Thema:
Infos zu Krankenversicherung (Schwerpunkt Non-EU-Länder) flat
Autor: JPS
Datum:18.10.24 15:24
Antwort auf:Krankenversicherung von Goldfisch

>Das ist doch auch so ein Ding was man wissen muss zumindest in drittländer. Zumal wenn man als Rentner auswandern will. Da liegt es ja nahe, dass man da auch mal schneller Krank sein kann. Ich kenne einige Auswanderer und die haben da immer mit zu kämpfen. Einige bleiben deswegen in deutschland gemeldet um weiter hier Krankenversichert zu sein. Damit man in der Not schnell mal rüber kann wenn eine OP ansteht. Das kann in einigen Ländern sonst zum Ruin fürhen. Oder man wird dann dort einfach nicht behandelt.

Wenn du bestimmte Bedingungen erfüllst, kannst du als früher gesetzlich Versicherter bei einer späteren Rückkehr nach Deutschland wieder in das System eintreten, ohne jahrelang Beiträge zahlen zu müssen, während du die Versicherung im Ausland gar nicht nutzen kannst. Das Thema hatte ich im Ausgangsbeitrag bereits kurz angeschnitten.

Im Notfall muss die Erstbehandlung ohnehin im Auswanderungsland erfolgen, sodass eine sofortige Rückkehr nach Deutschland meist keine Option ist. Bei längerfristigen Behandlungen kannst du dann bei Bedarf die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung in die Wege leiten.

Es erscheint mir zumindest für "Standard-Rentner" wenig sinnvoll, die deutsche Krankenversicherung weiter zu bezahlen, während sie dauerhaft im Ausland leben – das Geld ist besser in eine private Versicherung für den neuen Lebensmittelpunkt investiert.

Bevor du jedoch kündigst, solltest du sicherstellen, dass die Voraussetzungen für eine problemlose Rückkehr gegeben sind. Wer eine deutsche Rente bezieht und 9/10 der zweiten Hälfte seines Erwerbslebens gesetzlich versichert war, erfüllt diese in der Regel und kann dann auch nach Jahren oder Jahrzehnten wieder in die Krankenversicherung der Rentner (KVdR) aufgenommen werden.

Eine verlässliche private Krankenversicherung fürs Ausland – besonders für Nicht-EU-Länder – zu finden, stellt aber in der Tat eine der größten Herausforderungen beim Auswandern im Ruhestand dar, da private Versicherungen mit zunehmendem Alter schnell sehr teuer werden können.

Viele Versicherer neigen dazu, die Beiträge deutlich zu erhöhen oder den Vertrag zu kündigen, sobald eine relevante Inanspruchnahme erfolgt. Hier ist zu beachten, dass nicht alle Länder Regelungen haben, die mit denen in Deutschland vergleichbar sind und die Versicherungen daher weniger stark reguliert und eingeschränkt sind bei der Vertragsgestaltung. Gerade lokale und günstige Anbieter, die auf den ersten Blick als preiswerte Lösung erscheinen können, haben dann solche Fallstricke in den Vertragsbedingungen.

Wenn die Kosten für medizinische Behandlungen im Zielland günstig genug sind, wäre eine weitere Option, auf eigene Rücklagen zu vertrauen. Anstatt monatlich 500 bis 1.000 Euro für eine hochwertige private Krankenversicherung auszugeben, könntest du eine Basisversicherung abschließen (sofern nötig, um eventuelle Visumsvorschriften zu erfüllen) und die jährlichen 6.000 bis 12.000 Euro selbst "zurücklegen".

Auf 20-30 Jahre gerechnet, kommen so 120.000 bis 360.000 Euro zusammen, was auch für komplexeren Behandlungen und ein größeren Anteil von Erkrankungen mit regelmäßigen Folgekosten ausreichen dürfte. Das bestehende Restrisiko wäre durch die Rückkehr nach Deutschland abgedeckt.

Diese Variante hat den Vorteil, dass sie nicht von der Willkür einer Versicherung abhängt. Bei einer solchen Selbstvorsorge kann niemand die Beiträge hochschrauben oder Dich kündigen (wobei quasi alle Beiträge der Vorjahre verloren gehen). Und wenn Du doch spontan und ohne langen Krankenverlauf stirbst, ist das Geld noch für Deine Erben vorhanden.

Diese Strategie ist allerdings gerade im Rentenalter nur sinnvoll umsetzbar, wenn du von Beginn an über ein ausreichendes Vermögen verfügst, und nicht erst über viele Jahre hinweg Dein persönliches Gesundheitskonto aufbauen musst.

Nicht übersehen sollte man beim Vergleich, dass auch in Deutschland viele Rentner einen Großteil oder sogar ihr gesamtes Vermögen verlieren, wenn sie mehrere Jahre in Pflegeeinrichtungen verbringen müssen. Oftmals bleibt ihnen keine andere Wahl, als ihr Haus zu verkaufen, das eigentlich für die Erben vorgesehen war. Das deutsche System schützt das Vermögen also nicht zwingend vor dem Verlust im Pflegefall.

In Ländern Südostasiens oder Südamerikas können sich hingegen gerade an der Stelle Vorteile ergeben, da die Dienstleistungskosten deutlich niedriger sind und daher die Pflegekosten deutlich geringer ausfallen, was sich in Kosten und Umfang der Betreuung widerspiegelt. Auch die Anstellung einer Haushaltshilfe für alltägliche Aufgaben ist weitaus erschwinglicher, falls man im Alter Unterstützung benötigt.

Ist also auch in dem Punkt nicht alles so schwarz/weiß, sondern mit Vor- und Nachteilen verbunden.

Speziell für Thailand und bisher gesetzlich Versicherte würde ich die Pros/Cons aktuell so einschätzen:

Pro:

- Bessere Service-Qualität durch den Wechsel in die private Versicherung
- Günstige Haushaltshilfen verfügbar
- Deutlich niedrigere Kosten für Pflegeeinrichtungen (besserer Schutz von Erbe für Kinder, umfangreichere Betreuung möglich)
- Günstigere Preise für Leistungen, die über den Versicherungsschutz hinausgehen

Con:

- Höhere Kosten für eine private Krankenversicherung im Vergleich zu den geringen Beiträgen als Rentner in der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung
- Risiko steigender Beiträge im Alter
- Gefahr der Kündigung durch die Versicherung (je nach Bedingungen, vor allem bei lokalen und günstigen Alternativen) nach einem größeren Schadensfall
- Suche nach einer erschwinglichen Versicherung mit Vorerkrankungen und höherem Eintrittsalter sehr schwer
- Mögliche Verzögerungen bei der Behandlung, wenn die Zahlungsfrage nicht geklärt ist

Krankenhaus-Kosten Grundpreis (also Zimmer + Krankenschwestern pro Tag) lt. eigener Recherche:

- Hochwertiges Einzelzimmer in einem staatlichen Krankenhaus: etwa 100 € pro Tag
- Standard-Einzelzimmer in einem privaten Krankenhaus: etwa 300 € pro Tag
- Hochklassiges Einzelzimmer oder Intensivstation: 450–600 € pro Tag

Beispiele für Kosten (einfachere Fälle):

Umfangreiche Behandlung eines Bandscheibenvorfalls in Top-Krankenhaus: €3000
Bandscheiben OP in Top Krankenhaus: €9000
[https://youtu.be/Js_7wtesVDw?si=dhaUvlOop0SjyZe_&t=402]

Bakterielle Infektion mit eintägigem Krankenhausaufenthalt in Top-Krankenhaus: €1200
[https://youtu.be/xwL-a1enYJY?si=Qsese8uLwx6iCKj0&t=446]

Bakterielle Infektion mit zweitägigem Krankenhausaufenthalt in privatem Krankenhaus: €2800
[https://youtu.be/n2_b-7-VfgQ?si=3QpBNwcdosXr1Kp1&t=637]

6 Tage in Top-Krankenhaus zur Beobachtung/Vireninfektion: €2900
[https://youtu.be/EUl0kPNOaUk?si=_s6cZbtq5oirEFCH&t=589]

Ambulanter Gesundheitscheck (14 Tests) in privatem Krankenhaus: €800
[https://youtu.be/SdvZ5Tozgvs?si=fQVsGiX3u2YfyyG_&t=541]

Preise verschiedene Zahnbehandlungen in hochwertiger Praxis:
[https://youtu.be/mMhFbSJL6BM?si=-96Y2rxqi0heBWHL&t=529]

Preis Zahn-Implantat in hochwertiger Praxis: €2900
[https://youtu.be/TgVDvrqoc08?si=XEd92hFPVr2slEHs&t=660]

(Das entspricht in etwa dem, was ich in Deutschland an Zuzahlung hatte - ist also zumindest für Deutsche in dieser Klinik keine wesentliche Ersparnis, wobei ich nicht genau einschätzen kann, ob der Umfang 100%ig vergleichbar war.)

Im staatlichen Krankenhaus irgendwo am Land willst Du eher nicht landen wie hier zu sehen ist:

[https://www.youtube.com/watch?v=dqsRBdN96AU&t=255s]

Daher ist ein Leben zu weit ab von größeren Städten gerade im Rentenalter nach meiner Einschätzung nicht sonderlich erstrebenswert, wenn man westliche Standards erwartet. Ich würde immer abklären, wie weit das erste halbwegs brauchbare Krankenhaus entfernt ist.

In Touristengebieten und größeren Städten gibt es jedoch auch bessere staatliche Krankenhäuser und günstigere private Alternativen. Es muss nicht immer das teuerste Krankenhaus sein, vor allem, wenn der Maßstab nur die gesetzliche Krankenversorgung in Deutschland ist.

Insgesamt muss man aber festhalten, dass sowohl die private Bildung von Rücklagen als auch eine private Krankenversicherung im Rentenalter einen erheblichen Kostenfaktor darstellen.

Daher sollte man sich von der Idee verabschieden mit einer Rente von 1000-1500 Euro und ohne weitere Rücklagen, nach Thailand auszuwandern und sich davon dann ein Luxusleben zu versprechen.

Thailand wird IMO ab etwa 2.500 Euro monatlichem Einkommen interessant – sei es aus Rentenbezügen, anderen Einkommensquellen (Kapitalmarkt, Mieteinnahmen) oder dem Aufbrauchen von Vermögen.

Mit leichten Einschränkungen könnte es ab 2.000 Euro funktionieren. Auch da sind dann schon Condo-Gebäude mit Pool und einfachem Fitness-Raum und regelmäßig auswärts Essen drin, aber halt noch nicht viel mehr. Ständig ins internationale Restaurant laufen oder durchs Land und Nachbarländer reisen, wird damit kaum möglich sein.

Wenn die Fixkosten, einschließlich der medizinischen Absicherung, gedeckt sind, steigert aber jeder weitere Euro die Lebensqualität stärker als in Deutschland, so dass es mit zunehmendem Vermögen immer interessanter wird.


< antworten >