Anteilnahme und euer Mitgefühl. Ich habe mit so viel herzlichem Zuspruch gar nicht gerechnet und das hat mich sehr gerührt. Danke auch sehr für euer Angebot der finanziellen Unterstützung. Das ist aber nicht nötig, wir haben ein paar kleine Reserven und kommen damit über die Runden.
Heute war ein schlimmer Tag. Abgesehen von den körperlichen Beschwerden war es mental sehr belastend. Heute früh hab ich das erste Mal nach dem Krankenhaus meine Mutter wieder gesehen. Sie hat geweint und ist völlig fertig. Und sie wollte meinetwegen ihre Kreuzfahrt in drei Wochen nach Norwegen absagen, auf die sie und meine Schwester sich über ein Jahr schon freuen. Ich habe ihr das ganz schnell ausgeredet und darauf bestanden, dass sie die Reise antritt. Was mir bleibt, ist das schlechte Gewissen. War es egoistisch von mir, sie vor der Reise über meinen Zustand zu informieren?
Ich bin anschließend noch ein wenig durch die Fußgängerzone spaziert und habe die Leute beobachtet. Alles ganz normal, wie jeden Tag. Jeder geht seinen Dingen nach, als wäre es die selbsverständlichste Sache der Welt. Aber für mich fühlte es sich ganz anders an. Es war so, als würde ich alles von außen durch eine Glasscheibe sehen, wissend, dass ich zu dieser Normalität auf der andern Seite der Scheibe nie wieder zurückkehren kann. Ich habe dann ein Eiscafé angesteuert um mir für unterwegs ein Eis auf die Hand zu gönnen. Da sah ich einen ehemaligen Kollegen allein am Tisch sitzen. Normalerweise wäre ich sofort hingegangen und wir hätten über alte Zeiten geplaudert. Heute habe ich mir kein Gespräch zugetraut. Ich hab mich im Laden so platziert, dass er mich nicht sehen konnte und hab mich dann davon geschlichen. Erbärmlich.
Auch wenn es für euch so aussieht, als würde ich ganz reflektiert über meine Situation berichten, lasst euch gesagt sein: meine starken Momente sind rar gesät und ich muss oft schwer damit kämpfen, nicht in völlige Verzweiflung zu geraten. Den Kampf um die Beherrschung verliere ich immer öfter, besonders wenn mein Körper wieder deutliche Signale aussendet. Mittlerweile ist meine beste Zeit nachts, wenn mir die Schlaftablette ein paar Stunden Ruhe schenkt.
Ich hab schon wieder viel zu viel geschrieben.
Eigentlich wollte ich nur Danke sagen. Aber es tut gut, sich die Last ein wenig von der Seele zu schreiben. Seht es mir bitte nach.
LG und Gute Nacht