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| Autor: | chifan | ||
| Datum: | 13.01.25 09:16 | ||
| Antwort auf: | Bücher Thread #6 von Matze | ||
Rainald Goetz schreibt in seinem legendären ersten, quicklebendig gebliebenen Roman (erschienen 1983) über die Psychiatrie und einen Helden unserer Tage. Wie weh tut der Irrsinn den Irren? Wie schlimm ist das Arbeiten als Arzt in einer psychiatrischen Klinik? Wie geht das Leben? Muß das wirklich so zerrissen und zerfetzt sein? »Ich erkannte nichts wieder. Aus der Anstalt entlassen, allabendlich, ging ich auf den U-Bahn-Schacht zu, ohne Blick. Hatte ich je den Frühling gerochen? Gerüttelt von der Fahrt, erreichte ich mein Zimmer, und nichts war wie früher. Ohne Aufbegehren bewegte ich mich zwischen den Bierdosen, den Flaschen, Zeitungen und Kleidungsstücken am Boden, ziellose Suche. Die riesigen weißen Laken an den Wänden, hinter den Laken die Regale, in den Regalen die Bücher, verhängt. Ich hatte gelesen? Hatte ich je ein Buch geöffnet und etwas anderes gehört als dieses Dröhnen, unerträgliches Dröhnen in den Ohren, lauter mit jedem Satz.« [https://www.suhrkamp.de/buch/rainald-goetz-irre-t-9783518224281] Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Das erste (Sich entfernen) ist ein ständiger Wechsel der Perspektiven von Arzt (Protagonist Raspe) und Patienten, wobei mitunter die Grenzen verschwimmen. Im zweiten Teil (Drinnen) wird Raspes Jahr in der Psychatrie geschildert, im dritten (Die Ordnung) sein Leben danach. Der letzte Teil stellt dann auch die größte Herausforderung dar, ist dieser doch komplett gegensätzlich zum Titel das reinste (Gedanken-)Chaos, bilden die vielen Absätze keine stringente Handlung mehr zueinander. Hat mir sprachlich mit seinen kreativen Wortschöpfungen und vor allem vom Sprachfluss und -rhythmus super gefallen. Ein schönes Beispiel wie literarische Werke nicht nur durch den reinen Inhalt überzeugen. Habe mir jetzt noch Rave und Jeff Koons von ihm bestellt. Amazon: [https://www.amazon.de/Irre-Roman-Rainald-Goetz/dp/3518377248/] |
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