Thema:
Re:Spiegel TV und die Clan-Kriminalität flat
Autor: Atlan
Datum:20.12.24 17:44
Antwort auf:Re:Spiegel TV und die Clan-Kriminalität von thestraightedge

>Da wird angeprangert, dass im Kontext "Clans" v.a. die Kriminaliät besprochen wird. Das ist... merkwürdig.
>Wenn über Reichsbürger berichtet wird, dann ja auch meist über deren Umtriebe und nicht, dass sie gute Köche oder tolle Papas sind.
>Dass v.a. Staatsbedienstete und Opfer zu Wort kommen sehe ich auch nicht als überraschend an. Die Clans selbst sind nun nicht so total auskunftsfreudig.


Es geht m.E. im Artikel nicht darum, existierende Probleme kleiner zu machen, als sie sind. Sondern es geht um das WIE dieser Form der Berichterstattung. Und dass durch dieses Wie sowie die Frequenz das Thema für den Zuschauer eine gesellschaftliche Relevanz erhält, die es so einfach nicht hat. Und von da an ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Bestätigung latenter Vorurteile gegenüber Arabern und Moslems. Weiter unten im Ast wurde von anderen auf einen maßgeblichen Aspekt dieser Problematik ja auch bereits eingegangen.

Ausführlicher empfehle ich dazu noch das hier, vielleicht kannst du dann eher nachvollziehen, worum es mir geht:

[https://www.fr.de/politik/clan-kriminalitaet-deutschland-gefaehrliche-diskurse-ueber-kriminalitaet-analyse-92460442.html]

[https://verfassungsblog.de/uber-die-sogenannte-clankriminalitat/]

>Gleichzeitig ist Spiegel TV (wobei hier ja die Redaktion der Website verfasst hat) weit weg von allem, was rassistisch ist. Deren Zuschauerschaft ist sicher auch nicht empfänglich für Stereotype und Rassismus, und gleichzeitig ist wohl eher verwunderlich, warum das Thema nicht größere Kreise zieht, wenn man sieht welch Auswirkungen es hat.

Spiegel TV ist ein Boulevard-Magazin im Deckmantel des bis heute seriösen Namens des alten Print-Magazins von vor 30 Jahren und bestenfalls Infotainment, noch eine Stufe unter Spiegel Online, die ja selbst bereits jedes noch so komplexe politische Thema auf eine spannende Geschichte von Gut gegen Böse eindampfen, weil: Klicks. Und nicht ohne Grund auf fucking RTL. Spiegel TVs Publikum ist der absolute Durchschnittsdeutsche mit absolut durchschnittlichem Rassismus.
Da wird nach Schwiegertochter-Gesucht oder dem Bachelor halt einfach die Glotze angelassen und sich empört - aber natürlich intelligent und reflektiert, ist ja schließlich Der Spiegel! Da kann dann auch mal der pensionierte Oberstudienrat ("Deutschland schafft sich ab" von Sarrazin hielt er damals bereits für einen wichtigen Debattenbeitrag) endlich mal guten Gewissens RTL schauen und seine latenten Vorturteile gegenüber Arabern auch von (vermeintlich) seriösen Investigativjournalisten bestätigen lassen. An dieses Publikum richtet sich die Sendung, denn sie müssen schließlich Quote machen, und RTL hat alles, aber keinen Bildungs- oder Aufklärungs-Auftrag.

>Die legen halt schon das Brennglas auf das Thema, das stimmt.

Sie legen nicht nur das Brennglas auf ein Thema, sondern machen es größer, als es ist, weil sie ein Boulevard-Magazin sind und somit naturgemäß von Drama und Empörung leben. Und inbesondere bei "Ausländer-Themen" ist sowas nun mal problematisch, weil es bei vielen Zuschauern zu einem "Ja, da sieht man's mal wieder!" führt. Aber eben mit dem guten Gefühl der Aufgeklärtheit, was noch viel verfänglicher ist, schließlich hat man sich ja in nüchternem Tonfall vom Spiegel bilden und nicht platt von Nius aufhetzen lassen.


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