| Report Mainz: Mein Chefarzt, das Arschloch |  |
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Ging um drei Ärztinnen, mindestens zwei davon sogar Oberärztinnen. Die eine, Notärztin, prangert strukturelle Misstände in ihrer Klinik an (vermeidbare Todesfälle durch überforderte Assistenzärzte), die zweite wird von ihrem Chef körperlich attackiert, die Dritte, eine Schweizerin, fühlt sich aufgrund mehrere Aspekte geschlechterspezifisch diskriminiert.
In allen drei Fällen erreicht der Chefarzt durch die "hinter ihm stehende" Klinikleitung eine Täter-OPfer-Umkehr, die Ärztinnen werden gemobbt und schließlich allesamt gekündigt, zwei davon sogar fristlos. Di Notärztin begeht daraufhin Suizid, war letztes Jahr ein ziemliches Thema. Die Schweizerin geht den langen Weg vors Gericht und bekommt schließlich Recht. Bei der dritten, der körperlich attackierten Münchnerin, ist alles noch recht frisch. Die Klinik weigert sich, eine interne Untersuchung einzuleiten, stattdessen werden sämtliche Geschütze gegen die Ärztin aufgefahren.
Bei der Notärztin in Friedrichshafen werden interne Untersuchungen eingeleitet und diverse Misstände aufgedeckt, der Chefarzt schließlich gefeuert. Aber irgendwie alles auch nur auf externen Druck - und *nach* dem Tod der Ärztin.
60% der Humanmedizin Studierenden sind aktuell Frauen, aber nur 10% aller Chefarztposten weiblich besetzt. In einer wissenschaftlichen Befragung haben satte 76% angegeben, schon mal geschlechtsspezifisch gemobbt worden zu sein.
Hochinteressant und ziemlich bedrückend. Aber irgendwie auch nicht überraschend. Meine Freundin war 40 Jahre lang Krankenschwester in einem Krankenhaus, die hat da so einiges erzählt, wo dir die Ohren schlackern. Ich werde auch nie vergessen, wie vor einigen Wochen die Assistenzärztin ins Zimmer des Oberarztes (meines OP-Arztes) gegangen ist, weil ich was von ihm wollte. So verschüchtert und duckmäuserisch habe ich das noch nie gesehen. Sicher kein Beleg für irgendwas, aber es war schon auffällig.